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Alle Oberthemen / Differenzielle Psychologie / Alle Kapitel / VO Persönlichkeits- und differentielle Psychologie
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Was ist "Psychotizimus"? (biologische Fundierung, Kritik, Anwendung)
Ein Superfaktor aus Eysencks Persönlichkeitstheorie

Psychotizismus (am relativ schlechtesten abgesichert):
  • Aus empirischen Befunden wird die Annahme eines Kontinuums zwischen normal bis psychotisch abgeleitet (vgl. Kretschmer).
  • Da kein weiterer Faktor zur Unterscheidung von Schizophrenen und Manisch‐Depressiven identifizierbar war, wurde angenommen, dass auf dem Psychotizismusfaktor eine Abfolge der Gruppen Normale - Schizophrene - Manisch‐Depressive bestehe.
  • Merkmale:Wahnideen, Halluzinationen, Beziehungswahn, jähe Stimmungsschwankungen, Denk‐ und Gedächtnisstörungen, gesteigerte Selbstmordimpulse, soziale Kontaktlosigkeit und einem „Grundton des Misstrauens“ gegenüber der Welt im Allgemeinen
  • Erst viel später (Eysenck & Eysenck, 1972): Versuch einer Skalenkonstruktion (Fragebogen mit 20 Items), die v.a. zwei Bedingungen genügen sollte:
  • - Unabhängigkeit der Dimension von den beiden anderen Superfaktoren;- Diskriminationsmöglichkeit der Psychotiker von Normalen und Neurotikern.
  • Iteminhalte: hohe Eigenständigkeit, sich nicht um andere Leute kümmernd, störend / lästig, nicht anpassungsbereit, grausam / inhuman, gefühlsarm / unempfindlich etc. Es sind keine Items mit psychotischen Symptomen im engeren Sinn vorhanden, weil es ja nur um die psychotische Tendenz (auch im „Normalbereich“) geht.
  • Biologische Fundierung: eigentlich keine
  • - Eysenck (1977) schließt aufgrund der positiven Zusammenhänge von P‐Werten mit männlichem Geschlecht, mit sozial abweichendem Verhalten und mit dem Auftreten einer Chromosomen‐Aberration (XYY: Hochwuchs in Kombination mit gestörtem Sozialverhalten) auf eine primär genetische Determination dieses Faktors.

Kritik an Skala:
  • Validität und Reliabilität der P‐Skala erfüllen keineswegs alle Erwartungen.
  • Auch der Anspruch auf Eigenständigkeit der P‐Dimension lässt sich nicht absolut aufrechterhalten (r = .40 mit Neurotizismus).
  • DAVIS (1974) meint zu recht, ob nicht anstelle von Psychotizismus von Psychopathie gesprochen werden sollte, weil dieser Begriff genau den gefühlskalten, unangepassten,
  • aggressiven und asozialen Menschen bezeichnet (der in der Folge auch dazu tendiert, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten).

Anwendung:
  • Die P‐Skala wurde tatsächlich häufig in der forensischen Psychologie (Delinquenzforschung) eingesetzt.
  • Nach Eysenck & Eysenck (1968) konnte die sie relativ gut zwischen 603 Strafgefangenen und verschiedenen unbescholtenen Kontrollgruppen diskriminieren – besser als E‐ und N‐Skala. (Ergebnis wurde von Eysenck & Eysenck, 1977, neuerlich bestätigt.)
  • Allerdings ist der Vergleich „Häftlinge‐Unbescholtene“ methodische zweifelhaft, weil nicht klar ist, ob die Selbstbeschreibung auf der P‐Skala als Ursache oder Wirkung der Haft zu sehen ist.
Tags: biologische Fundierung, Eysenck, Persönlichkeit
Quelle: S119
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Karteninfo:
Autor: ZoeSzapary
Oberthema: Differenzielle Psychologie
Thema: Alle Kapitel
Schule / Uni: Universität Wien
Ort: Wien
Veröffentlicht: 11.12.2019

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