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All main topics / Bildungswissenschaften / Modul 1B

Modul 1B (66 Cards)

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Was bedeutet "Interkulturell gebildet" und was ist das Interesse "Interkultureller Studien"?
Interkulturell gebildet: Handlungsfähigkeit in verschiedenen kulturell oder sozial definierten Situationen (in verschiedenen Sprachen und Sprachebenen bewegen, unterschiedliche Werte, Normen erkennen und akzeptieren, interagieren können, Einsicht in die begrenzte eigene Handlungsfähigkeit → Pluralismus aktiv leben! Mehr als mobil, mehrsprachig, weltoffen? = nur die Antwort der Wirtschaft auf Internationalisierungsprozesse)
Beginn und Ziel: Akzeptanz von historischer und aktueller Pluralität in ethnischer, kultureller, sprachlicher Hinsicht und Verzicht auf Homogenisierungsbestrebungen. Ziel ist erreicht, wenn Pluralität gewollt wird.
Größte Schwierigkeiten: Erkennen des eigenen Ethnozentrismus führt zu Unsicherheiten; Wertschätzung der eigenen Gruppe erschwert Einsicht in die eigene Begrenztheit.

Interkulturelle Studien: Ethnozentrismus in den eigenen Köpfen überwinden helfen (Konsequenzen für Theorie der Sozial- und Erziehungswissenschaften und veränderte Praxis, d.h. Pluralität akzeptieren)
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Definiere "allochthon" und nenne das Gegenteil
Als allochthone Minderheit werden Gruppen bezeichnet, deren Angehörige zugewandert sind, in der Regel eine fremde Sprache sprechen und als Angehörige einer fremden ethnischen/ kulturellen Gruppe gelten. Staatsbürgerschaft spielt nur untergeordnete Rolle; auch z.B. Türken.
Das Gegenteil ist autochthon. Hier handelt es sich um "Fremde" in einem Land, sie aber dort schon lange leben, also alteingesessen sind und auch meist ein begrenztes Territorium bewohnen, z.B. Sorben.
Beide Begriffe sind nicht trennscharf; in den Niederlanden z.B. mit einer bestimmten Minderheitenpolitik verbunden.
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Definiere Volk/ Nation/ Ethnie. Was versteht man unter Ethnozentrismus?
Es handelt sich um Wir-Gruppen, die über einen gemeinsamen Glauben an Zusammengehörigkeit ihre Außengrenzen bestimmen. Unterscheidung ist nicht eindeutig. Volk = a) der Souverän (alle Staatsbürger) eines Staates b) Wir-Gruppe, die sich über einen Gemeinschaftsglauben definiert, d.h. Ethnie c) Masse der Regierten im Gegensatz zu den Regierenden.
Ethnie: häufig behauptete Gemeinsamkeiten sind Abstammung (Rasse), Sprache, Kultur, Geschichte, Sitten. Innerhalb der Wir-Gruppe wird Homogenität unterstellt und Konformität erwartet. (Weber: Solidaritätszumutungen)
Nation: Wir-Gruppe, die in einem Nationalstaat organisiert ist (im Gegensatz z.B. zum Zusammenhalt durch Krone) oder dies anstrebt.

Ethnozentrismus: Überbewertung der Merkmale der ethnisch gefassten eigenen Wir-Gruppe und Herabsetzung von anderen Gruppen. Gruppenegoismus; individuelle Entsprechung = Egoismus.
* Ethnozentrismus der Europäer = Eurozentrismus
* Ethnozentrismus einer bestimmten Nation = Nationalismus (aggressive Spielarten sind Umvolkung z.B. Germanisierung und ethnische Säuberung)
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Nenne und definiere Begriffe, die den Status einer Sprache kennzeichnen
Nationalsprache Sprache der Mehrheit in einem Nationalstaat, diese ist meist zugleich Lingua Franca (Verkehrssprache), standardisiert (Standardsprache) und setzt sich von Dialekten, Soziolekten ab.
Muttersprache = Erstsprache. Häufig identisch mit Familiensprache und Umgebungssprache. Oft auch die Sprache, die man sprechen sollte, z.B. Deutsch bei Aussiedlern, Türkisch bei Kurden etc.
Zweitsprache: Nicht-Schulisch vermittelte zweite Sprache, die jemand beherrscht.

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Was versteht man unter Gemeinschaft im Gegensatz zu Gesellschaft? Was ist ein Gemeinschaftsglaube?
Gemeinschaft = Gruppe von Menschen, die wegen tatsächlicher oder fiktiver Gemeinsamkeiten eine gefühlsmäßige Zusammengehörigkeit behaupten. In älterer Literatur z.B. Dorf, Stamm, Familie
Gemeinschaftsglaube = Glaube einer Wir-Gruppe an unveränderliche Gemeinsamkeiten der Gruppenmitglieder. Versuch, rationale Beziehungen emotional zu erklären.
Gesellschaft = Gruppe von einzelnen, die durch einen institutionellen Rahmen (in der Regel Staat) in rechtlich definierten Beziehungen zueinander stehen. Individuen müssen Rechtspersonen sein. Gesellschadft ist damit unnatürliche, rationalistische Gemeinschaft.
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Welche beiden Dimensionen bezeichnet der Begriff Erziehung und wie lässt er sich definieren?
Dimensionen:
- interpersonales Verhältnis
- gemeinschaftliche bzw. gesellschaftliche Institutionalisierung

Definition Erziehung ...
+ ist absichtvolles, zwischenmenschliches Handeln
+ bei dem bewusst bestimmte Ziele verfolgt werden
+ ist Teil der Sozialisation
+ zeitlich begrenzt
+ ist eine historische Erscheinung (von Aushandlungsergebnissen der beteiligten Partner abhängig)
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Was versteht man unter Mehrheit/ Minderheit?
Mehrheit / Minderheit
+ zahlenmäßig größere / kleinere Gruppe
+ zahlen- und machtmäßig überlegene/ unterlegene Gruppe
+ zahlenmäßig kleinere/ stärkere, aber machtmäßig überlegene/ unterlegene Gruppe
+ das Sozialgebilde selbst / mengen- und machtmäßig unterlegene Teilgruppe eines Sozialgebildes
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Untersuche die Gültigkeit der These "Ethnische, sprachliche und kulturelle Identität ist eine Fiktion des Nationalstaates"
Untersuchung der einzelnen Facetten der These:
Ethnie: behauptete Gemeinsamkeiten müssen nicht empirisch nachgewiesen werden; entscheidend sind individuelle (ich bin Deutsche) und kollektive (wir sind Deutsche und Du bist Deutsche) Selbstdefinition und Fremddefinition (ich bin kein Deutscher, aber Du bist Deutscher).
→ Überprüfung der Abstammung wenig aussagekräftig aufgrund von Migration.
Sprache: → Welche Sprache ist gemeint? (Hochsprache, Dialekt, Soziolekt, was ist Muttersprache?); Methodenprobleme (Sprachzugehörigkeitserhebung ist häufig politisch motiviert)
Kultur und Geschichte: → Unterschiede ergeben sich aus der Perspektive (Arbeiter/Konzernchef; Leibeigener/König)
→ Homogenität ist eine politisch motivierte Willenserklärung und keine empirisch belegte Tatsache!
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Nenne Beispiele für die These "Ethnische, sprachliche und kulturelle Identität ist eine Fiktion des Nationalstaates"
# Sprachliche Vielfalt in den Grundschulen in Preußen und im Kaiserreich → Versuch der Durchsetzung einer Nationalsprache
# Heterogenität in Europa (Beginn des 20. Jht.) → „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ sorgt nach dem 1. WK für neue Grenzen
# Aktuelle Sprachensituation in Europa = es gibt kaum einsprachige Staaten → Sprachen halten sich nicht an Staatsgrenzen
# Homogenisierungspolitik (Versuch der Durchsetzung von Gleichartigkeit; von einem Glauben an Gleichwertigkeit - alle Deutschen haben die gleichen Rechte)
# Ausgrenzung durch den Nationalstaat (z.B. Reichsfeinde im Kaiserreich → Juden, Katholiken, Dänen, Sozialdemokraten); Ausgrenzung in Nationalstaaten findet bis heute statt; Ziel: zumindest die Homogenität der Nicht-Ausgegrenzten herstellen.
# Mehrsprachigkeit in der EU
* Nach dem 1. Weltkrieg → Autonomiestatus für Minderheitensprachen (bei sesshaften Minderheitengruppen)
* Luxemburg → Mehrsprachigkeit wird eingeübt
* EU erkennt neben Amtssprachen auch Regional- und Minderheitensprachen an
* Sprachunterricht in der EU weist auf eine Dominanz von Englisch hin; enges Schulsprachenspektrum
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Untersuche die These "Migration als Regel – Sesshaftigkeit als Ausnahme"
Definition:
Migration als längerfristige, räumliche Verlagerung des Lebensschwerpunktes über eine größere räumliche Distanz (= Verlassen des sozialen Aktionsraums)
+ Emigration; Auswanderung → Verlassen eines Staates; Aufgabe der alten und Erwerb der neuen Staatsangehörigkeit
+ Immigration; Einwanderung → Gegenstück; nur durch Blickrichtung unterscheidbar
+ Binnenwanderung → Migration innerhalb der Grenzen einer bestimmten Region

