Diagnostik, Prüfung: Uni Gießen, Prof. Kersting (Literatur: Amelang & Schmidt-Atzert)... (177 Karten)
Was besagen die Ergebnisse aus der Untersuchung zur diagn.Urteilsbildung von Christiansen et al.(2010)?
Experten (Berater aus dem Bereich Personalauswahl) sagen wie geeignet Person A (besonders intelligent) oder Person B ("gute" Persönlichkeitseigenschaften) für eine Position sind,in Abhängigkeit von ihrer sozial erwünschten Darstellung.
Ergebnisse
1. keine Info zur sozialen Erwünschtheit: intelligenter Bewerber A als wesentlich schlechter geeignet eingestuft als Bewerber B = unangemessenes Vertrauen darauf, dass Persönlichkeitsvariablen für den Berufserfolg bedeutsam sind Aber: Die Forschung zeigt dagegen eindeutig, dass kognitive Fähigkeiten ein guter und Persönlichkeitsmerkmale ein schlechter Prädiktor für Berufserfolg sind.
2. Bei Infos zur s.Erw.: Bewerber B (übrigens auch Bewerber A) als weniger geeignet eingestuft, wenn er sich sozial erwünscht darstelleen = »ehrliche« Bewerber bevorzugt
Aber: Die Forschung liefert keine Belege für einen negativen Zusammenhang zwischen sozialer Erwünschtheit und Berufserfolg.
Problem: Selbst Experten lassen sich in ihrem Urteil von falschen Informationen (z.B. zur sozialen Erwünschtheit) beeinflussen, d.h.Expertenstatus schützt nicht vor Urteilsfehlern.
Sind menschliche Urteile weniger geeignet?
Gibt es im Bezug zur Richtigkeit bessere Methoden zur Urteilsbildung?
Ergebnisse
1. keine Info zur sozialen Erwünschtheit: intelligenter Bewerber A als wesentlich schlechter geeignet eingestuft als Bewerber B = unangemessenes Vertrauen darauf, dass Persönlichkeitsvariablen für den Berufserfolg bedeutsam sind Aber: Die Forschung zeigt dagegen eindeutig, dass kognitive Fähigkeiten ein guter und Persönlichkeitsmerkmale ein schlechter Prädiktor für Berufserfolg sind.
2. Bei Infos zur s.Erw.: Bewerber B (übrigens auch Bewerber A) als weniger geeignet eingestuft, wenn er sich sozial erwünscht darstelleen = »ehrliche« Bewerber bevorzugt
Aber: Die Forschung liefert keine Belege für einen negativen Zusammenhang zwischen sozialer Erwünschtheit und Berufserfolg.
Problem: Selbst Experten lassen sich in ihrem Urteil von falschen Informationen (z.B. zur sozialen Erwünschtheit) beeinflussen, d.h.Expertenstatus schützt nicht vor Urteilsfehlern.
Sind menschliche Urteile weniger geeignet?
Gibt es im Bezug zur Richtigkeit bessere Methoden zur Urteilsbildung?
Tags: 5.2 Diagnostisches Urteil
Quelle:
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Worin unterscheiden sich mechanische (statistische) und klinische Urteilsbildung?
1.Klinische:
•individuelle, menschliche Urteile von Diagnostikern
•Bezeichnung bezieht sich auf die überwiegend aus dem klinischen Bereich stammende Forschung
•Klinische Urteilsbildung bedeutet, dass klinische Experten anhand der gleichen Informationen beurteilen, ob ein Patient z.B. psychotisch ist oder nicht.
•Sie verlassen sich dabei auf ihre klinische Erfahrung und brauchen ihr Urteil nicht zu begründen
2.Mechanische:
•die Informationen werden nach einer Formel verrechnet, die zuvor aus empirischen Daten abgeleitet wurde.
•Formel häufig durch statistische Analyse der Daten von vielen ähnlichen Fällen begründet (statistische Urteilsbildung)
•individuelle, menschliche Urteile von Diagnostikern
•Bezeichnung bezieht sich auf die überwiegend aus dem klinischen Bereich stammende Forschung
•Klinische Urteilsbildung bedeutet, dass klinische Experten anhand der gleichen Informationen beurteilen, ob ein Patient z.B. psychotisch ist oder nicht.
•Sie verlassen sich dabei auf ihre klinische Erfahrung und brauchen ihr Urteil nicht zu begründen
2.Mechanische:
•die Informationen werden nach einer Formel verrechnet, die zuvor aus empirischen Daten abgeleitet wurde.
•Formel häufig durch statistische Analyse der Daten von vielen ähnlichen Fällen begründet (statistische Urteilsbildung)
Tags: 5.2 Diagnostisches Urteil
Quelle:
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Was ist der »Goldberg-Index«?
