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Was versteht man darunter, dass das Problem der Arbeitslosigkeit zunehmend "psychologisiert" hat? Folgen (14)?
Im Zuge des sozialen und kulturellen Wandels, mit der Abwendung der drückendsten materiellen Sorgen hat sich das Problem der Arbeitslosigkeit zunehmend "psychologisiert".
Trotz der relativ besseren materiellen Lage ist die psychische Belastung der Arbeitslosen heute mit jener vor über acht Jahrzehnten vergleichbar.
Damals wie heute schafft der Verlust der Arbeit, die Erschütterung des gewohnten Lebensrhythmus in seinem Wechsel von Arbeit und Freizeit, Probleme bei der Organisation des täglichen Lebens. Die Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Arbeitsprozess ist auch heute mit einer tiefgreifenden Verunsicherung in der Lebensperspektive der Einzelnen verbunden sowie mit der Erfahrung soziale Isolation, individueller Abhängigkeit und Handlungsohnmacht.
Wer sich heute nicht nach dem ökonomischen Diktat verhält, geht nicht sofort unter, aber am Horizont zeichnet sich die Deklassierung ab.
aus "Psychologie Heute" (1983):
//Neben der wirtschaftlichen Verarmung und dem sozialen Abstieg, dem vielen Arbeitslose unterworfen sind ... werden durch die psychologische Forschung vielfältige psychologische Schäden als Folgen von Arbeitslosigkeit nachgewiesen:
In Abhängigkeit von dem Anstieg der Massenarbeitslosigkeit lassen sich auf der Ebene kollektiven Verhaltens folgende Auswirkungen sozialstatistisch nachweisen
Bei den einzelnen Arbeitslosen führt Arbeitslosigkeit zu
Bei den Angehörigen Arbeitsloser lassen sich folgende Auswirkungen feststellen
Bei den Beschäftigten führen die Erfahrung von Massenarbeitslosigkeit und die damit verbundene Angst vor der drohenden Entlassung zu
Trotz der relativ besseren materiellen Lage ist die psychische Belastung der Arbeitslosen heute mit jener vor über acht Jahrzehnten vergleichbar.
Damals wie heute schafft der Verlust der Arbeit, die Erschütterung des gewohnten Lebensrhythmus in seinem Wechsel von Arbeit und Freizeit, Probleme bei der Organisation des täglichen Lebens. Die Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Arbeitsprozess ist auch heute mit einer tiefgreifenden Verunsicherung in der Lebensperspektive der Einzelnen verbunden sowie mit der Erfahrung soziale Isolation, individueller Abhängigkeit und Handlungsohnmacht.
Wer sich heute nicht nach dem ökonomischen Diktat verhält, geht nicht sofort unter, aber am Horizont zeichnet sich die Deklassierung ab.
aus "Psychologie Heute" (1983):
//Neben der wirtschaftlichen Verarmung und dem sozialen Abstieg, dem vielen Arbeitslose unterworfen sind ... werden durch die psychologische Forschung vielfältige psychologische Schäden als Folgen von Arbeitslosigkeit nachgewiesen:
In Abhängigkeit von dem Anstieg der Massenarbeitslosigkeit lassen sich auf der Ebene kollektiven Verhaltens folgende Auswirkungen sozialstatistisch nachweisen
- Verstärkung der Kriminalisierung insb. Jugendlicher
- Zunahme von Drogenabhängigkeit, Selbsttötungsversuchen und depressiven Symptomen
- Zunahme von Einlieferung in psychiatrischen Kliniken
- Zunahme psychosomatischer Erkrankungen (z.B. Herzkrankheiten, Magengeschwüre, Gelenkrheumatismus)
- Verschlimmerung einer Vielzahl psychischer Störungen.
Bei den einzelnen Arbeitslosen führt Arbeitslosigkeit zu
- Abnahme des Selbstvertrauens, Selbstwertgefühls und auch des Vertrauens gegenüber Mitmenschen
- Depression, Fatalismus und Apathie als letzte Stufe der Entmüdigung langfristiger Arbeitsloser, die mit dem Gefühl des Unwertseins und der Hoffnungslosigkeit verbunden ist;
- Zunahme der sozialen Isolation
- Entwicklung von Schuldvorwürfen hinsichtlich der eigenen Familie
Bei den Angehörigen Arbeitsloser lassen sich folgende Auswirkungen feststellen
- Zunahme familiärer Konflikte bei Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben
- bei Kindern: Zunahme von Entwicklungsstörungen (z.B. emotionale Labilität, antisoziales Verhalten), Schulleistungsschwächen, Beziehungsprobleme in der Familie (z.B. Autoritätsverlust des arbeitslosens Vater)
Bei den Beschäftigten führen die Erfahrung von Massenarbeitslosigkeit und die damit verbundene Angst vor der drohenden Entlassung zu
- eine Verschärfung des Leistungsdrucks
- eine Erhöhung des Konkurrenzdrucks, was eine Entsolidarisierung der Belegschaft bewirkt;
- Unterlassung berechtigter Krankmeldungen und notwendiger Kuranträge
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Kirchler
Source: VO08 Kirchler
Flashcard info:
Author: coster
Main topic: Psychologie
School / Univ.: Universität Wien
City: Wien
Published: 24.04.2014