Aspekte
# Migration als historisches Phänomen: Nachweisbar z.B. im Mittelalter (Herumziehen); im Kaiserreich (Aus- und Einwanderungen)
→ Migrationsentscheidungen sind meist keine endgültigen Entscheidungen
→ Migration beeinflusst nicht nur Migranten, sondern auch die Sesshaften
# Wenning → Migration als eine der grundlegenden Voraussetzungen für moderne Gesellschaften (keine neue Erscheinung; Zuwanderung und Abwanderung; früher schon höhere Zuwanderung; Binnenwanderungen waren bedeutender; Binnenwanderung und Em/Immigration lassen sich nicht eindeutig trennen, Frage der Perspektive; Migration nicht nur in der BRD sondern in allen modernen Industriestaaten; politische Einflussmöglichkeiten sind gering)
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Was sind Hauptmotoren für Migration, welche Migrationsformen können unterschieden werden und wie lässt sich Migration politisch steuern?
Hauptmotoren für Migration:
# Entwicklungen der Gesellschaftsordnungen (z.B. Bauernbefreiung)
# Veränderungen von Geburten- und Sterberaten (Bevölkerungswachstum, Verstädterung)
# technologische Entwicklungen; Industrialisierungsprozesse

Unterscheidung:
# Push-Pull-Faktoren (Abstoß- und Anziehungsfaktoren; z.B. fehlende Arbeitsplätze versus höhere Löhne; kommt immer auf die Perspektive an)
# Zentrum-Peripherie-Strukturen (Wird durch Migration weiter verstärkt)
# Kettenmigration (Brückenkopffunktion der ersten Migranten für Nachzug weiterer)

Begrenzte Möglichkeit zu politischer Steuerung von Migration:
# Enorme Anstrengungen sind nötig, um Menschen in der Peripherie zu halten (z.B. Westberlin im Kalten Krieg)
# Kriege, politische Repression in anderen Ländern ist nur schwer beeinflussbar
# Kaum Ansätze zu sinnvoller Entwicklungspolitik vorhanden
# Umweltschäden als neuer Migrationsgrund.
→ Migration ist unvermeidbar, nicht abgeschlossen, begrenzt politisch steuerbar und ständige Quelle für Vielfalt!
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Was ist ein zentrales Merkmal moderner Gesellschaften? Was sind Quellen für Vielfalt?Welche Rolle spielen Politik und Medien?
Merkmal moderner Gesellschaften
Abgrenzungsbedürfnisse von anderen!
→ Moderne Gesellschaften sind segmentierte Gesellschaften (≠offene Gesellschaften). Alte Grenzen (Konfession, sozialer Stand) werden eingeebnet; neue Grenzlinien entstehen (nach Beck: Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Alter, körperliche Behinderung; Bordieu: Lebensstile; Habitus → Gesamtheit sozialer Prägungen und Verhaltensdispositionen)

Quellen für Vielfalt:
# Immer wieder erneuerte Abgrenzungen
# Migration
# weltwirtschaftliche Verflechtungen
# Internationalisierung der Medien
# Ungleichzeitigkeit bei der Verarbeitung von Internationalisierung
= Doppelcharakter der Internationalisierung
→ Vielfalt durch Ungleichzeitigkeit und spezifische Brille bei der Verarbeitung von Internationalisierungsprozessen
→ Migrationsbedeutung fordert von allen Bereitschaft zu Mobilität (Angst, Bedrohung, Verunsicherung)
Abgrenzungsbedürfnisse stellen neue Vielfalt her; Ausgrenzungsbedürfnisse versuchen neue Vielfalt zu begrenzen.

Stigmatisierung von Politik und Medien
→ Ausgrenzung anhand von Vorurteilen, Vorurteile werden mithilfe der Ausgrenzung aktiviert und reproduziert.
Historisches Beispiel: Wilhelm Busch als Ausgrenzer

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Welche Probleme ergeben sich aus dem Versuch, die Schule als Agentur für Homogenisierung zu instrumentalisieren?
# Hintergrund: Herausbildung von Nationalstaaten + Modernisierung → Zusammengehörigkeitsgefühl durch Stiftung von Nationalgefühl
= Bildungseinrichtungen zielen auf Homogenisierung!
# Dahinter steht defizitäre Theoriebildung → Vielfalt wird häufig ausgeblendet; nur zum Teil einbezogen; nie als Ziel anerkannt!
Scheinantwort mit Ausländerpädagogik → Interkulturelle Erziehungswissenschaft. Auch sie bleibt Subdisziplin; Perspektivwechsel wird nach wie vor nicht vollzogen und übernimmt Mainstream der Sozialisationstheorien, z.B. verdinglichter Kulturbegriff! Leitfragen sind:
+ Wie kann kulturelle Homogenität hergestellt werden?
+ Wie kann Einsprachigkeit durch Übernahme der Nationalsprache durch alle hergestellt werden?
+ Wie kann der Glaube an Gemeinsamkeiten hergestellt und in den Köpfen verankert werden?
# Kritik an Historischer Pädagogik:
+ Vielfalt wird als neue Situation dargestellt; Fiktion von Homogenität wird tradiert
+ Nicht-Einbeziehung der Perspektive von Minderheiten ist bewusstes Verdrängen
+ Historische Pädagogik ist Verlängerung der allgemeinen Erziehungswissenschaft (= übernimmt Mehrheitsperspektive)
# Schlussfolgerungen für die Schule: Homogenisierung durch Ausgrenzung. Verbreitung der Maßstäbe der Herrschenden und Leistungsprinzip (Problem: Zirkelschluss) sorgt für Legitimation.
# Neue Forderung nach einer europäischen Identität
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Worum geht es bei dem Ziel einer gemeinsamen europäischen Identität, was sind Wege um diese zu erreichen und wo liegen Probleme?
# Bevölkerung der europäischen Staaten sollen zu Europäern werden. Öffentlicher Diskurs bezieht sich auf ein gemeinsames europäisches Erbe (griechische, christlich-jüdische, römische Wurzeln). Nur Binnenmarkt reicht zur Identifikation nicht aus!
# Herstellung von Gemeinsamkeit benötigt Abgrenzung. ABER:
→ Wie soll Abgrenzung bei wandelnden Außengrenzen erfolgen?
→ Wer steuert weiteren Prozess der Außengrenzen
→ Historische Entwicklung ist nicht gradlinig: auf was bezieht man sich?
→ Europäische Identität ist kein glaubwürdiger Kitt für soziale Defizite
# Alternative:
+ Demokratisierung der EU, Beseitigung ihren sozialen und humanen Defizite
+ Identitätsarbeit durch Suche und Realisierung gemeinsamer Ziele (=Identifikation und Handlungsfähigkeit) statt Identitätssuche in der Vergangenheit (=Scheinidentität)
# Neben der Forderung nach europäischer Identität konkurrieren weitere Identitätsangebote. Sie haben zeitlich und räumlich verschiedene Konjunkturzyklen.
# Identitätsangebote haben immer auch mit Herrschaftsinteressen zu tun!

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Wie ist der Versuch eines gemeinsamen europäischen Geschichtsbuchs zu bewerten?
# Geschichtsschreibung dient immer auch der Selbstvergewisserung von Gruppen und Nationen → nationale Autobiographien
# Geschichtsschreibung ist nicht möglich ohne Erkenntnisinteresse → standpunktabhängig
# Nicht-ethnozentrische Geschichtsschreibung muss Pluralität der Sichtweisen aufnehmen und Optionen ermöglichen

≠ europäisches Geschichtsbuch:
# unterschiedliche nationale Perspektiven werden in den jeweiligen Übersetzungen verschleiert und verdeckt   → Irreführung!
# Medien werden instrumentalisiert; Schule verspielt auf diese Weise ebenfalls die Möglichkeit zu Aufklärung  

