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Kriphal S. Sodi - Rezeption der amerikanischen Sozialpsychologie gegen den Strom der Zeit
- Kripal Singh Sodhi (1911 – 1961), gebürtiger Inder, hatte in Indien studiert und kam 1937 nach Berlin, um bei Wolfgang Köhler Gestaltpsychologie zu studieren, der aber bereits emigriert war.
- nach großen Schwierigkeiten, eine außerplanmäßige Professur, u.a. durch positive Gutachten von Köhler und Hofstätter
- Sodhis Forschung lag im Bereich der Konformitätsfor-schung, der sozialen Wahrnehmung und der Stereotypforschung.
- moderne, experimentelle Sozialpsychologie unter dem Einfluss von Köhler, Crutchfield und Asch vertrat, die Schwierigkeiten ablesen, die ein jüngerer Wissenschaftler wie er mit dem Establishment hatte. Als Sodhi sein eingangs zitiertes Kongressreferat von 1953 für den Kongressbericht einreichte, stieß er beim Herausgeber Albert Wellek auf Kritik. Wellek nahm im Manuskript Kürzungen vor und wünschte Einfügungen, da Sodhi angeblich Wichtiges, nämlich die Dar-stellung der Sozialorganismen, entgangen sei. Dazu empfahl er ihm die Lektüre eines seiner eigenen Bücher, Arbeiten von Willy Hellpach und Felix Krueger. Sodhi hatte nun Mühe seine Position durchzusetzen. Er wehrte sich gegen Streichungen, entschuldigte sich aber bei Wellek für seine „bedauerliche Unterlassung“, dessen Buch nicht zitiert zu haben. Den Begriff der Sozialorganismen habe er aber in seiner Arbeit absichtlich nicht dargelegt, da die moderne ethnologische und soziologische Forschung die Gesellschaft schon lange nicht mehr als Organismus auf-fasse. Hiermit hatte Sodhi recht; und die Episode macht deutlich, wie schwer eine empirische Sozialpsychologie in Deutschland etabliert werden konnte.
Karteninfo:
Autor: Lise Langstrumpf
Oberthema: 3407
Schule / Uni: FU Hagen
Veröffentlicht: 13.12.2014