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Alle Oberthemen / 3407 / Attribution

3.3 Attribution (24 Karten)

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Attributionsforschung
Im Folgenden werden wir uns näher damit befassen, nach welchen Prinzipien Menschen Erklärungen für das Verhalten anderer Menschen entwickeln
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Attribution
Als Attribution werden die subjektiven Schlussfolgerungen des Beobachters bezüglich der Ursachen des beobachteten Verhaltens (oder eines Ereignisses) bezeichnet.
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selbstbezogene Attributionen
Menschen machen ihr eigenes Verhalten zum Gegenstand ihrer subjektiven Erklärungen
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Hauptgrund dafür, weshalb sich der Alltagsmensch überhaupt für Ursache-Wirkungs-zusammenhänge interessiert nach Fritz Heider?
Die Zuschreibung von Ursachen eröffnet Menschen die Möglichkeit, den Wiedereintritt eines in Frage stehenden Ereignisses vorherzusagen und es dadurch unter Umständen zu kontrollieren.

Menschen machen sich insbesondere dann Gedanken, wenn  ihr Bedürfnis nach Umweltkontrolle tangiert ist.
- Menschen suchen eher Erklärung der Verhaltensweisen von Menschen, von denen sie persönlich abhängig sind, als von Personen, deren Verhalten für sie keine Bedeutung hat.
- Aus dem gleichen Grund werden Attributionen auch eher durch unerwartete (im Vergleich zu erwarteten) oder durch negative (im Vergleich zu positiven) Ereignisse ausgelöst.
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Attributionsdimensionen
Die Vielzahl möglicher Attributionen, die Menschen zur Erklärung des Verhaltens anderer Menschen bzw. des Eintretens von Ereignissen vornehmen können, lassen sich anhand einer Reihe unabhängiger Attributionsdimensionen systematisieren.

  • Lokation: - Innerhalb oder außerhalb der Person - Liegen die subjektiv wahrgenommenen Ursachen für das beobachtete Verhalten oder Ereignis in der Person (personale oder interne Faktoren) oder liegen sie in der Situation und den Umständen (situationale oder externe Faktoren)?
  • Stabilität: - unveränderbar (stabil) oder variabel (instabil) - Sind die Ursachen stabil (nicht veränderlich oder fix) oder instabil (variabel)?
  • Kontrollierbarkeit: - kontrollierbar oder unkontrollierbar - Sind die Ursachen für den Handelnden kontrollierbar oder unkontrollierbar?


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Attributionsdimensionen am Beispiel Klausur nicht bestanden
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Attributionsdimensionen insbesondere deshalb relevant, weil...
In Abhängigkeit der spezifischen Ausprägungen einer Ursachenzuschreibung auf den Attributionsdimensionen resultieren  ganz unterschiedliche Meinungen, Bewertungen und emotionale
Konsequenzen beim Beobachter.