# Fazit
Die Schulbücher:
werden aus einem jeweiligen nationalen
Blickwinkel geschrieben. Dabei wird der Ethnozentrismus (zum Teil) von einem Eurozentrismus abgelöst
→ Forderung:
Eine Geschichtsschreibung, die nicht ethnozentristisch sein soll, muss die Pluralität der Sichtweisen aufnehmen und Optionen ermöglichen.
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Was müsste der Anspruch interkultureller Bildung sein und wie wird dieser Anspruch derzeit eingelöst?
# Universalistischer Anspruch von Bildung ≠ Etnozentrismus
(Welt erklären und durchschaubar machen / jeweilige Nation in den Köpfen abbilden; unbefangene Perspektive auf Neues / verengte Blickrichtung; breites Erkenntnisinteresse / Interessenlage der Nation wird zum erkenntnisleitenden Interesse)
# Anspruch der Interkulturellen Bildung: Auflösung ethnozentrischer Sichtweisen: Aufarbeitung anderer führt zur Erkenntnis der eigenen; Vorhandene Vielfalt aufgreifen, darstellen, begreifbar machen; Intelligenten Umgang mit Vielfalt einüben. Erforderlich ist hierzu ein doppelter Perspektivwechsel → im Blick auf andere und im Blick auf sich selbst
# Mangelhafte Umsetzung
* z.B. in Richtlinien für Englischunterricht: Klasse wird als homogen begriffen; Englisch wird nur unter dem Aspekt der Hochsprache betrachtet; Fremdsprachenlernen wird als erster Umgang mit fremder Kultur gekennzeichnet.
* z.B. Unterrichtsmaterialien (siehe Geschichtsabuch): nationaler Ethnozentrismus wird durch Eurozentrismus ersetzt; Teutozentrismus wird als europäische Sichtweise ausgegeben oder beibehalten (Beispiel: Migrationströme); Ergebnis nationaler Homogenisierung wird als natürliche Entwicklung dargestellt; Optionen für verschiedene Perspektiven werden verbaut.
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Was müsste der Anspruch interkultureller Bildung sein und wie wird dieser Anspruch derzeit eingelöst?
# Universalistischer Anspruch von Bildung ≠ Etnozentrismus
(Welt erklären und durchschaubar machen / jeweilige Nation in den Köpfen abbilden; unbefangene Perspektive auf Neues / verengte Blickrichtung; breites Erkenntnisinteresse / Interessenlage der Nation wird zum erkenntnisleitenden Interesse)
# Anspruch der Interkulturellen Bildung: Auflösung ethnozentrischer Sichtweisen: Aufarbeitung anderer führt zur Erkenntnis der eigenen; Vorhandene Vielfalt aufgreifen, darstellen, begreifbar machen; Intelligenten Umgang mit Vielfalt einüben. Erforderlich ist hierzu ein doppelter Perspektivwechsel → im Blick auf andere und im Blick auf sich selbst
# Mangelhafte Umsetzung
* z.B. in Richtlinien für Englischunterricht: Klasse wird als homogen begriffen; Englisch wird nur unter dem Aspekt der Hochsprache betrachtet; Fremdsprachenlernen wird als erster Umgang mit fremder Kultur gekennzeichnet.
* z.B. Unterrichtsmaterialien (siehe Geschichtsabuch): nationaler Ethnozentrismus wird durch Eurozentrismus ersetzt; Teutozentrismus wird als europäische Sichtweise ausgegeben oder beibehalten (Beispiel: Migrationströme); Ergebnis nationaler Homogenisierung wird als natürliche Entwicklung dargestellt; Optionen für verschiedene Perspektiven werden verbaut.
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Worum geht es bei dem Ziel einer gemeinsamen europäischen Identität, was sind Wege um diese zu erreichen und wo liegen Probleme?
# Bevölkerung der europäischen Staaten sollen zu Europäern werden. Öffentlicher Diskurs bezieht sich auf ein gemeinsames europäisches Erbe (griechische, christlich-jüdische, römische Wurzeln). Nur Binnenmarkt reicht zur Identifikation nicht aus!
# Herstellung von Gemeinsamkeit benötigt Abgrenzung. ABER:
→ Wie soll Abgrenzung bei wandelnden Außengrenzen erfolgen?
→ Wer steuert weiteren Prozess der Außengrenzen
→ Historische Entwicklung ist nicht gradlinig: auf was bezieht man sich?
→ Europäische Identität ist kein glaubwürdiger Kitt für soziale Defizite
# Alternative:
+ Demokratisierung der EU, Beseitigung ihren sozialen und humanen Defizite
+ Identitätsarbeit durch Suche und Realisierung gemeinsamer Ziele (=Identifikation und Handlungsfähigkeit) statt Identitätssuche in der Vergangenheit (=Scheinidentität)
# Neben der Forderung nach europäischer Identität konkurrieren weitere Identitätsangebote. Sie haben zeitlich und räumlich verschiedene Konjunkturzyklen.
# Identitätsangebote haben immer auch mit Herrschaftsinteressen zu tun!

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Nenne drei Warnungen bezüglich interkultureller Bildung
(1) Warnung vor politische Konzeptlosigkeit:
Politik muss: Migrationspolitik (Zu- und Abwanderung, sowie Rückkehr) gestalten; von biologistischen Konzeptionen von Zugehörigkeit im Grundgesetz und in Gesetzen Abstand nehmen; Verlierer des Kapitalismus sichern; Segmentierungen nicht schönreden, sondern ernst nehmen
(2) Warnung vor Überschätzung der Möglichkeit von Bildung
Schulsystem bietet durch Einzugsgebiete und Gliederung kaum Begegnungschancen; Grenze in der altersspezifischen Bearbeitungsfähigkeit – und bereitschaft; Konkurrenzsituationen führen zu Abgrenzung (Andere wegdefinieren und ihnen die Schuld zuschieben)
Möglicher Beitrag der Pädagogik (=Vorurteilsvolles Handeln setzt Akzeptanz von Vorurteilen voraus und wird durch Aktivierung von Vorurteilen begünstigt): a) Begegnungen organisieren (→ Kontakt mit anderen muss als Bereicherung empfunden werden); Information (→ Schule selbst enthält Ethnozentrismus; Medieneinfluss macht Entlarvung schwierig); c) Regeln der Interaktion einüben (→ taktisches Verhalten durch hierarchischen Rahmen); d) Konfliktaustragung üben (→ Trockenkurs)
(3) Warnung vor Ethnisierung/ Kulturalisierung von Konflikten
Kultur als Joker → ethnische Unterschiede müssen nicht betont werden; müssen nicht zu Diskriminierung führen. Statt kulturelle Ursache häufig z.B. Sozialstatus. Betonung der Unterschiede liegt im Herrschaftsinteresse. Forderung nach intelleigentem Umgang mit Unterschieden, doppeltem Perspektivwechsel, entsprechenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
 
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Nenne als Beispiel drei Definitionen für Integration, die zeigen, dass der Begriff standpunktabhängig / interessengeleitet ist. Welche Kritik übten Ipsen und Elias und wie differenzierte Esser?
# Definitionsbeispiele
Eskamp: Integration bedeutet Stabilität der Gesellschaft, die auf Akzeptanz der ungleichen Verteilung beruht bzw. die Eingliederung des Individuums in einer Gruppe.
Hartfiel/ Hillmann: Integration als Prozess, muss immer wieder initiiert werden; Integration und Desintegration müssen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen → 90er Jahre: Integration von Migranten steht im Vordergrund
Tielmann: Integration als wechselseitiger Prozess mit dem Ziel der Emanzipation des Individuums (≠ Stabilität der Gesellschaft)

# Kritik:
Ipsen: gängige Verwendung lässt Herrschaftskategorie außer acht. In was soll man sich integrieren?
Elias: Ambivalenz von Integration (Zuviel an sozialer Kohäsion und Konformitätsdruck bedeutet Zwang)

Differenzierung von Esser:
Systemintegration → anonyme Integration durch Markt und Organisation
Soziale Integration → Beziehung der Akteure untereinander und zum Gesamtsystem (Kulturation: Wissensbestand zum erfolgreichen Agieren; Inklusion/ Plazierung: Besetzung einer bestimmten gesellschaftlichen Position; Interaktion: Aufbau von Beziehungsnetzen; Identifikation: Akteur sieht sich mit Gesamtsystem als eine Einheit)
→ Nicht-Integration = Marginalität; im Sinne dieser vier Kategorien. Diskutiert werden muss also nicht, ob Integration vorliegt, sondern welches Ausmaß an Integration vorliegt.
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Was kann als Gegenbegriff zu Integration gesehen werden und welche Konzepte müssen vor diesem Hintergrund hinterfragt werden?
Gegenbegriff:
# Nicht-Integration → Segmentierung, Marginalität, Segregation (=Organisation von Nicht-Zugehörigkeit anhand von bestimmten Merkmalen; Betroffene bilden eine „Wir-Gruppe“; ≠ Integration → Organisation von Zugehörigkeit; Betroffene bilden ebenfalls eine Wir-Gruppe).
# Grenzziehungen erfolgen anhand von Vorurteilen; Stereotypen → bei ethnischen Grenzziehungen in Form von Ethnozentrismen.
# Integration/Segregation wird standpunktabhängig unterschiedlich bewertet (z.B. positiv bei Segregation deutsche Kolonie in Venezuela)

