Diagnostik, Prüfung: Uni Gießen, Prof. Kersting (Literatur: Amelang & Schmidt-Atzert)... (177 Karten)
In welcher Beziehung stehen diagnostischer Prozess und Gutachten?
Das Gutachten dient als Dokumentation (gewöhnlich schriftlich, nach Wunsch auch mündlich) des gesamten diagnostischen Prozesses (Fragestellung, Untersuchungsplan, eingesetzte Verfahren, ermittelte Daten und Schlussfolgerungen). Prozess sollte transparent und nachvollziehbar (auch für Laien) dargestellt werden.
Tags: 5.2 Das diagnostische Gutachten
Quelle:
Quelle:
Welche Ethischen Richtlinien gelten als verbindliche Kriterien für Gutachten und Untersuchungsberichte?
- Sorgfaltspflicht: sachliche und wissenschaftliche Fundiertheit, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit erforderlich + frist- und formgerecht anfertigen
- Transparenz: für die Adressaten inhaltlich nachvollziehbar
- Einsichtnahme: Sind Auftraggeber und Begutachtete nicht identisch, kann das Gutachten bzw. der Untersuchungsbericht den Begutachteten nur mit Einwilligung des Auftraggebers zugänglich gemacht werden. Psychologen sind gehalten, darauf einzuwirken, dass die Begutachteten ihr Gutachten bzw. den Untersuchungsbericht auf Wunsch einsehen können, sofern für sie kein gesundheitlicher Schaden zu befürchten ist. Falls der Auftrag eine Einsichtnahme von vorneherein ausschließt, müssen die Begutachteten vorab davon in Kenntnis gesetzt werden
- Gefälligkeitsgutachten nicht zulässig ebenso Abgabe von Gutachten, die Psychologen durch Dritte ohne eigene Mitwirkungerstellen lassen nicht zulässig
- Stellungnahme zu Gutachten von Kollegen zulässig ABER nach den Ethischen Richtlinien besonders auf kollegiales Verhalten achten
Tags: 5.2 Das diagnostische Gutachten
Quelle:
Quelle:
Nenne die obligatorischen Hauptgliederungspunkte eines diagnostischen
Gutachtens
Gutachtens
- Titelseite mit folgenden Angaben Absender (z.B. Klinik, Praxisgemeinschaft u.ä.), Adressat, Auftraggeber, evtl. Aktenzeichen des Auftraggebers, Überschrift (z.B. »Psychologisches Gutachten«), Begutachtete Person (Name, Adresse), Datum, Gutachter (ohne Unterschrift) d.h. wer, in wessen Auftrag, von wem und wann
- Evtl. Inhaltsverzeichnis (bei langen Gutachten)
- Evtl. Zusammenfassung (bei langen Gutachten)
- Untersuchungsanlass (Hintergrund und damit auch Zweck der Begutachtung)
- Fragestellung (Formulierung muss immer mit der zuletzt getroffenen Vereinbarung zw. Gutachter und Auftraggeber übereinstimmen
- Evtl. Vorgeschichte (vorliegende relevante Info, z.B. Vorgutachten, Gerichtsakten)
- Psychologische Fragen (oder »Unterfragen«) (Herleitung aus der Fragestellung in konkrete empirisch überprüfbare Unterfragen zur Strukturierung + Gliederung v. DP; Erhöhung von Transparenz und Prüfbarkeit des G. für bessere Verständlichkeit + Nachvollziehbarkeit; geordnete Darstellung nach Inhaltsbereichen von Vorteil (z.B. kognitive Leistungsfähigkeit, Interessen, soziales Umfeld – Wichtiges zuerst) - Verhaltensgleichung (nach Westhoff und Kluck, 2008) nutzen - Anforderungsmerkmale/Anforderungsprofil (Anforderungen bei Eignungsdiagnostik: Grundsätzlich lassen sich kompensierbare von nichtkompensierbaren, stabile von instabilen und veränderbare von unveränderbaren Anforderungsmerkmalen unterscheiden (vgl. Westhoff & Kluck, 2008; Veränderbare Anforderungsmerkmale können z.B. antrainiert werden. Unanbdingbar/ nichtkompensierbar ist z.B. gutes Sehvermögen bei der Eignung zum Piloten)
- a) Untersuchungsmethoden (alle eingesetzten Verfahren kurz und verständlich beschreiben; evtl begründen, warum DIESES Verfahren am besten geeignet ist, z.B. IQ zu messen: weil Gütekriterien hoch, sprachfreie IQ-Tests etc.; Version angeben, denn Normwerte verändern sich!Durchführungsbedingungen beschreiben: Ort, Zeit, Abfolge d.Verfahren, Art der Sitzung, Untersucher und evtl. besondere Vorkommnisse/Störungen etc)