Beispiel: In einem Experiment zum Zusammenhang zwischen
Attributionen und Affekten gaben Weiner, Graham und Chandler
(1982, Exp. 2) ihren Versuchspersonen Beschreibungen von verschiedenen negativen Verhaltensweisen (z.B. Schulden nicht zurückzahlen, eine Prüfung nicht bestehen). Für jedes Ereignis wurden acht verschiedene Ursachen dargeboten, die sich jeweils aus der Kombination der oben beschriebenen Attributionsdimensionen ergaben (d.h. intern/extern x stabil/instabil x kontrollierbar/unkontrollierbar). Im Fall einer externen,
stabilen und unkontrollierbaren Ursachenbeschreibung erhielten die Versuchspersonen beispielsweise die Information, die Zielperson könne ihre Schulden nicht zurückzahlen, weil sie ihren Arbeitsplatz verloren habe, da er durch den Einsatz von Computern überflüssig geworden war. Im Fall der entgegengesetzten internen, instabilen und kontrollierbaren Ursachenzuschreibung konnte sie die Schulden nicht bezahlen, weil sie beschlossen hatte, ihre Stelle zu kündigen und nun einen neuen Job suchte. Die Versuchspersonen mussten für jede Beschreibung angeben, in wel-chem Ausmaß die Situation Ärger oder Mitleid hervorruft. Die Ergebnisse waren eindeutig. Die Wahrnehmung kontrollierbarer Ursachen führte zu Ärger, die Wahrnehmung unkontrollierbarer Ursachen zu Mitleid. Beide Emotionen waren bei den Versuchspersonen am stärksten ausgeprägt, wenn zudem interne und stabile Ursachen vorlagen. Die Kombination in-tern/stabil/kontrollierbar bewirkte den größten Ärger; die Kombination in-tern/stabil/unkontrollierbar das meiste Mitleid.
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Die Art der Erklärung eigenen Erfolgs bzw. Misserfolgs spielt auch eine wichtige Rolle für das Selbstwertgefühl.
  • Die Attribution eigenen Erfolgs wird auf interne und stabile Faktoren (z.B. die eigenen Fähigkeiten) zurückgeführt und löst Stolz und Selbstvertrauen aus.
  • Die Attribution eigenen Misserfolgs auf interne und stabile Faktoren hat hingegen negative Affekte, wie Niedergeschlagenheit und Enttäuschung zur Folge.


Vergleiche Selbstwertdienliche Attributionsverzerrung
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Attributionsstil
Als Attributionsstil wird die relativ zeitstabile Tendenz einer Person verstanden, über verschiedene Situationen hinweg bestimmte Erklärungsmuster zu verwenden.

Depressive Menschen weisen beispielsweise häufig einen pessimistischen Attributionsstil auf, der darin besteht, dass sie eigene Misserfolge unabhängig davon, ob sie dafür verantwortlich sind oder nicht, auf stabile, interne und kontrollierbare Faktoren zurückführen
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Attributionsprozess
Korrospondierende Schlussfolgerungen (Jones und Davis (1965))
Frage, wie Menschen von einer beobachteten Handlung auf die Dispositionen (überdauerndes Persönlichkeitsmerkmal, Einstellungen, Motive etc.) des Handelnden schließen, die ihn zu dem Verhalten veranlasst haben (bzw. die in diesem Sinne mit dem Verhalten korrespondierten).

Die Theorie postuliert zwei wesentliche Schritte
  1. Handlung mit Absicht ausgeführt?
  2. In einem ersten Schritt muss der Beobachter entscheiden, ob der Handelnde die Handlung mit Absicht ausgeführt hat? Kannte er die Konsequenzen seiner Handlung? Hatte er die Fähigkeit, die Handlung auszuführen? Zufällige Handlungen haben keinen Informationsgehalt
  3. Welche Disposition hat Handelden zur Handlung veranlasst?
  4. In einem zweiten Schritt muss der Beobachter dann entscheiden, welche Disposition(en) den Handelnden zu der konkreten Handlung veranlasst haben.
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Attributionsprozess
Korrospondierende Schlussfolgerungen

Der Theorie zufolge aufschlussreiche Handlungen bzw. nicht aufschlußreiche Handlungen
  • Handlungen, die unter der Bedingung der Wahlfreiheit ausgeführt wurden
  • das Befolgen eines Befehls unter Zwang lässt beispielsweise keine Rückschlüsse auf zugrundeliegende Dispositionen zu
  • zufällig ausgeführte Verhaltensweisen haben in der Regel keinen Informationsgehalt für zugrundeliegende Dispositionen


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<span class="small">Attributionsprozess
Korrospondierende Schlussfolgerungen</span>Mittel um für die Handlung verantwortliche Disposition zu ermitteln
  •       Vergleich des Beobachters der sämtlichen Verhaltens-möglichkeiten, die der Handelnde zur Auswahl hatte, im Hinblick auf ihre spezifischen Konsequenzen miteinander.*    Spezifische Konsequenzen sind solche, die ausschließlich mit einer bestimmten Handlungsalternative, nicht jedoch mit anderen möglichen Handlungen einhergehen (Prinzip der nicht-gemeinsamen Effekte).*    Allerdings sind nicht alle spezifischen Konsequenzen einer Handlung gleichermaßen informativ.*   Aufschlussreich sind Handlungen mit negativen spezifischen Konsequenzen oder Konsequenzen, deren Wert im Allgemeinen als gering eingeschätzt wird.