Zu hinterfragen:
# Von denjenigen mit den geringsten Teilhabechanchen wird die größte Integrationsleistung verlangt
# Forderung nach Leitkultur (→ steht im Widerspruch zur grundgesetzlich geschützten Freiheit der Weltanschauung)
# Indikator: Intermarriage (→ Warum sind Hochzeiten unter Deutschen gut? Was ist mit Hochzeiten zwischen Türken und Griechen?)
# Integration nur in Hinblick auf bestimmte ethnische Gruppen (→ Verantwortung wird einseitig ihnen zugeschoben)
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Erläutere den Zugang von Schmitt zum Spannungsverhältnis von Integration und Segregation und nenne verwandte Darstellungen
Schmitt untersucht Geschichte der Außenseiter (Personen mit gleichen Merkmalen bekommen Außenseiterrolle zeitweilig zugewiesen; das Kriterium der Nützlichkeit entscheidet darüber). In modernen Gesellschaften werden Außenseiter außerhalb der Gesellschaft gestellt, in die Segregation getrieben (≠Mittelalter: unsichtbare Zone innerhalb der Gesellschaft). Sie werden zur Integration der anderen funktionalisiert und müssen als Gruppe oder als Individuen das Spannungsverhältnis von Integration/ Segregation aushalten.
Ähnliche Argumentation:
Meyer: Beispiele aus belletristischer Literatur für Außenseitertum
Baumann: „nutzlose Menschen“-Produktion. Insbesondere fehlender Konsum. Vor allem Einwanderer/ Staatenlose. Sie liefern Legitimation für Repressionsstaat, Ghettoisierung, Kriminalisierung sozialer Probleme, Ethnisierung sozialer Konflikte
Wacquant: Kriminalisierung des Elends. Strafender Überwachungsstaat statt Wohlfahrtsstaat.
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Erläutere den Zugang von Elias zum Spannungsverhältnis von Integration und Segregation
# Feldstudie in Winston Parva untersucht Verhalten zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen
# These der Etablierten/Außenseiter-Figuration: Verhalten der jeweiligen Gruppen ist nicht individuell, sondern gruppenspezifisch mit strukturellen Regelmäßigkeiten
# Zwischen Etablierten und Außenseitern besteht ein Machtgefälle: Mächtige Etablierte stehen ohnmächtigen Außenseitern gegenüber.
# Der Machterhalt erfolgt durch Ausschluss und Gruppencharisma/ Gruppenschande durch pars-pro-toto Verzerrung in entgegengesetzte Richtung. Ausgrenzungsmechanismus baut auf Demütigung durch Rückhalt in der mächtigeren Etabliertengruppe.
# Zuschreibung von rassischen oder ethnischen Merkmalen soll Machtgefälle verschleiern. Zusammenhang zwischen Gruppenstigmatisierung und Vorurteil.
# Außenseiter haben weder als Gruppe noch als Einzelne eine Chance, zur Etabliertengruppe überzugehen. Etablierte können durch Verletzung der Normen selbst zu Außenseitern werden.
# Die Binnenintegration bei den Etablierten ist eine Folge der Abgrenzungsbedürfnisse von Außenseitern, während die Binnenintegration bei den Außenseitern eine Folge der Abgrenzung der Etablierten ist
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Erläutere den Zugang von Bourdieu zum Spannungsverhältnis vin Integration und Segregation
# Integration/ Segregation erfolgt anhand der „feinen Unterschiede“
# Grenzen von Segmenten einer Gesellschaft werden durch Habitus, Stil und Geschmack gezogen
# Habitus entsteht durch Sozialisation sowie durch Zusammensetzung von ökonomischem, sozialem und kulturellem Kapital.
# Zum Habitus gehört ein bestimmter Lebensstil und ein bestimmter Geschmack (Notwendigkeits- versus Luxusgeschmack)
# Beziehungen untereinander, Integration/ Segregation wird durch Distinktion (Trennungsvermögen) gesteuert.
# Mangelnder Integrationswille ist nicht das Problem; es überwiegt das Segregationsbedürfnis der Dazugehörigen.
# In der -vermeintlich- ethnisch homogenen Gesellschaft werden die feinen Unterschiede zur Ab- und Ausgrenzung herangezogen.
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Erläutere den Zugang von Weber zum Spannungsverhältnis von Integration und Segregation
# Untersuchung ethnischer Kategorien:
+ dienen der Ausgrenzung wie der Eingrenzung (sie sind Integrationsangebot wie Integrationsverbot)
+ können entlang beliebiger Merkmale zur Aus- und Eingrenzung herangezogen werden
+ dienen der politischen Vergemeinschaftung (erden nicht unabhängig von politischen Interessen genutzt)
+ können der Legitimation von Machtausübung dienen. Hinter der behaupteten Zusammengehörigkeit steht das politische Herrschaftsinteresse der Herstellung von Massenloyalität.
# Im Gegensatz zu Bourdieu (Grenzlinien der inneren Differenzierung einer Gesellschaft) sieht Weber sie als Kriterium für Außengrenzen.
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Welche Rolle spielt das Konstrukt der Nation im Spannungsverhältnis von Integration und Segregation, nach welchen Mechanismen verläuft staatliche Ausgrenzung und wie werden Unterlegenheitsgefühle gesellschaftlich produziert?
Nation: Mit der Entstehung von Nationalstaaten wird Integration auch in Deutschland mithilfe des Nationalgedankens vorangetrieben; zentral war Konstrukt der Reichsfeinde. Verweis auf "Sündenbock" ist Kitt bei der Herstellung von Massenloyalität.
Ethnische Zurechnung entlang von Staatsbürgerschaften oder Herkunftsterritorien berücksichtigt nicht die Option der Betroffenen (z.B. Verweis auf Auslandsdeutsche). Im Sinne der Ausübung von Herrschaftsinteressen ist sie jedoch funktional. Sie definieren Bevölkerungsgruppen zu Objekten von Machtinteressen.

Staatliche Ausgrenzung: Die Idealisierung der Normen und die Betonung ihres integrativen Charakters liegt im Interesse einer staatstragenden Homogenitätsideologie. Kontraproduktiv ist die damit verbundene ausgrenzende Wirkung der gleichen Normen,
solange sie öffentlich ist. Produktiv ist sie, wenn sie durch Ausgrenzung den Zusammenhalt der Nichtausgegrenzten erhöht.
Beispiel Dohm: Staatliche Ausgrenzung gegen Juden sollte nach erfolgter Errziehung Schritt für Schritt aufgehoben werden.

Gesellschaftliche Produktion von Unterlegenheitsgefühlen:
Diskriminierungs- und Stigmatisierungserfahrungen entlang wie Hautfarbe, Geschlecht, lokaler und regionaler Herkunft, ethnischer Zurechnung, politischer Orientierung, sozialer und sozialökonomischer Status, Konfession usw. sind für viele Mitglieder einer Gesellschaft alltäglich
Vorwurf an die so Segregierten der Nicht-Integriertheit
Integration von Individuen, die als Gruppenmitglieder segregiert werden, ist also erst möglich, wenn die Gruppe durch Veränderung der Machtbalance aus der Segregation herausgelassen wird. Versuch nicht Gleichheit durch Integration, sondern Gleichwertigkeit durch Segregation zu erreichen.
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Wie ist der Erklärungsansatz der räumlichen Segregation zu bewerten?
# Weder sozialräumliche Segregation noch deren Ausmaß können als Ursache für soziale Segregation angesehen werden. Konzentration ist nicht Ursache für mangelnde Integration, sondern deren Ausdruck. Soziale Segregation ist unabhängig von räumlicher Segregation vorhanden.
# Bedingungen der Aufhebung von sozialer Segregation sind deshalb auch nicht vorrangig mit Hilfe des Wohnungsmarktes zu schaffen, sondern hierzu gehören ganz offensichtlich komplexere gesellschaftliche Prozesse bei Migranten und Einheimischen
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Nenne drei historische Beispiele, die das Spannungsverhältnis von Integration/ Segregation verdeutlichen
(1) Flüchtlinge in der Westzone zu Beginn der BRD:
Deutsche waren Außenseiter in Deutschland
Drei typische Phasen: Erschütterung und emotionale Hilfswilligkeit; Sich-Versperren; Einsicht und Selbsterziehung hin zu rationalem Umgang (wird nicht immer erreicht).
Entspannung der Lage durch Wirtschaftswunder.
→ ähnliches Schicksal wie DDR-Flüchtlinge
(2) Ostjuden in Deutschland:
Aufgrund von Pogromen und Wirtschaftskrisen → Abwanderung von Ostjuden nach Westen; meist nur zur Durchreise. Starke und sichtbare jüdische Tradition stößt auf Ablehnung auch der sich zu assimilieren versuchenden Westjuden. Zugleich Konflikt zwischen proletarischer und bürgerlicher Herkunft.
(3) Ruhrpolen:
Gezielte Anwerbung aufgrund von Arbeitskräftemangel. Integtration wird durch staatliche Germanisierungsmaßnahme versucht (Druck zur Eindeutschung der Familiennamen, Benachteiligung bei Beibehaltung der polnischen Staatsbürgerschaft, Umwolkung durch Behinderung bei Gebrauch der Muttersprache etc.). Erfolgreich läuft Integration, wenn Außenseitergruppe durch Binnenintegration den Ausgleich des Machtgefälles erreicht!
Oenning: Zwei Charaktere
→ antiassimilative Typ: bewusste ethnische Bewahrung (Buchowski)
→ assimililative Typ: ethnischer Seitenwechsel (Bucheneck)
Die Regel ist allerdings eine pragmatische Dichotomie in Form von praktischem, situationsbezogenen Handeln.
Fazit:
# Ethnische Grenze ist für Ausgrenzung nicht nötig, eignet sich aber als Ausgrenzungskriterium
# Fremdbild, das zur Diskriminierung dient, muss sich nicht mit dem Eigenbild der Diskriminierten übereinstimmen.
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In wie weit ist das Versäulungsmodell der Niederlande eine Alternative zur dichotomisch gedachten Integration/Segregations-Logik?
# Konfessioneller Ursprung (Emanzipationsbedürfnis der unterdrückten niederländischen Katholiken)
# Ausgeweitet auf den weltanschaulichen Bereich, z.B. Sozialismus; Recht auf staatliche Subventionierung
# Ziel ist Entfaltungsmöglichkeit / Emanzipation von Individuen oder Gruppen von Individuen
# leistet sowohl Rahmen für Zusammenhalt als auch Abgrenzungsbedürfnis.
# niederländische Definitionen von Integration gehen vom Einzelnen bzw, der Gruppe; nicht vom Staat, der Gesellschaft aus.
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Nenne und beschreibe die 5 Konfliktlösungsstrategien Zugewanderter nach Greverus
(1) Segregation (altes Kulturverhalten wird beibehalten; Ghetto): Zuwanderer müssen über genug Machtmittel verfügen; Einheimische dürfen ihre Machtmittel nicht zur Verhinderung der Binnenintegration nutzen
(2) Assimilation (Ausgangskultur wird abgelegt; Anpassung): Anpassungsbemühungen dürfen von Einheimischen nicht (z.B. durch Verweis auf andere Herkunft, feine Unterschiede) vereitelt werden.
(3) Wechselseitiger Prozess: Am besten im Modell der Versäulung zu realisieren; setzt gleichberechtigte Akzeptanz voraus.
(4) Partielle Assimilation: Anpassung dort, wo es notwendig ist.
(5) Kolonisation (Kulturverhaltensmuster werden gegenüber den Einheimischen durchgesetzt): Nur bei Machtübergewicht möglich. In allen anderen Fällen definieren die Einheimischen die Bedingungen für die Integration.
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Inwieweit können Integration und Segregation als zwei Seiten einer Medaille gesehen werden?
Integration kann ohne Segregation nicht gedacht werden. Integration und Segregation sind keine Alternativen -weder Handlungsalternative für Einzelne, noch als empirische Kategorien- sondern zwei Seiten einer Medaille.