- bekanntes mechanisches Urteilsmodell
- zur Feststellung von Psychosen (vs. Neurosen) anhand von MMPI-Testergebnissen
- Fünf Skalenwerte (T-Werte) werden nach der Formel verrechnet:
L+Pa+Sc–Hy–Pt
Lügenskala + Paranoia + Schizophrenie – Hysterie – Psychasthenie (T-Werte)
Liegt der Index über 45, gilt der Patient als psychotisch.
Tags: 5.2 Diagnostisches Urteil
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Welche Forschungsergebnisse gibt es zum Vergleich klinischer vs.mechanischer (statistischer Urteilsbildung)?
Studie von Goldberg (1965):
Kliniker haben bessere Trefferquoten, wenn sie den Goldberg-Index zur Einschätzung von Psychosen verwenden als wenn sie erfahrungsbasiert klinisch urteilen: 74% (mech.U.) vs. 68% (klin.U.)
Metaanalyse von Meehl (1954):
22 Studien zum Vergleich klinischer und statistischer Urteile ausgewertet = Überlegenheit der statistischen Urteilsbildung
Aber Meehl als Psychoanalytiker sagt: „Alternative zum statistischen Urteil meist nicht das klassische klinische Urteil, sondern das Urteil eines Menschen, der die Formel kennt und entscheidet, ob er ihr folgt oder nicht“
AEgisdottir et al. (2006)
69 Studien zum Vergleich klinischer und statistischer Urteile
Über alle Studien (mit 173 Effektstärken!) Gesamteffektstärke von d = .16 zugunsten der statistischen Methode
Selbst bei konservativer Schätzung mit 41 Studien (deren Ergebnisse: keine Ausreißer) noch Effektstärke d = .12.
Überlegenheit der mechanischen/statistischen Vorhersage
Grove et al. (2000)
136 Untersuchungen zur Genauigkeit von Urteilen im psychologischen und medizinischen Bereich: statistische Urteilsbildung überlegen: d = .089
Aber: sehr kleiner Effekt! (relativiert Überlegenheit von stat.U)
Kliniker haben bessere Trefferquoten, wenn sie den Goldberg-Index zur Einschätzung von Psychosen verwenden als wenn sie erfahrungsbasiert klinisch urteilen: 74% (mech.U.) vs. 68% (klin.U.)
Metaanalyse von Meehl (1954):
22 Studien zum Vergleich klinischer und statistischer Urteile ausgewertet = Überlegenheit der statistischen Urteilsbildung
Aber Meehl als Psychoanalytiker sagt: „Alternative zum statistischen Urteil meist nicht das klassische klinische Urteil, sondern das Urteil eines Menschen, der die Formel kennt und entscheidet, ob er ihr folgt oder nicht“
AEgisdottir et al. (2006)
69 Studien zum Vergleich klinischer und statistischer Urteile
Über alle Studien (mit 173 Effektstärken!) Gesamteffektstärke von d = .16 zugunsten der statistischen Methode
Selbst bei konservativer Schätzung mit 41 Studien (deren Ergebnisse: keine Ausreißer) noch Effektstärke d = .12.
Überlegenheit der mechanischen/statistischen Vorhersage
Grove et al. (2000)
136 Untersuchungen zur Genauigkeit von Urteilen im psychologischen und medizinischen Bereich: statistische Urteilsbildung überlegen: d = .089
Aber: sehr kleiner Effekt! (relativiert Überlegenheit von stat.U)
Tags: 5.2 Diagnostisches Urteil
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Nennen Sie Vor- und Nachteile der mechanischen/statistischen Urteilsbildung?
Überlegenheit der statistischen Urteilsbildung (gegenüber der klinischen U)
Grenzen der statistischen Urteilsbildung
- wissenschaftlich belegt
- ist vor allem dann überlegen, wenn medizinische und forensische Kriterien vorherzusagen sind
- wenn Informationen in Form von Interviewdaten vorliegen (als mögliche Moderatoren, bei Grove et al.,2000)
Grenzen der statistischen Urteilsbildung
- Keine universelle Lösungsmethode
- (unrealistische) Beschränkung auf nur einen Test
- Beschränkung auf Informationen, die für alle Pbn vorliegen (Diagnostiker kann u.U. zusätzliche Informationen nutzen)
- Statistische Modelle benötigen: Informationen zu allen Pbn, um es zu konstruieren + Hohe Fallzahl bei einheitlicher Fragestellung
- Berücksichtigt nicht Einzelfälle (Ausreißer der Statistiken)
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Nennen Sie Vor- und Nachteile der klinischen Urteilsbildung
Argumente für klinische Urteilsbildung
Grenzen der klinischen Urteilsbildung:
- Einzelfälle (vs. Gruppen) berücksichtigt
- Berücksichtigung spezifischer Muster von Variablenausprägungen
- Verfügbarkeit zusätzlicher Informationen, die in die statistische Vorhersage nicht eingehen
- Nur geringe Überlegenheit statistischer Modelle (geringe Effektstärken bei Metaanalysen)
Grenzen der klinischen Urteilsbildung:
- ist durch fehleranfällige menschliche Urteile unterlegen
- Diagnoistiker ignorieren häufig die Basisrate: machen Diagnosen, die unwahrscheinlich sind (weil statistisch selten!)