Entscheidet sich eine Psychologin bei der Auswahl mehrerer Stellenangebote für jenes mit dem höchsten Einkommen, so sagt das für den Beobachter relativ wenig über ihre individuellen Eigenschaften – die meisten anderen Menschen hätten sich in derselben Situation vermutlich ebenso entschieden (-> gemeinsame Effekte; nicht aufschlußreich für Beobachter). Ganz anders hingegen, wenn sich die Zielperson für die Stelle mit den längsten Arbeitszeiten und den schwierigsten Klienten entscheidet (-> nicht gemeinsame Effekte mit negativen spezifischen Konsequenzen). Dann würde ihr ein Beobachter vermutlich ein hohes persönliches Interesse an ihrer beruflichen Tätigkeit oder großen Idealismus zuschreiben.
Interesse an ihrer beruflichen Tätigkeit oder großen Idealismus zuschreiben. (aufschlußreich für Beobachter)
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Attributionsprozess
Kovariation und kausale Schemata (Harold Kelley)
Drei Arten von Attributionen
Allgemeinste und einflussreichste aller Attributionstheorien!

Kelley unterscheidet drei Arten von Attributionen:
  • Personenattributionen: die Ursachen liegen in der beobachteten Person,
  • Stimulusattributionen: die Ursachen liegen in Eigenschaften eines Reizes bzw. der Umgebung
  • Umständeattributionen: die Ursachen liegen in spezifischen Umständen zu bestimmten Zeitpunkten


Kovariationsprinzip
  • Verfügt eine Person aufgrund wiederholter Verhaltensbeobachtungen über Informationen aus mehreren Informationsquellen, dann wird die entsprechende Ursache Kelley zufolge nach dem Kovariationsprinzip ermittelt.
  • Dieses Prinzip besagt, dass ein beobachteter Effekt derjenigen Ursache zugeschrieben wird (der Person, dem Stimulus oder den Umständen), mit der er über die Zeit hinweg kovariiert.

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Attributionsprozess
Kovariation und kausale Schemata (Harold Kelley)

Analye potentieller Ursache-Wirkungsbeziehungen anhand von drei unterschiedlichen Quellen
Zur Analyse potentieller Ursache-Wirkungsbeziehungen nach dem Kovariationsprinzip ziehen Menschen Informationen aus drei unterschiedlichen Quellen heran.

Beispiel: Ein Lehrer beobachtet, dass Tim seinem Mitschüler Lars auf dem Pausenhof androht, ihn zu verprügeln

  • Konsensusinformationen resultieren aus Beobachtungen der Reaktionen anderer Personen auf den Stimulus.
  • Im Beispielfall wäre der Konsensus hoch, wenn andere Schüler sich ähnlich wie Tim gegen-über Lars verhalten (z.B. ihm ebenfalls drohen oder ihn drangsalieren). ~
  • Distinktheitsinformationen resultieren aus Beobachtungen des Verhaltens der Person in anderen Situationen.
  • Im Beispielfall wäre die Distinktheit hoch, wenn Tim außer Lars keinen seiner Mitschüler je bedroht oder drangsaliert hat.
  • Konsistenzinformationen resultieren aus Beobachtungen des relevanten Verhaltens über die Zeit.
  • Im Beispielsfall wäre die Konsistenz hoch, wenn Tim Lars zu verschiedenen Zeitpunkten wiederholt bedroht und drangsaliert hat.

