Was ist psychologische Diagnostik?
- Methodenlehre im Dienste der Angewandten Psychologie
- Erfassung von interindividuellen Unterschiede im Verhalten & Erleben
- Erfassung von intraindividuellen Merkmalen und Veränderungen einschließlich ihrer jeweils relevanten Bedingungen
- Ziel: hinlänglich präzise Vorhersagen bzgl. Verhalten & Erleben sowie deren Veränderungen in definierten Situationen
Nenne Tätigkeitsbereiche der Psychologischen Diagnostik.
- Klinische Psychologie (Liegt psy. Störung vor?)
- Gesundheitspsychologie (Auswirkung von Stress auf Leistung)
- Pädagogische Psychologie (Ableitung Fördermaßnahmen)
- Arbeits- & Organisationspsychologie (Bewerber geeignet?)
- Markt- & Werbepsychologie (Produktgestaltung)
- Forensische Psychologie (Glaubwürdigkeit Zeugen)
- Verkehrspsychologie (Fahreignung)
Was ist der Unterschied zwischen Leistungstests und Persönlichkeitstests? Bei Welcher Testart ist die Reliabilität höher und warum?
Leistungstest | Persönlichkeitstests |
Aufgaben werden bearbeitet, bis Zeit vorbei ist (Speedtest) oder die Aufgaben zu schwer werden (Powertest) | Alle Aufgaben müssen bearbeitet werden |
richtige und falsche Lösungen | kein richtig oder falsch, erfasst bestimmte Ausprägungen auf Merkmale |
faking bad möglich | faking good & bad möglich |
Reliabilität ist bei Leistungstests höher, da man hier meist weniger Antwortmöglichkeiten hat (meist nur ja oder nein) und weil es meist zeitlich begrenzte test sind, wodurch eine Differenzierung der Probanden auch leichter ist
Beschreibe die Selektionsstrategie (Grundannahme, Methode, Ziel).
Grundannahme:
Stabilität von Verhalten & Eigenschaften in Person & Situation
Methode:
Querschnittsuntersuchung, ein Messzeitpunkt
= Statusdiagnostik, dann Entscheidung
Ziel:
Optimierung der Auswahl von Personen und/oder Bedingungen, damit eine optimale Person-Bedingung-Konstellation gefunden wird
Stabilität von Verhalten & Eigenschaften in Person & Situation
Methode:
Querschnittsuntersuchung, ein Messzeitpunkt
= Statusdiagnostik, dann Entscheidung
Ziel:
Optimierung der Auswahl von Personen und/oder Bedingungen, damit eine optimale Person-Bedingung-Konstellation gefunden wird
Beschreibe die Modifikationsstrategie (Grundannahme, Methode, Ziel).
Grundannahme:
Veränderbare Verhaltensweisen & Eigenschaften in Person & Situation
Methode:
Längsschnittstudie, min. 2 Messzeitpunkte
Prozessdiagnostik: Status-Modifikation-Status
Ziel:
Optimierung durch Verhaltenstraining und/oder Bedingungen
Verhaltens-/Eigenschaftsmodifikation durch Training
Bedingungsmodifikation durch z. B. neue Lehrmethoden
Veränderbare Verhaltensweisen & Eigenschaften in Person & Situation
Methode:
Längsschnittstudie, min. 2 Messzeitpunkte
Prozessdiagnostik: Status-Modifikation-Status
Ziel:
Optimierung durch Verhaltenstraining und/oder Bedingungen
Verhaltens-/Eigenschaftsmodifikation durch Training
Bedingungsmodifikation durch z. B. neue Lehrmethoden
Nenne die 10 Schritte der Testentwicklung.