- Diagnoistiker gewichten Informationen falsch: Availability-Heuristik = leicht verfügbare Informationen werden über-gewichtetRegression zur Mitte wird vernachlässigt
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Fazit: Welches Urteilsmodell ist besser?
beide Modelle haben Vor- und Nachteile
Vorteile und Chancen beider Urteilsmodelle nutzen
statistische Vorhersagemodell kennen und nutzen (»Formel« nutzen) – ohne ihnen blind zu vertrauen
wenn der DiagnostikerZweifel hat, dass das Modell für einen Probanden angemessen ist, die mechanische Vorhersage korrigieren oder ganz durch klinische ersetzen
Mechanische Vorhersage verbessern
Vorteile und Chancen beider Urteilsmodelle nutzen
statistische Vorhersagemodell kennen und nutzen (»Formel« nutzen) – ohne ihnen blind zu vertrauen
wenn der DiagnostikerZweifel hat, dass das Modell für einen Probanden angemessen ist, die mechanische Vorhersage korrigieren oder ganz durch klinische ersetzen
Mechanische Vorhersage verbessern
Tags: 5.2 Diagnostisches Urteil
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Wie läßt sich die mechanische Urteilsbildung verbessern?
- Kreuzvalidierung an neuen Kohorten v. Pbn zeigt Bestand des st.Modells
- Weitere moderierende Faktoren (Prädiktoren) suchen Bsp.für solche Faktoren, die häufig als Randbedingung aus Modell gestrichen werden: Schwarze US-Amer.haben schlechte Rückfallprognose bzgl.Kriminalität Annahme: Zusammenhang zwischen Hautfarbe + Gewalt.ABER tatsächlich: Vernachlässigung v. sozialem Umfeld als Faktor (kriminelle Nachbarschaft, bedingt durch Armut/Diskrim.Schwarzer ist ein Risikofaktor!)
- „intelligente“ statistische Auswertungsprogramme nutzen, die auch komplexe, nicht-lineare Verknüpfungen mehrerer Prädiktoren mit einem Kriterium entdecken u. zur Vorhersage nutzen können: z.B. Künstliche Neuronale Netzwerke
Tags: 5.2 Diagnostisches Urteil
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Wie funktionieren künstliche neuronale Netzwerke?
Unterschied zu bisherigen linearen Regressionsmodellen: Zwischenschicht ("Neuronen"), die den Zusammenhang zw. Prädiktor und Kriterium vermittelt
P1/P2/P3 - - - - N1/N2 - - - - K
Anzahl der „Neurone“: frei wählbar.
Neurone lernen durch Variation der Gewichtung der Pfade, welcher Faktor optimal das Kriterium vorhersagt
= schrittweise Verstärkung der „besseren“ Pfade und Abschwächung der „schwächeren“ Pfade
= Modelloptimierung bis vorgesagte Kriteriumswerte gut zu den tatsächlichen passen.
P1/P2/P3 - - - - N1/N2 - - - - K
Anzahl der „Neurone“: frei wählbar.
Neurone lernen durch Variation der Gewichtung der Pfade, welcher Faktor optimal das Kriterium vorhersagt
= schrittweise Verstärkung der „besseren“ Pfade und Abschwächung der „schwächeren“ Pfade
= Modelloptimierung bis vorgesagte Kriteriumswerte gut zu den tatsächlichen passen.
Tags: 5.2 Diagnostisches Urteil
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Welches Problem kann bei der Anwendung komplexer statistischer Urteilsmodelle
(z. B. Künstliche Neuronale Netze) entstehen?
(z. B. Künstliche Neuronale Netze) entstehen?
Nachteile des KNN:
- Gefahr, dass überangepasste Lösungen erzeugt werden (Zufallsvarianz ausgebeutet)
- Stabilität berücksichtigen: Ist das KNN auch über die Zeit hinweg vorhersagekräftig? Prädiktoren können Vorhersagekraft verlieren (z.B. durch Vertrautheit mit Test bei Einstellungstests)
Tags: 5.2 Diagnostisches Urteil
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Kartensatzinfo:
Autor: Debora
Oberthema: Psychologie
Thema: Diagnostik
Schule / Uni: JLU
Ort: Gießen
Veröffentlicht: 16.10.2013
Schlagwörter Karten:
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