Integration = Erwartung der Mächtigen an die Ohnmächtigen; Bemühen der Außenseiter zu den Etablierten zu gehören
Segregation = Vorgabe der Mächtigen an die Ohnmächtigen; Antwort der Außenseiter die von den Etablierten gehindert werden, dazu zu gehören.
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Wie wird Integration verhindert? Was sind Forderungen für eine alternative Integrationspolitik?
Behinderung von Integration:
# durch Rechtsetzung und Politik: völkisch inspiriertes Staatsangehörigkeitsrecht und rigide Einbürgerungspraxis/  Schulsprachenpolitik: Dominanz von Englisch; kein Kontakt mit Migrantensprachen
durch veröffentlichte Meinung und Sprachgebrauch z.B. „Ausländer“: Islamophobie, Debatte um Leitkultur

Folgerungen für Integrationspolitik:
# Ethnozentrismen offen legen und diskutieren
# falsche ethnozentrische Prämissen des Nationalstaats von Homogenität und Sesshaftigkeit werden fallen gelassen
# Kriterien für Zugehörigkeit (Integrationsfähigkeit) werden überprüft;
# Integrationsangebote klar kennzeichen (Spracherwerb als Ziel der Verständigung und nicht Identität)
# Räume für Binnenintegration aushandeln
# Rassismus/ Fremdenfeindlichkeit bekämpfen, durch Ursachenaufdeckung.
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Wie lässt sich Sozialisation nach Geulen/ Hurrelmann definieren und wovon grenzt sich diese Definition ab?
Definition nach Geulen/Hurrelmann:
Sozialisation ist begrifflich zu fassen, als der Prozess der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und materiellen Umwelt. Vorrangig thematisch ist dabei, wie sich der Mensch zu einem gesellschaftlich handlungsfähigen Subjekt bildet.
Entscheidend ist hier der Zusammenhang zwischen Persönlichkeit (= spezifisches Gefüge von Merkmalen, Eigenschaften, Einstellungen und Handlungskompetenzen, die einen Menschen kennzeichnen) und Umwelt.
→ In welchem Verhältnis stehen die Aspekte der inneren zu den Bedingungen der äußeren Realität?
→ Wie kommt es zu Vergesellschaftung (Sozialcharakter) und Individuation (Individualität) (als Teile der Persönlichkeit)?
→ Wie sind die Auswirkungen aus der aktiven Aneignung des Subjekts von seiner Umwelt theoretisch zu fassen?
Abgrenzungen:
a) biologistische Auffassungen: genetisch fixierte Anlagen werden zur Reifung gebracht; Umwelt ist nur gärtnerischer Nährboden; vorherrschend bei Verhaltensbiologen und bis in die 60er Jahre. ≠ biologische Bedingungen werden berücksichtigt, aber in ihrer Wechselwirkung mit den Einflüssen der Umwelt betrachtet.
b) idealistisch überzogene Auffassungen: Subjektwerdung ist immanenter Prozess der psychischen Entfaltung, der sich nicht empirisch analysieren lässt (Geulen: „idealistischer Individualismus“) ≠ Mensch ist zur Selbstreflexion fähig und entwickelt Individualität; dies geschieht jedoch im Kontext der jeweiligen Umweltbedingungen. 
c) pädagogisch-reduzierte Auffassungen: „pädagogischer Bezug“ (Nohl) im Zentrum; intentionale Erziehung. ≠ Erziehung wird nicht geleugnet, sondern als Teil des Sozialisationsprozesses eingeordnet.
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Wie lässt sich die nach der Definition von Geulen/ Hurrelmann  notwendig gewordene Differenzierung in Ebenen und Phasen vornehmen?
Ebenen des Sozialisationsprozesses:
→ Strukturmodell der Sozialisationsbedingungen (Geulen; Hurrelmann)
Vier Ebenen: Subjekt; Interaktionen/ Tätigkeiten; Institutionen; Gesamtgesellschaft
(→ Gesellschaft tritt dem Individuum nie in Totalität und Komplexität gegenüber; Ebenen stehen in einem nicht deterministischen, aber hierarchischen Verhältnis zueinander, d.h. jeweils höhere setzt Rahmenbedingung für nächste)

Phasen des Sozialisationsprozesses:
(Ontogenese → Entwicklung des einzelnen im Zuge des Älterwerdens)
# Erste Differenzierung in primär (in der Familie); sekundär (Schule, Ausbildung); tertiär (Erwachsene)
# Empirisches Modell (Friedrichs/Kamp): institutionelle Prägung (historisch-konkret) in modernen Gesellschaften; je älter man wird, desto schwieriger ist Skizzierung einer Normalbiographie.
# Entwicklungspsychologisches Modell: Phasen der Sozialisation (Säugling, frühe Kindheit, Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter, Alter; jeweils durch Übertritte wie Eintritt in Kindergarten und Schule, Schulentlassung, Berufstätigkeit, Rente gekennzeichnet.)

→ Sozialisationstheorie muss diese Raster jeweils füllen!
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Wie lässt sich Theorie definieren und was sind generelle Anforderungen an eine Theorie und spezielle an eine Sozialisationstheorie?
Theorie als ein nach wissenschaftlichen Prinzipien erstelltes Aussagesystem ≠ Aussagen von Alltagserfahrungen: willkürlich, beliebig, oft einseitig, kurzschlüssig
Anforderungen an eine Theorie:
Daten, Konzepte, Reflexion (einzelne Schritte, die zur Konstruktion geführt haben, werden reflektiert und nachvollziehbar gestaltet), Diskussionen (Aussagen werden widersprechende Tatsachen ausgesetzt), Fragen und Kritik (neugierige, offene Kritik, man will etwas herausfinden)
Unterscheidung:
Das Nachdenken über Anforderungen an eine Theorie ist im Bereich der Metatheorie angesiedelt, eine bestimmte Theorie im Bereich der Objekttheorie und die real ablaufenden Prozesse sind das Objekt (Gegenstandsbereich)