- b) Untersuchungsergebnisse (Vergangenheitsform, keine Interpretation der Ergebnisse!!!,Verhaltensauffälligkeiten des Pbn)a)+b) = Untersuchungsbericht
- Interpretation der Ergebnisse/“Befund“ (Psychologische Fragen werden hier beantwortet, Zwischenüberschriften nach Themen möglich: z.B. „Allgemeine intellektuelle Leistungsfähigkeit“; ALLE Informationen interpretieren und integrieren, um eine Antwort auf eine psychologische Fragestellung zu finden - auch Vorgeschichte etc.!; Übereinstimmungen und Widersprüche (z.B. hoher IQ + schlechte Schulleistung, die aber viell. durch häufiges Fehlen aufgrund von Krankheit herrührt, erwähnen;Fakten und Bewertung trennen: „Herr Z. verfügt über eine hohe allgemeine Intelligenz“, Belege nennen, die Ergebnis unterstützen;Im Präsens schreiben! - Befundbogen als Hilfsmittel um vollständigen Überblick über Ergebnisse und Zusammenhänge zu haben; bleibt bei eigenen Unterlagen, kein Teil des Gutachtens
- Stellungnahme
- Evtl. auch Empfelungen
- Unterschrift
- Literatur
- Evtl. Anhang
Tags: 5.2 Das diagnostische Gutachten
Quelle:
Quelle:
Wie lautet die Verhaltensgleichung nach Westhoff und Kluck, 2008 (und wozu dient sie)?
V = f (U, O, K, E, M, S)
Danach ist Verhalten eine Funktion folgender Variablengruppen:
Umgebungsvariablen
(U; äußere Lebensbedingungen, z. B. Wohnsituation, finanzielle Situation)
Organismusvariablen
(O; körperliche Bedingungen, z. B. Krankheiten, Behinderungen)
Kognitive Variablen
(K; Leistungsfähigkeit und Inhalte des Wahrnehmens, Lernens und Denkens, z.B. Allgemeine Intelligenz, Intelligenzstruktur, Konzentration)
Emotionale Variablen
(E; z. B. emotionale Belastbarkeit, Umgang mit Gefühlen und Belastungen)
Motivationale Variablen
(M; z. B. Leistungs- und Machtmotiv, Interessen, Werte)
Soziale Variablen
(S; soziale Intelligenz, Normen, Einflüsse von »bedeutsamen Anderen«)
...und aus deren Wechselwirkungen
Erklärungsansatz mit Formel, die fast alle relevanten Variablen zusammenfasst, die zur Erklärung, Vorhersage und Beeinflussung individuellen Verhalten bedeutsam sind
Danach ist Verhalten eine Funktion folgender Variablengruppen:
Umgebungsvariablen
(U; äußere Lebensbedingungen, z. B. Wohnsituation, finanzielle Situation)
Organismusvariablen
(O; körperliche Bedingungen, z. B. Krankheiten, Behinderungen)
Kognitive Variablen
(K; Leistungsfähigkeit und Inhalte des Wahrnehmens, Lernens und Denkens, z.B. Allgemeine Intelligenz, Intelligenzstruktur, Konzentration)
Emotionale Variablen
(E; z. B. emotionale Belastbarkeit, Umgang mit Gefühlen und Belastungen)
Motivationale Variablen
(M; z. B. Leistungs- und Machtmotiv, Interessen, Werte)
Soziale Variablen
(S; soziale Intelligenz, Normen, Einflüsse von »bedeutsamen Anderen«)
...und aus deren Wechselwirkungen
Erklärungsansatz mit Formel, die fast alle relevanten Variablen zusammenfasst, die zur Erklärung, Vorhersage und Beeinflussung individuellen Verhalten bedeutsam sind
Tags: 5.2 Das diagnostische Gutachten
Quelle:
Quelle:
Was ist bei der Interpretation der Ergebnisse besonders zu beachten?
Psychologische Fragen werden hier beantwortet, (Zwischenüberschriften nach Themen möglich: z.B. „Allgemeine intellektuelle Leistungsfähigkeit“)
ALLE Informationen interpretieren und integrieren, um eine Antwort auf eine psychologische Fragestellung zu finden
ALLE Informationen interpretieren und integrieren, um eine Antwort auf eine psychologische Fragestellung zu finden
- auch Vorgeschichte etc.!;
- Übereinstimmungen und Widersprüche erwähnen z.B. hoher IQ + schlechte Schulleistung, die aber viell. durch häufiges Fehlen aufgrund von Krankheit herrührt
- Fakten und Bewertung trennen: Für z.B.„Herr Z. verfügt über eine hohe allgemeine Intelligenz“ Belege nennen, die Ergebnis unterstützen
- Im Präsens schreiben!