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<span class="small">Attributionsprozess
Kovariation und kausale Schemata (Harold Kelley)</span>
Ergebnis der Analye potentieller Ursache-Wirkungsbeziehungen
Bei einer dichotomen Ausprägung der jeweiligen Informationen (hoch vs. niedrig) resultieren acht unterschiedliche Informationsmuster.

Personenattribution: das Ereignis oder Verhalten kovariiert mit der Person
  •        geringer Konsensus - niemand außer Tim drangsaliert Lars;*    geringe Distinktheit - Tim drangsaliert auch andere Klassenkameraden;*     hohe Konsistenz - Tim hat Lars auch  schon früher drangsaliert

-> Ursache liegt in Person: Tim ist ein aggressiver Rabauke

Stimulusattribution:
  •        hoher Konsensus - fast alle Mischüler drangsalieren Lars*    hohe Distinktheit - Nur Lars wird drangsaliert*    hohe Konsistenz - Lars wird schon seit längerem drangsaliert

-> Ursache liegt in Stimulus: Lars ist ein sozialer Außenseiter

Umständeattribution:
  •        bei niedrigem Konsensus - Tim drangsaliert Lars sonst nie*    hoher Distinktheit - Tim drangsaliert nur Lara*    niedriger Konsistenz - Sonst wird Lars nie von Tim drangsaliert

-> Ursache liegen in den Umständen: Tim und Lars haben offenbar Streit.

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Attributionsprozess
Kovariation und kausale Schemata (Harold Kelley)

Komplexität des Kovariationsprinzips und Lösung durch Konfigurationsprinzip
Komplexität des Kovariationsprinzips:
  • Konsensus-, Distinktheits- und Konsistenzinformationen haben Einfluss auf die Attributionen haben, die Menschen vornehmen
  • Kovariationsprinzip beruht auf einem kognitiv äußerst anspruchsvollen Prozess der Datenanalyse (Version der statistischen Varianzanalyse)
  • Anwendung dieses Prinzips voraus, dass Personen über eine Vielzahl von Informationen verfügen. Dies ist in vielen Situationen, in denen Menschen kausale Schlussfolgerungen anstellen, nicht gegeben.

-> Kovariationsprinzip hat „Idealcharakter“

Lösung
Konfigurationsprinzip: Sie greifen auf kausale Schemata zurück.
Menschen gelangen in Situationen, in denen ihnen nur unvollständige Informationen vorliegen oder ihnen die Zeit oder Motivation zur systematischen Verarbeitung fehlt, auf andere Art und Weise zu kausalen Schlussfolgerungen: Sie greifen auf kausale Schemata zurück.
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Attributionsprozess
Kovariation und kausale Schemata (Harold Kelley)

Kausale Schemata
Wissensstrukturen, in denen durch Erfahrung gewonnene abstrakte Annahmen darüber repräsentiert sind, welche Ursachenfaktoren für bestimmte Arten von Ereignissen verantwortlich sind, bzw. wie diese Ursachenfaktoren zusammenspielen.
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Attributionsprozess
Kovariation und kausale Schemata (Harold Kelley)

Zwei Arten von kausalen Schemata
Kelley unterscheidet zwischen zwei Arten von kausalen Schemata:
  1. Ergänzungsschemata: Solche, die zur Ergänzung unvollständiger Informationen dienen
  2. Schemata, die explizit Annahmen über die möglichen und wahrscheinlichen Ursachen machen.
  3. Beispiel: Schema der multiplen hinreichenden Ursachen - Annahme, dass für das Auftreten ein und desselben Effekts (z.B. Prüfungsversagen) unterschiedliche Ursachen hinreichend sein können (entweder mangelnde Begabung oder ein zu hoher Schwierigkeitsgrad der Prüfungsaufgaben oder private Probleme des Prüflings).
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Attributionsprozess
Kovariation und kausale Schemata (Harold Kelley)

Abwertungs- und Aufwertungsprinzip
Schlussfolgerungen auf der Basis kausaler Schemata werden durch die Anwendung abstrakter Attributionsprinzipien unterstützt