Anforderungen an eine Sozialisationstheorie:
# Umfassendes Verständnis von Persönlichkeit (auch innerpsychische Prozesse)
# Aktiv handelndes Subjekt
# Erklärung über die Wirkungen der aktiven Auseinandersetzung mit der Umwelt auf Persönlichkeitsmerkmale und umgekehrt
# Sozialisation als Prozess führt zu Vergesellschaftung und Individuierung → in welchen biographischen Abhängigkeiten stehen die Phasen und Sequenzen?
# Beeinflussung der verschiedenen Umweltbedingungen auf den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung (Klärung der Abhängigkeiten der verschiedenen Ebenen) 
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Gebe einen kurzen Abriss über die Geschichte der Sozialisationstheorie
# Durkheim (Ende 19. Jht.): Soziale Integration des Individuums in die neuen arbeitsteiligen Gesellschaften und Rolle der Erziehung als „methodische Sozialisation“
# Verschiedene Schulen der Psychologie: Freud → Es, Ich, Über-Ich (kindliche Entwicklung als Teil der Beziehungsdramatik in der Familie); Pawlow/Watson → Lerntheoretiker (black box statt Persönlichkeitsentwicklung; Lermechanismen als Reiz-Reaktion); Piaget → kognitive Psychologie (kognitive Strukturen entwickeln sich durch Interaktion Subjekt ↔ Umwelt).
# Grundkonzepte der Gesellschaftstheorie: Marx/Engels → historisch-materialistische Theorie gesellschaftlicher Entwicklung; Parsons → strukturell-funktionale Theorie gesellschaftlicher Prozesse (jedes gesellschaftliche Einzelproblem wird zur Stabilität des Gesamtsystems in Beziehung gebracht) → erster Entwurf, der alle vier Ebenen berücksichtigt!
# G.H. Mead → Mikrobereich der Interaktion und der Persönlichkeitsstruktur im Fokus (Zusammenhang zwischen Sprache, kommunikativem Handeln und Identitätsbildung)   
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Nenne als Beispiel  für eine Sozialisationstheorie die Theorie von Erikson zu "Persönlichkeitsentwicklung: Lebenslauf, Krise und Identität"?
# Hauptwerk: „Identität und Lebenszyklus“; Schüler von Sigmund Freud
# Menschliche Entwicklung anhand eines Phasenmodells, aufgegliedert in acht Phasen (Lebenszykluskonzept): Jedes Kind durchläuft in seiner Entwicklung bestimmte psychosexuelle Phasen (oral, anal, phallisch); erweitert um soziokulturelle Anforderungen.
# Subjektentwicklung ist Abfolge von Krisen; erfolgreiche Überwindung führt zu einer Erweiterung der Identität; Krisenbewältigung ist abhängig von den vorangegangenen Konfliktlösungen
# Wichtige Begriffe: Identität (=Verständnis des Subjekts von sich selbst), Ich-Identität (eigenständige Identität ≠ abgeleiteten Identität → ich bin die Tochter von ...), Identitätsdiffusion (=Angst, den Erwartungen nicht gerecht zu werden) → Jugend als zentrale Phase!
# Vorteil des Konzeptes: systematische Beschreibung der Herausbildung von Vergesellschaftung und Individuierung
# Kritik: Konformismus, Ethnozentrismus; fehlende Gesellschaftskritik; Identitätsentwicklung als normative Forderung im Sinne von Anpassung (→ sozialisationstheoretische Entwürfe können es kaum vermeiden, normativ zu sein)
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Nenne als Beispiel für eine Sozialisationstheorie die Theorie von Bourdieu zum sozialen und ökonomischen Kontext
# Hauptwerk: „Die feinen Unterschiede“ → untersucht soziale Ungleichheit und Unterschiede in der Gesellschaft, Bildungschancen, Wohlstandsniveau, Lebensqualität
# Definitionsmacht durch Verfügbarkeit über Kapital;
versus Ausgrenzung, Marginalisierung, fehlende Partizipation durch Nicht-Verfügbarkeit über Kapital
# Kapitalsorten (1-3 von Bourdieu; 4-7 von Schroeder): ökonomisches (Geld, Besitz); kulturelles (inkorpiert als Bildung; objektiviert als Kulturgüter; institutionalisiert als Berechtigungen/ Abschlüsse); soziales (soziale Netze, Beziehungen, Seilschaften); sprachliches/ symbolisches (Hochsprache/Dialekt; Nationalsprache); physisches (Hautfarbe, Behinderung, Geschlecht, Alter); juridisches (Rechtsstatus, Staatsangehörigkeit); ökologisches (Umfeld, Umweltbelastung)
# Zentrale Begriffe: Im Habitus manifestiert sich die Ausprägung der verschiedenen Kapitalsorten ; ein bestimmter Habitus bringt bestimmte Lebensstile hervor; der Habitus erzeugt Distinktionen (=Mechanismen der sozialen Abgrenzung / Herstellung von Unterschieden); individueller Habitus ↔ Klassenhabitus
# In  den westlichen Gesellschaften ist ökonomisches Kapital die dominante Kapitalsorte
# Die verschiedenen Kapitalien können unterschieden werden; hängen aber zusammen.
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Nenne vier Einwände gegen Sozialisationstheorien und bewerte sie
# Sozialisationstheorien tragen zur Diskriminierung von Minderheiten bei:
Sozialisationstheorien beschreiben den Prozess der Integration in die „nationale Kernzone“; nur dann ist es eine gelungene Integration; Subkulturen werden ignoriert (Hansen)
Aber: Beschäftigung mit Minderheiten von Beginn an vorhanden; Erkenntnisinteresse war bis in die 60er Jahre auf „Normabweichung“ gerichtet; seitdem wird allerdings umgedacht.
# Sozialisationstheorien haben eine verkürzt-nationale Perspektive
Migration und Multikulturalität im Weltmaßstab werden nicht berücksichtigt (Nestvogel)
Vorschlag: Im Ebenenmodell als weitere Ebene „Weltgesellschaft“ aufnehmen; dies greift zwar in die engere Theorie der Sozialisation nicht ein, erweitert aber den Interpretationshintergrund.
# Sozialisationstheorien beschreiben die Entwicklungsprozesse von Sesshaften; nicht aber von Einwanderern
Sozialisationstheorien gehen von Menschen ohne Migrationshintergrund in einer monolingualen Gesellschaft aus; andere Modi des Auswachsens können nur sehr schlecht begriffen werden (Gogolin). Besonders deutliches Beispiel: Symbolischer Interaktionismus → Identitätsentwicklung vollzieht sich vor allem über Sprache
Bewertung: Es handelt sich hierbei um ein offenes Theorieproblem!
Sozialisationstheoretische Kategorien sind implizit selbst ethnozentrisch
Sozialisationstheorien vermitteln ethnozentrische Sichtweisen; vermitteln Glaube an die Überlegenheit des westlichen Menschen; z.B. auch in Zielbegriffen wie Emanzipation; Autonomie (Nestvogel)
Bewertung: Immer normative Komponente vorhanden. Aber: Kulturrelativismus ist auch keine Lösung. Notwendig ist sich zu einem aufgeklärten Eurozentrismus (Nieke) zu bekennen und Annahmen offen zu legen.
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Welche vier Entwicklungsaufgaben und damit verbundene gesellschaftliche Mitgliedsrollen nennt Hurrelmann für das Jugendalter?
=soziale Ansprüche an Persönlichkeitsentwicklung und Handlungsfähigkeit
1. Entwicklung einer intellektuellen und sozialen Kompetenz (Eigenverantwortlichkeit für schulische und berufliche Qualifikation, mit dem Ziel eine berufliche Erwerbsarbeit aufzunehmen, um die eigene ökonomische und materielle Existenz zu sichern)
→ Mitgliedsrolle = berufstätiger Erwachsener
2. Entwicklung der eigenen Geschlechtsrolle und des Bindungsverhaltens (Ziel soll heterosexuelle Paarbeziehung sein, um langfristig die Grundlage für Familiengründung und die Erziehung eigener Kinder zu bilden.)
→ Mitgliedsrolle = Partner, Ehepartner, Eltern
3. Entwicklung eigener Handlungsmuster, z. B. bezogen auf Freizeit, Medien, Konsumverhalten (Ziel ist eigener Lebensstil, Umgang mit den umfangreichen Angeboten) → Mitgliedsrolle = Konsument bzw. Verbraucher
4. Entwicklung eines Werte- und Normensystems und eines ethischen und politischen Bewusstseins (eigenes Verhalten; Handeln soll verantwortliche Übernahme gesellschaftlicher Mitgliedsrollen im öffentlichen, kulturellen und politischen Raum sein)
→ Mitgliedsrolle = Staatsbürger
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Erläutere die Theorieansätze des "psychosozialen Moratoriums" (Erikson) und der Individualisierung (Beck) in Bezug auf das Jugendalter
Psychosoziales Moratorium = Jugendphase als zeitlicher Aufschub; als Zeit des Rollenexperimentierens; langsames Hineinwachsen in definitive Erwachsenenrollen; gesellschaftlicher Charakter (Erikson)
Individualisierung: → Ambivalenz: Emanzipation; Freisetzung aus klassischen Geschlechterrollen; Vielzahl von Wahlalternativen; Erhöhung von Entscheidungsspielräumen versus Isolierung; Einsamkeit; Entscheidungszwänge, Orientierungslosigkeit. Verantwortung für das Gelingen des eigenen Lebens und Verantwortung für Bildungserfolg (Begründung: formale Chancengleichheit → Ausblendung sozialer Ungleichheit; Entlastung der Gesellschaft)
Beck: Risikogesellschaft → von reichtums- zu risikoverteilender Gesellschaft. Motto: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied!
Rolle der Schule : Suche nach gesellschaftlicher Platzierung, zunehmend größere Bedeutung; weniger gradlinige Bildungsbiographien; Eigenverantwortung steigt; Trend zu höheren Bildungsabschlüssen
Beziehungen zu den Eltern: traditionelle Familienstrukturen lösen sich auf; Zinnecker (→ Änderungen in der Jugendphase): frühere Zusprache von Bürgerrechten; Zugang zu Genussmitteln; Bildungsgefälle zwischen älterer und jüngerer Generation; frühere Selbständigkeit und Unabhängigkeit; frühere sexuelle Beziehungen; weniger Autorität und Hierarchie von Eltern.
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Welche beiden Ansätze können hinsichtlich Geschlechterrollen in der Sozialisation unterschieden werden?
(1) Geschlecht als soziale Strukturkategorie, d.h. Geschlecht ist zum einen sozialer Platzanweiser (was bedeutet es beruflich, familiär etc. eine Frau/ ein Mann zu sein?); zum anderen gibt es eine Verbindung zwischen Geschlechterverhältnis und Gesellschaftsstruktur (wie ist die Gesellschaft durch das Geschlechterverhältnis aufgebaut). Beispiele:
# Geschlechtsstereotyp = Beschreibung typisch männlicher; typisch weiblicher Eigenschaften → Festlegung; Geschlechtergrenzen
# Geschlechtsrolle = Entsprechung der gesellschaftlichen Rollenerwartungen → unterliegen Wandel (insbesondere weiblich)
# Adria Schwartz: geschlechtliche Kernidentität (ich bin Mädchen/ Junge); Geschlechtsrollenidentität (gesellschaftliche Normen für geschlechtstypisches Verhalten) → Zweigeschlechtlichkeit im Alltag: Entwicklungsbeschränkung insbesondere bei Frauen; aber  Individualisierung führt zu Aufweichung und größerer Selbstbestimmung.