Tags: 5.2 Das diagnostische Gutachten
Quelle:
Quelle:
Welche Funktion hat ein Befundbogen, und wie ist er aufgebaut?
Der Befundbogen als Hilfsmittel, um einen vollständigen Überblick über Ergebnisse und Zusammenhänge zu haben, bleibt bei den eigenen Unterlagen und ist kein Teil des Gutachtens
Linke Spalte:
alle vorhandenen Datenquellen nennen. Nummerierung dient dazu, Verweise anzubringen (z. B. bei Übereinstimmungen (»1, 4, 5«).
Rechte Seite
im Tabellenkopf: stichwortartig psychologische Fragen.
»Bereich 1« : z.B. »kognitiver Bereich« mit Frage 1.1 z.B. »Konzentration« etc.
In Zellen: Informationen stichpunktartig eintragen (viele
Zellen bleiben dabei leer, weil etwa z.B. IQ-Test keine Infos
zu Pers.merkmalen liefert)
Linke Spalte:
alle vorhandenen Datenquellen nennen. Nummerierung dient dazu, Verweise anzubringen (z. B. bei Übereinstimmungen (»1, 4, 5«).
Rechte Seite
im Tabellenkopf: stichwortartig psychologische Fragen.
»Bereich 1« : z.B. »kognitiver Bereich« mit Frage 1.1 z.B. »Konzentration« etc.
In Zellen: Informationen stichpunktartig eintragen (viele
Zellen bleiben dabei leer, weil etwa z.B. IQ-Test keine Infos
zu Pers.merkmalen liefert)
Tags: 5.2 Das diagnostische Gutachten
Quelle:
Quelle:
Welche Funktion hat die Stellungnahme im Gutachten?
Klare und vollständige Antwort auf Fragestellung, wobei unentscheidbare Punkte/Widersprüche und Gründe für Schlussfolgerungen im Sinne der Transparenz erwähnt werden
„Frau Z. ist über, -unter,-durchschnittlich xy“ gehört hier rein, ebenso wie Präsensform
„Frau Z. ist über, -unter,-durchschnittlich xy“ gehört hier rein, ebenso wie Präsensform
Tags: 5.2 Das diagnostische Gutachten
Quelle:
Quelle:
Nennen Sie zwei unabdingbare Qualitätsanforderungen an ein Gutachten
1. Wissenschaftliche Fundierung
2. Nachvollziehbarkeit und Transparenz
Es muss nachvollziehbar sein,
zusätzlich gibt es Qualitätsanforderungen zu den einzelnen Elementen des Gutachtens
- Bezugnahme auf ein theoretisch begründetes methodisches Vorgehen
- Formulierung von psychologischen Fragen, die anhand geeigneter diagnostischer Daten überprüfbar sind
- Begründete Auswahl von Verfahren, die eine Prüfung der formulierten psychologischen Fragen ermöglichen
- Begründete Festlegung von Entscheidungskriterien vor der Datenerhebung
- Berücksichtigung aller Ergebnisse, keine selektive Nutzung von Informationen
- Ableitung von Schlussfolgerungen unter Beachtung von wissenschaftlich gesicherten
- Gesetzmäßigkeiten zur Beantwortung der Fragestellung.
2. Nachvollziehbarkeit und Transparenz
Es muss nachvollziehbar sein,
- welche spezifischen Fragen bzw. Hypothesen untersucht und warum sie geprüft wurden
- zu welchen Ergebnissen der Gutachter gekommen ist und auf welchem Weg er sie ermittelte,
- mit welchen Begründungen die gutachterlichen Schlussfolgerungen gezogen worden sind,
- auf welchen Informationen die Beurteilungen beruhen.
- Die genannten Schritte sind sprachlich so darzustellen, dass der Adressat sie inhaltlich nachvollziehen kann.
zusätzlich gibt es Qualitätsanforderungen zu den einzelnen Elementen des Gutachtens
Tags: 5.2 Das diagnostische Gutachten
Quelle:
Quelle:
Kartensatzinfo:
Autor: Debora
Oberthema: Psychologie
Thema: Diagnostik
Schule / Uni: JLU
Ort: Gießen
Veröffentlicht: 16.10.2013
Schlagwörter Karten:
Alle Karten (177)
5.2 Das diagnostische Gutachten (8)
Diagnostik (1)
Intelligenztest (1)
Kapitel 1 (7)
Kapitel 1 Recht (3)
Kapitel 3 (1)
Kapitel1 (1)