  • Abwertungsprinzip: Auf der Grundlage ihres Vorwissens neigen Menschen beispielsweise dazu, einer plausiblen Ursache für das Auftreten eines bestimmten Effekts weniger Gewicht beizumessen, wenn gleichzeitig andere plausible Ursachen für den Effekt ebenfalls gegeben sind, als wenn sie allein vorhanden wäre.
  • Ein Prüfer würde dementsprechend das Prüfungsversagen eines Prüflings, weniger auf dessen mangelnde Begabung zurückführen, wenn er weiß, dass dieser sich gerade von seiner Freundin getrennt hat, als wenn ihm diese alternative Ursachenerklärung nicht bekannt ist.
  • Aufwertungsprinzip: Faktoren, die gegen das Auftreten eines Effekts wirken, verleiten Menschen hingegen dazu, einer plausiblen förderlichen Ursache für eine Handlung eine stärkere Wirkung zuzuschreiben, als wenn diese Ursache alleine vorliegt.
  • Wenn der Prüfer um die privaten Probleme des Prüflings weiß, würde er dementsprechend vermutlich im Fall einer erfolgreichen Prüfungsleistung eher dazu tendieren, auf eine besondere Begabung des Prüflings zu schließen, als er dies ohne das Wissen um diesen hemmen-den Faktor getan hätte.



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Attributionsprozess
Duale-Prozess-Modelle der Attribution (Daniel Gilbert und Kollegen)
Neueren Modelle zum Attributionsprozess gehen davon aus, dass Menschen nur in den seltensten Fällen datengeleitet, systematisch und kontrolliert vorgehen
-> Attributionen wird offenbar in vielen Fällen mehr oder weniger automatisch gebildet

Zweistufigen Attributionsprozess
  •    Wenn Menschen das Verhalten einer Person beobachten, bilden sie relativ automatisch eine Personenattribution - d.h., sie vernachlässigen situative externe Faktoren und führen das Verhalten auf in der Person liegende bzw. interne Ursachen bzw. Dispositionen zurück- Auf welche Dispositionen der Beobachter in der sozialen Situation schließt, wird dem Modell zufolge maßgeblich durch die Erwartungen des Beobachters beeinflusst.*   Vorraussetzung für weitere Informationsverarbeitung: Person verfügt über die nötigen kognitiven Ressourcen und ist motiviert, diese zu verwenden -> Kontrollierter Attributionsprozess  wird eingeleitet, in dem systematisch weitere Informationen zur Schlussfolgerung herangezogen werden z.B. Informationen über den Einfluss von Situationsfaktoren.*  Situationsbezogene Korrektur: Die ursprünglich dispositionale Schlussfolgerung wird dann ggf. modifiziert oder möglicherweise vollständig durch eine andere Attribution ersetzt.


Das Modell integriert (im zweiten Schritt) eine Reihe der in den vorangehend dargestellten Attributionstheorien postulierten Prozesse.
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Attributionsverzerrungen
Auch wenn Menschen bemüht sind, die für die Erklärung einer beobachteten Verhaltensweise (oder eines Ereignisses) relevanten Informationen sorgfältig zu verarbeiten, tendieren sie dazu, einigen Erklärungen gegenüber anderen den Vorzug zu geben, obwohl dies sachlich nicht gerechtfertigt ist d.h., ihre Schlussfolgerungen sind in systematischer Art und Weise verzerrt.