1. Planungsgrundlagen
2. Aufgabenkonstruktion
3. Testentwurf
[Einsatz Testentwurf an Stichprobe d. Geltungsbereichs]
4. Rohwertanalyse
5. Aufgabenanalyse
6. Bewertung der AA
7. Erstellung der Testendform
8. Kontrolle der Reliabilität
9. Kontrolle der Validität
10. Testnormierung
-> von 6 zu 2: Iterationen
-> 3-5 Jahre Entwicklungszeit
-> hohe Entwicklungskosten, kontinuierliche Pflege
2. Aufgabenkonstruktion
3. Testentwurf
[Einsatz Testentwurf an Stichprobe d. Geltungsbereichs]
4. Rohwertanalyse
5. Aufgabenanalyse
6. Bewertung der AA
7. Erstellung der Testendform
8. Kontrolle der Reliabilität
9. Kontrolle der Validität
10. Testnormierung
-> von 6 zu 2: Iterationen
-> 3-5 Jahre Entwicklungszeit
-> hohe Entwicklungskosten, kontinuierliche Pflege
Was ist der Bodeneffekt?
- Messfehler, der auf Unterschreitung des Messbereichs beruht
- Test misst Leistung ab einer gewissen unteren Grenze nicht mehr zuverlässig
- Guter Test: misst auch in extremen Bereichen zuverlässig
- Test ist zu schwierig, wenn viele ProbandInnen das niedrigste Ergebnis erzielen, obwohl wahre Leistung sehr verschieden ist
- Varianz und damit interindividuelle Differenzierungskraft sinkt
Was ist der Deckeneffekt
- Messfehler, der auf Überschreitung des Messbereichs beruht
- Test misst Leistung ab einer gewissen oberen Grenze nicht mehr zuverlässig
- Guter Test: misst auch in extremen Bereichen zuverlässig
- Test ist zu einfach, wenn viele ProbandInnen das höchste Ergebnis erzielen, obwohl wahre Leistung sehr verschieden ist
- Varianz und damit interindividuelle Differenzierungskraft sinkt
Was ist die Itemschwierigkeit?
Wahrscheinlichkeit, mit der ein Item richtig oder nicht richtig gelöst wird.
Trennschärfekurve gibt an, wie Itemschwierigkeit verteilt ist
Anzahl richtig / Gesamtzahl Testpersonen
Einfach: wird von den meisten Testpersonen richtig gelöst
Schwer: wird von den meisten Testpersonen nicht richtig gelöst
Trennschärfekurve gibt an, wie Itemschwierigkeit verteilt ist
Anzahl richtig / Gesamtzahl Testpersonen
Einfach: wird von den meisten Testpersonen richtig gelöst
Schwer: wird von den meisten Testpersonen nicht richtig gelöst
Was ist die Itemtrennschärfe (rit)?
Bei leistungsbezogenem Testitem:
Trennung zwischen guten und schlechten Testpersonen
Bei Fragebogenitem:
Trennung zwischen Testpersonen mit hoher und niedriger Konstruktausprägung
Berechnung: part-whole-korrelation zwischen Item und Test, Berechnung für jedes Item
Variation: -1, 0, 1
Güte: geeignet ab rit=0,27 (je höher desto besser)
Trennung zwischen guten und schlechten Testpersonen
Bei Fragebogenitem:
Trennung zwischen Testpersonen mit hoher und niedriger Konstruktausprägung
Berechnung: part-whole-korrelation zwischen Item und Test, Berechnung für jedes Item
Variation: -1, 0, 1
Güte: geeignet ab rit=0,27 (je höher desto besser)
Was ist der Unterschied zwischen wissenschaftlicher und Alltagspsychologie?
wissenschaftlich | alltags |
Datenbasis: dokumentierte, wiederholbare Ergebnisse | Datenbasis: zufällige Ergebnisse |
Theorien sind mit wissenschaftlichen Methoden überprüfbar | nicht oder schlecht überprüfbar |
Objektive Aussagen | subjektive Aussagen |
Dient der Gewichtung von gesicherten Kenntnissen | Dient der Orientierung, Heuristik |
zufällig, verallgemeinernd, rasch widersprüchlich | |
Mangelndes wissen, Stereotypen führen zu Fehlentscheidungen | |
Verwechseln von Korrelation und Kausalität |
Erkläre Split-Half-Reliabilität und Cronbachs α.