(2) Geschlecht als soziale Konstruktion (sozialkonstruktivistische Perspektive): Natur der Zweigeschlechtlichkeit wird durch Auseinandersetzung mit Geschlechterdifferenz festgeschrieben; es gibt keine biologisch determinierte Geschlechtlichkeit; diese ist sozial konstruiert.  (Gildemeister/ Wetterer)
→ Unterscheidung zwischen Sex (= biologische Kriterien des jeweiligen Geschlechts); Gender (=Handlungen und Verhalten in Zusammenhang mit den sozialen Erwartungen); Doing Gender (aktive Darstellung von Männlichkeit/ Weiblichkeit) (West/Zimmermann)
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Wie unterscheiden sich männliche und weibliche Jugendliche bezüglich der Entwicklungsaufgaben und dem Umgang mit dem psychosozialen Moratorium?
(1) Entwicklungsaufgaben werden mit konkreten Geschlechtsrollenerwartungen verknüpft.
Bsp. Schule und Berufsausbildung: Jungen werden (durch größere Beachtung; Orientierung der Unterrichtsthemen an ihnen, größere Auffälligkeit; dominantes Redeverhalten) bevorzugt; die besonderen Verhaltensweisen der Mädchen werden ausgenutzt, aber nicht honoriert → Benachteiligung, aber formale Gewinnerinnen. Auch Benachteiligung von Jungen muss in den Blick genommen werden. LehrerInnen spielen entscheidende Rolle bei der Reproduktion von Geschlechterrollen. Feststellbar ist geschlechtsspezifische Fächer- und Berufswahl. Benachteiligung von Frauen in Karrierewegen (Babypause wird antizipiert)
     
(2) Psychosoziales Moratorium bei Mädchen und Jungen: Mädchen nutzen es, um geschlechtsspezifische Arbeitsteilung aufzuschieben; während Männer sich sofort in ihrer Rolle als berufstätiger Vater und Ernährer der Familie sehen.
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Inwiefern unterscheiden sich die Sozialisationsbedingungen von ausländischen und deutschen Jugendlichen?
# Jugendliche ohne deutschen Pass („Ausländer“) wachsen zwar in den gleichen Rahmenbedingungen auf, wie deutsche Jugendliche. Sie durchlaufen aber eine bikulturelle Sozialisation, die in der Forschung häufig übersehen wird. Zudem: Die ausländischen Jugendlichen beeinflussen die Sozialisation der deutschen Jugendlichen.
Hindernisse
# Rechtsstatus: Problematik des deutschen Staatsangehörigkeitsrecht; beruht auf dem Abstammungsprinzip (≠Territorialprinzip): Deutscher ist nur, wer von Deutschen abstammt! Rechtliche Einschränkungen begrenzen Erwerb der Staatsbürgerrolle
# Ausländerfeindlichkeit: Ausländer, die über Sprache, Hautfarbe etc. erkannt werden, sind als nationale Gruppe Stigmatisierungen ausgesetzt. Begriff „Ausländer“ stellt Etikettierung dar (die anderen, die nicht dazu gehören). Erfahrung von Diskriminierung und Ausländerfeindlichkeit stellt spezifische Belastung bei der Bewältigung der Entwicklungsaufgaben dar.
# Kriminalisierung (=Kriminalität als klassische Zuschreibung für Ausländer): Kriminalisierung erfolgt in Form von Stigmatisierung in den Medien. Dabei wird zwischen „guten“ Ausländern (Staatsgästen, Musikern, Sportlern) und „bösen“ Ausländern (die hier lebenden) unterschieden. Insbesondere in Lokalteilen von Zeitungen erfolgt rassistische Berichterstattung.
Öffentliche Diskriminierung erfolgt auch im Verweis auf Kriminalstatistiken
Deutlich erschwerte Sozialisationsbedingungen, da a) Erwerb von Staatsbürgerrrechten nur eingeschränkt möglich ist und sich b) Identitätsbildung in feindlich gesonnener Umgebung vollzieht. Doppelte Konjunkturabhängigkeit: + vom öffentlichen Klima + von sozioökonomischer Situation
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Wie brauchbar sind die vorgestellten Theorien in Hinblick auf die Untersuchung von Sozialisationsprozessen Jugendlicher?
a) Entwicklungsaufgaben und gesellschaftliche Mitgliedsrollen: Türkische Jugendliche erwerben Mitgliedsrollen nur eingeschränkt. Sie werden aufgrund Rechtsstatus nicht zu Staatsbürgern sozialisiert, haben Schwierigkeiten beim Berufseinstieg und orientieren nicht auf eine Autonomie von den Eltern.
b) Soziale Ungleichheit, Kapital und Habitus: Bourdieu beachtet zwar in seinem Konzept ursprünglich keine ethnischen Unterschiede; diese können aber dennoch mit seinem Theorieansatz gut dargestellt werden. Es erklärt den Hintergrund von Diskriminierungen und – über den Begriff der Distinktionen – die Ausgrenzung.
c) Individualisierungsthese: Da sich auch in türkischen Familien ein Wandel vollzieht, greift auch hier die Individualisierungsthese (Selbstbestimmung über den Bildungs- und Berufsweg, Wahl des Ehepartners etc.). Es bedeutet den Vorteil einer Lösung aus engen Traditionszusammenhängen; zugleich werden die strukturellen Benachteiligungen den Jugendlichen selbst zugeschoben.
d) Ansätze zur Geschlechtersozialisation: Auf den ersten Blick erscheinen sozialkonstruktivistische Ansätze am besten geeignet zu sein, um unterschiedliche Sozialisationsprozesse von türkischen und deutschen Jugendlichen darzustellen (=unterschiedliche Ausprägungen von Doing Gender). Allerdings zeigt sich, dass auch die Darstellung von Geschlecht als gesellschaftliche Strukturkategorie Berechtigung hat, da aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit sowohl türkische als auch deutsche Mädchen bestimmte Diskriminierungen erfahren (z.B. Hausarbeit, strengere Regeln beim Weggehen, Lebensperspektive hinsichtlich Doppelorientierung)
e) Psychosoziales Moratorium und Ich-Identität: Das psychosoziale Moratorium spielt auch bei türkischen Jugendlichen zunehmend eine Rolle; z.B. bei Ausprobieren von Geschlechterrollen. Das Konzept „Identität gegen Identitätsverwirrung“ ist ethnozentristisch geprägt, da es die Identitätsdiffussion auf den einzelnen Jugendlichen bezieht. Hier wird außer Acht gelassen, dass es die Mehrheitsgesellschaft ist, die türkischen Jugendlichen ablehnend gegenüber steht und sie somit größere Schwierigkeiten haben, zu einer stabilen Ich-Identität zu kommen. Identitätskrisen entstehen dann, wenn die eigene Entwicklung nicht mit den gesellschaftlichen Ansprüchen korreliert. Ansatz ist zudem normativ und idealtypisch.
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Welche Aspekte von Erziehung sind von Bedeutung und welche beiden Aufbauarten von Darstellungen zur Erziehung können unterschieden werden?
Aspekte von Erziehung
→ Zwischenmenschliches Handeln. Beteiligt sind Subjekte, deren Alter und Ausbildungsstand oft unterschiedlich ist.
→ Bewusst und absichtsvoll werden bestimmte Ziele verfolgt. Teil der Sozialisation.
→ Unterscheidung zwischen Erziehung und Bildung. Erziehung ist auch Bildung.
→ Erziehung hat Prozesscharakter, ist nicht umkehrbar, Teil anderer Entwicklungen.
→ Historische Erscheinung