Die Forschung hat u.a. die folgenden Verzerrungen im Attributionsprozess identifiziert:
  1. Korrespondenzverzerrung
  2. Akteur-Beobachter-Divergenz
  3. Selbstwertdienliche Attributionsverzerrung
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Attributionsverzerrungen -
Korrespondenzverzerrung
  • Beobachter neigen generell dazu, das Verhalten eines Handelnden eher auf interne als auf externe Faktoren zurückzuführen.
  • Ursachen für ein Verhalten werden somit eher der handelnden Person (ihren Dispositionen, Motiven etc.) als der Situation oder den Umständen (z.B. äußeren Zwängen) zugeschrieben.
  • Kulturvergleichende Studien zeigen allerdings, dass kulturelle Faktoren für die Stärke der Ausprägung dieser Verzerrung verantwortlich sind (z.B. Miller, 1984).
  • - Menschen aus Gesellschaften, deren Kulturen durch individualistische Ideologien geprägt werden (z.B. die USA oder westeuropäische Länder) - > dispositionalen Erklärungen als - Menschen, die in einer kollektivistischen Kultur sozialisiert wurden (z.B. in Japan oder Indien) -> situationale ErklärungenGrund: höheren Sensibilität von Angehörigen kollektivistischer Kulturen für den Einfluss von Situationsfaktoren und kontextbezogene (laientheoretische) Konzeption der Persönlichkeit in diesen Kulturen zurück
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Attributionsverzerrungen -
Akteur-Beobachter-Divergenz
  • Spezifische Divergenz zwischen Akteuren und Beobachtern, wenn es um die Zuschreibung von Ursachen geht:
  • - Eigenes Handeln (d.h., wenn sie selbst der Akteur sind) schreiben Menscher externe oder situationale Faktoren zu, - beobachtetes Handeln anderer Menschen wird auf deren interne oder dispositionale Faktoren zurückgeführt.
  • Grund ist die Perspektive: Unterschiedlichen Ausrichtung der Aufmerksamkeit bei der Verhaltensbeobachtung. Wenn Menschen das Verhalten einer anderer Person beobachten, wird diese (und deren Verhalten) als „Figur“ vor dem „Hintergrund“ der Situation wahrgenommen. Beim eigenen Handeln ist aufgrund der eigenen Perspektive die Aufmerksamkeit hingegen auf Merkmale der Situation gerichtet, situative Faktoren sind daher auffälliger als das eigene Verhalten selbst.
  •   Im Einklang mit dieser Erklärung konnte Storms zeigen, dass die Akteur-Beobachter-Divergenz umgekehrt werden kann, wenn man dem Handelnden das Geschehen aus der Perspektive eines Beobachters zeigt und umgekehrt.
  • In dem Experiment wurde dies dadurch realisiert, dass man Versuchspersonen in der Rolle von Handelnden nach einer sozialen Interaktion einen Film vorführte, der das ausgeübte Verhalten aus der Perspektive eines Beobachters zeig-te. Versuchspersonen in der Rolle von Beobachtern zeigte man im Unterschied dazu einen Film, der aus der Perspektive eines Handelnden gedreht wurde. Infolge der experimentellen Manipulation der Perspek-tive (bzw. der damit einhergehenden veränderten Ausrichtung der Aufmerksamkeit) führten Versuchspersonen, die zuvor in der Rolle des Handelnden waren, ihr eigenes Verhalten stärker auf Personen-faktoren zurück, während Versuchspersonen, die das Verhalten aus Sichtweise des Handelnden sahen, das beobachtete Verhalten stärker auf Situationsfaktoren attribuierten.
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Attributionsverzerrungen -
Selbstwertdienliche Attributionsverzerrung
  • Um ihr Selbstwertgefühl zu steigern, führen Menschen die eigenen Erfolge typischerweise in höherem Maße auf (stabile) interne Faktoren zurück (Fähigkeiten, Begabung) als vergleichbare Erfolge anderer Personen.
  • Um ihr Selbstwertgefühl zu schützen, werden die eigenen Misserfolge im Unterschied zu den Misserfolgen anderer Personen hingegen eher auf externe Faktoren zurückgeführt (Schwierigkeit der Aufgabe, Pech)
  • sie dient der Steigerung oder dem Schutz des Selbstwertgefühls.
Kartensatzinfo:
Autor: Lise Langstrumpf
Oberthema: 3407
Thema: Attribution
Schule / Uni: FU Hagen
Veröffentlicht: 13.12.2014
 
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