Split-Half-Reliabilität
Cronbachs α
- Splittung des Tests in äquivalente Teile
- z. B. odd-even, Testzeit, Zufall, Analysedaten
- Spearman-Brown-Korrektur: Testverkürzung führt zu Verringerung der Reliabilität, durch Spearman-Brown-Korrektur erhält man Reliabilität des Ausgangtests
- Anwendungen SB-Formel: - Korrektur Reliabilitätskoeffizient- Berechnung Itemzahl, um bestimmten Koeffizient zu erhalten- Ermittlung des Effekts auf Rel. Koeffizienten bei Kürzung
Cronbachs α
- Aussage über technische Messgenauigkeit
- Splittung in Testteile (z. B. 20 Items --> 20 Teile)
- Durchschnittliche Korrelation dieser Teile untereinander (korrigiert um k mit Spearman Brown)
Was ist die Test-Retest-Reliabilität?
- identischer Test, identische Personengruppe, zwei Zeitpunkte
- RWs werden korreliert -> definiert Reliabilitätsschätzung
- je höher der Koeffizient & je länger der Abstand, desto höhere Stabilität
- Zeitintervall ist abhängig vom Konstrukt o. anderen Effekten
- stabile Eigenschaft (IQ) länger, Gefühlszustände kürzer
- vorbeugen von Übungs-/Erinnerungseffekten
Welche Validitäten gibt es? Erläutere kurz.
- Kostruktvalidität Hohe Beziehung zu angenommenen / erschlossenen Eigenschaften, z. B. Extraversion, IntelligenzMethoden: Korrelation mit anderen Tests, Analyse inter / intraindividueller Unterschiede, Korrelation mit Außenkriterienkeine Numerische aussage
- Inhaltliche Validität Test selbst lässt eindeutig auf Fertigkeit schließen, z. B. Farben sehen, Fahrprüfung-> Expertenurteil, nicht numerisch
- Kriterienbezogene Validität Testergebnisse korrelieren mit definiertem Kriteriuminnere KV: valider Test, der dasselbe Persönlichkeitsmerkmal erfasstäußere KV: Korreliert Außenkriterium mit Testergebnis? Diagnostisch oder Prognostisch
- Augenscheinvalidität Testpersonen interpretieren Testumsetzung als inhaltlich plausibel. Macht keine Aussage über tatsächliche Validität, eher "Akzeptanz"
Welche Vorzüge hat die klassische Testtheorie und wie lautet die Kritik an ihr?
Vorzüge
Kritik
- Einfache Annahmen
- leicht empirisch zu realisieren
Kritik
- Die Grundannahmen (Axiome) können nicht überprüft werden.
- Das Intervallskalenniveau der Testergebnisse wird vorausgesetzt, kann jedoch nicht generell bewiesen werden.
- Alle im Rahmen der klassischen Testtheorie gewonnenen Kennwerte sind stichprobenabhängig -> nicht verallgemeinerter
- Die Fairness der Summenbildung über verschiedene Items zur Ermittlung eines Gesamttestwerts ist nicht gesichert.
Welche Fehler können beim Einsatz von Psychologischen Tests auftreten und wie kann man diese beheben?
- Fehler durch Test (entspricht nicht den Gütekriterien) L: Gütekriterien müssen erfüllt sein
- Fehler durch Testanwendungen (Durchführungsvorschriften nicht eingehalten L: nur geschultes Personal verwenden
- Fehler bei Testperson: bewusste Beeinflussung (Simulation & Dissimulation) Überprüfung durch Faking-Bad-InstuktionErkennung absichtlicher Fehler (Ankreuzmuster)Außerdem: Selbsttäuschung, Selbstdarstellung, Soz. Erwünschtheit, Abschreiben, Üben, Raten)
Erläutere die kompensatorische und die konjunktive Entscheidungsstrategie.
kompensatorisch
konjunktiv - UND-Strategie
- lineare Kombination verschiedener Prädiktoren zu verrechnetem "Prädiktionsmaß"
- Problem: gute und schlechte Leistungen gleichen sich aus. Strategie ist ungeeignet, wenn in Teilbereichen Mindestvoraussetzungen herrschen
konjunktiv - UND-Strategie
- Teilleistung A UND Teilleistung B muss erfüllt sein
- Konservative Entscheidungsstrategie
Erläutere die mehrstufige Entscheidungsstrategie.
- Vorauswahl-Strategie: N-Bewerber -> Test1 -> CO -> ja: Test 2, nein: raus
- Vorentscheidungsstrategie N-Bewerber -> Test1 -> CO -> ja: akzeptiert / nein: Test 2
- vollständig sequenzielle Strategie N-Bewerber -> Test1 -> CO -> ja: akzeptiert, nein: terminal, 2. Chance...
Welche Entscheidungsfehler gibt es?
1. Falsch positive Entscheidungen
2. Falsch negative Entscheidungen
Qualität von Entscheidungen ist hoch, wenn Fehlentscheidungen vermieden werden
- Personen wurden zu Unrecht ausgewählt
- Fehler 1. Art, α-Fehler, FP
2. Falsch negative Entscheidungen
- Personen wurden zu Unrecht nicht ausgewählt
- Fehler 2. Art, β-Fehler, FN
Qualität von Entscheidungen ist hoch, wenn Fehlentscheidungen vermieden werden
Was ist ein CUT OFF Wert und was bewirkt eine Verschiebung dieses Wertes entlang der X-Achse?
Wert, ab dem ein positiver Befund vorliegt (Person ist geeignet etc.)
Verschiebung des Wertes nach rechts:
Verschiebung des Wertes nach links:
Verschiebung des Wertes nach rechts:
- Verringerung Fehler 1. Art (Anzahl FP sinkt, Zunahme Spezifität)
- Erhöhung Fehler 2. Art (Anzahl VP sinkt, Abnahme Sensitivität
Verschiebung des Wertes nach links:
- Erhöhung Fehler 1. Art (Anzahl FP steigt)
- Verringerung Fehler 2. Art (Anzahl VP steigt)
Wie unterscheidet man wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Tests?
wissenschaftlich | nicht-wissenschaftlich | |
Testentwicklung | empirisch fundiert durch Psycholog*innen | intuitiv, ohne Forschungsprozess durch Testautoren |
Testgütekriterien | bekannt & publiziert | nicht bekannt |
Einsatzgebiete | Forschung, Diagnostik | Selbsterkenntnis, Unterhaltung |
Anzahl der Items | ca. 10-300 | ca. 5-10 |
Itemaussagen | einfache aussagen | komplexe Szenarien |
Item Antwortformate | Ratingskala | Single Choice aus ca. 3-5 sehr spezifischen Optionen |
Testergebnis | Quantitativer Testwert | Qualitative Typbeschreibung, oft inkl. Verhaltenstips |
Normierung | Bewertung des Ergebnisses anhand empirischer Normwerte | keine Normwerte |
Was ist der Unterschied zwischen psychometrischen Tests und Fragebögen?
Test | Fragebogen | |
Basis | KTT | KTT |
Messung | Likert Skala | Single-Item-Skalen |
Normierung | Normwerte vorhanden | keine Normwerte |
Eignung | Bewertung Einzelpersonen | Nur Gruppenaussagen zu Forschungszwecken |
Herkunft | Etabliertes Verfahren | Selbst konstruiert für Forschungsprojekt |
Art | Persönlichkeits- und Leistungstests | nur Persönlichkeitstest |
Richtlinien | streng, Testschutz | Jeder kann forschen |
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Author: vanessanaddl
Main topic: Psychologie
Topic: Diagnostik
School / Univ.: FOM
City: Stuttgart
Published: 09.02.2021
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