Darstellung der Geschichte der Erziehung
a) ideengeschichtlicher Aufbau (Abfolge von Personen) → meist ab Antike
b) sozialgeschichtlicher Aufbau (Zusammenhang zwischen schulischer und gesellschaftlicher Entwicklung) → ab beginnende Neuzeit
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Wie veränderte sich Erziehung im Mittelalter und beim Übergang zur Neuzeit?
Mittelalter: Bildungsinstitutionen für sehr kleine Gruppen der Bevölkerung (Hintergrund: zunehmende Arbeitsteilung; weg von Erziehung in der Familie)
Hochmittelalter: mit Gründung von Universitäten entsteht europäisches Netz von Bildungsinstitutionen; zusätzlich: Hauslehrer.
Übergang zur Neuzeit: Von Stadt auf das Land setzt sich langsam institutionalisierte Schulbildung durch. Hintergrund: Ablöseversuche von der Kirche; Menschen werden zunehmend als Individuen, als Subjekte verstanden.
Dilemma: Selbstbestimmtes Handeln wird gefördert ~ Mensch soll sich gesellschaftlichen Erwartungen unterwerfen.
Humanismus (14.-16. Jht): Rückbesinnung auf die Antike
Erasmus von Rotterdam → Zuwendung zum Kind, Erziehung in früher Kindheit ist wichtig
Zudem: Konzept der Selbstdomestikation anstelle direkter Strafen
Elias: Verhaltensänderungen des einzelnen stehen im Zusammenhang mit Organisationsformen und Wandlungsmöglichkeiten der Gesellschaft
≠ zugleich: Reformation und Gegenreformation (Ablöseprozess von den Kirchen dauert bis heute an)
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Beschreibe den Weg vom Erziehungsstaat zur Staatserziehung?
Erziehungsstaat = Regierungsform des Absolutismus (Hermann)
→ Es ist kein Zufall, dass Schulwesen in dieser Zeit entsteht, da „Untertanenverbandstaat“ legitimiert werden musste
→ Bildung und Erziehung werden Staatsaufgaben
Wirkungen:
+ Sicherung von Herrschaft durch Formierung eines Untertanenstaates in Form der ständisch gegliederten Gesellschaft
+ Stützung der Obrigkeit durch Heranbildung einer Bürokratie in Form der verbeamteten Intelligenz
+ Stabilisierung von Vergesellschaftung in den Organisationsformen der Traditionalisierung (z.B. Korporationen)
Zugleich Modernisierungsschub, da Bedarf nach Herrschaftswissen, die Einbeziehung neuer Schichten fordert. Beispiele:
+ Alphabetisierung und Kritikfähigkeit
+ Geistige Selbstständigkeit führt zu (Selbst)aufklärung
+ Veränderte Sozialisation (Aufstiegs-, Reform- und Fortschrittsorientierung)
Außerdem: gedruckte Medien
Aber: Öffentlichkeit ist nach wie vor klein; Mehrheit ist Landbevölkerung
Vom Erziehungsstaat zur Staatserziehung, um Aufklärung und Beteiligungsmöglichkeiten zu reduzieren, sowie beabsichtigte Reformen zu steuern. Mittel sind:
+ Verstaatlichung des Schulwesens (z.B. Preußisches Allgemeines Landrecht)
+ Kontrolle der schulischen Lehrinhalte (christlkich-konfessionell sowie nationalpolitisch)
+ kirchliche Kontrolle des niederen Schulwesens,
+ organisatorische Trennung der Bildungswege von Volk und Gebildeten (inklusive der Privilegierung letzterer)
→ Kritik (u.a. von Humboldt) an Verstaatlichung ändert nichts an „Erziehung für den Staat“.
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Welche beiden weiteren Aspekte sind mit der Staatserziehung verknüpft?
(1) Staatserziehung wurde bald zur Nationalbildung weiter entwickelt. Im Vordergrund steht auf die Nation hin orientierte inhaltliche Ausrichtung der schulischen Erziehung. Die verbesserte Erziehung im Staat soll neben Bürgerlichkeit, Staats- und
Nationalbewusstsein auch Patriotismus herbeiführen. Mit der Verpflichtung auf Patriotismus und die Verankerung des Nationalglaubens in den Köpfen sollten zugleich revolutionäre Bestrebungen zurückgedrängt werden.

(2) Staatserziehung bedeutet auch die Orientierung auf eine Leistungsgesellschaft, d.h. der Staat macht den Zugang zu bestimmten Positionen von bestimmten Berechtigungen abhängig. Wer die Berechtigung nicht erlangt, soll glauben, dies liege in seinem eigenen Verschulden. Staatliche Erziehung ist damit in der modernen Gesellschaft zentral für die Reproduktion bestehender Strukturen und für die formale Qualifizierung
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Welche Rolle spielt die Modernisierung bei der Entwicklung der Erziehung?
# Modernisierung als positiv besetzter Begriff, obwohl durchaus ambvivalent (z.B. moderne Fabrik heißt zwar bessere Arbeit, aber aiuch mehr Arbeitslosigkeit)
# Modernisierungstheorien versuchen Antwort zu geben, an was angepasst wird. Unterschieden werden kann dabei zwischen Theorien, die Modernisierung als Höherentwicklung sehen und solche die dahinter nur selektive Weitergabe und damit potentiell auch Misserfolgsmöglichkeit vermuten.
# Übergang von traditionaler zu moderner Gesellschaft umfasst zahlreiche Aspekte, z.B. Staatsform, Statuszuweisung, Wirtschaftssektor, Mobilität etc.
# Modernisierung ist ein Prozess
# Schulwesen ist im Rahmen dieser Modernidsierungsentwicklung entstanden. Zentrale Aufgabe war Herrschaftssicherung.
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Nenne wesentliche Aspekte zur Definition des Begriffs der Nation und zu seinem etymologischen Ursprung. Wie unterscheidet sich ein vormodernes von einem modernen Nationenverständnis?
Aspekte zur Definition
# soziale Organisation mit Anspruch auf überzeitlichen Charakter
# bezieht sich auf eigenen Staatsapparat und politische Souveränität (hat oder fordert)
# Mitglieder leiten aus vorgestellten Gemeinsamkeiten Identität und Zusammengehörigkeitsbewusstsein ab → bestimmt individuelles / kollektives Handeln mit
# Nation ist Selbstbild (existiert in den Köpfen der Beteiligten) und Fremdbild (andere erkennen Gruppe als eine bestimmte Nation)
# Voraussetzung ist gewisse Gruppengröße

Etymologischer Ursprung:
natio (lat.) = Geburt, Name der Göttin der Geburtshilfe, Art/Rasse/Menschenschlag
→ oft negativ bzw. abwertend konnotiert
Spätmittelalter → Herkunft einer Einzelperson (Hintergrund: Organisation in der Fremde; z.B. Studenten, Handwerker)
Beginnende Neuzeit: Bezeichnung für einen territorialen Herrschaftsverband (Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation)
Allerdings im vormodernen Nationenverständnis
Nation = Regierende (≠ alle Bürger) (Streitfrage: Wer gehört zur Nation? Nur Adel oder auch Geistliche?)
→ positive Konnotion; später z.B. Nation = alle Gebildeten → Eliteorientierung
Dieses Verständnis führt dazu, dass Nationen nicht nach kulturellen; ethnischen Grenzen gebildet werden, sondern je nach Möglichkeit der Machtausübung aufgrund der eigenen Stärke
Französische Revolution → Idee der Volkssouveränität → Modernes Nationenverständnis
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Welche beiden Konzepte lassen sich im modernen Nationenverständnis unterscheiden?
(1) Staatsnation = Gesamtheit der Staatsbürger
→ keine Rücksicht auf Sprache; Abstammung; Nation ist dem Staat nicht vor- oder übergeordnet (z.B. nation-building); der Staat schafft die Nation
(2) Kultur- und Willensnation = Staat als Ausdruck des nationalen Willens
→ Nation besteht vor dem Staat und notfalls auch gegen ihn; Gemeinschaft von Menschen mit Gemeinsamkeiten
Kulturnation: = objektivistische Auffassung von Nation:
Es gibt beobachtbare Gemeinsamkeiten der Mitglieder; zuerst Abstammung, dann Sprache, dann (Hoch)Kultur
Willensnation: = subjektivistische Auffassung:
Nation als gewollte, geistige Gemeinschaft (zum Teil Kombination mit objektivistischen Auffassungen, indem Merkmale wie Abstammung, Sprache oder Kultur zum Gegenstand einer Ideologie gemacht werden, die den Gruppenmitgliedern ihr Zusammengehörigkeit bewusst machen will und dieser Zusammengehörigkeit einen besonderen Wert zuschreibt.)
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Nenne die beiden Thesen von Heckmann und Anderson zur Nation. Wie entwickelte sich Nation von einer linken zu einer rechten Ideologie?
Anderson:
Nationen sind vorgestellte politische Gemeinschaften, die sich als begrenzt und souverän ansehen.
Heckmann:
Nationen müssen als Prozess verstanden werden. Heckmann hält Nation und Nationalstaat aus diesem Grunde für eine historische Entwicklungsstufe von Gesamtgesellschaften in der Moderne

Von linker zu rechter Ideologie:
+ Ursprünglich emanzipatorisches Konzept (für Freiheit und Fortschritt)
+ Seit 1870/71: national=anti-international (sowie vielfach antisemitisch)
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Wie verlief die Entwicklung hin zum heutigen Nationalstaat? Und welche beiden Nationalstaatskonzepte lassen sich unterscheiden?
(1) territoriale Nation: Zuerst Staat als souveräne Gebietskörperschaft mit Gesetzgebungshoheit (z.B. England, Frankreich)
(2) ethnische Nation: Zuerst gemeinsamer Ursprung/ Abstammung; Volk strebt nationale Einheit an (z.B. Deutschland)
Eindeutige Zuordnung nicht möglich, aber Tendenzen klar erkennbar!
Entstehungszeit: bei Entstehung Deutschlands schon neues Weltbild mit Idee des Nationalstaats (in unterschiedlichen Regionen, unterschiedlich begründet; z.B. Widerstand gegen Kolonialmacht, gemeinsame Sprache etc.)

Politisches Nationalstaatskonzept (vergleichbar mit Willensnation): Gemeinsamkeiten von Wertvorstellungen, Institutionen, politischen Überzeugungen; Homogenisierungspolitik
Ethnisches Nationalstaatskonzept (vergleichbar mit Kulturnation):
Beruht auf dem Volksgedanken; Glaube an eine gemeinsame Abstammung
→ Voraussetzung ist Modernisierung; ansonsten kann ethnische Ideologie nicht aktiviert werden.

Beispiele im heutigen Staat, die ethnisches Konzept deutlich werden lassen:
# Staatsangehörigkeitsrecht (jus sanguinis; Abstammung ≠ jus soli; Recht des Bodens)
# Ausländerrecht (Anspruchseinbürgerung für „Blutsdeutsche“; Ermessenseinbürgerung für alle anderen)
# unterschiedliche Möglichkeiten der politischen Teilhabe, z.B. fehlendes Wahlrecht
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Worin unterscheiden sich Nation und Nationalstaat und wie lässt sich ein ethnischer Nationalstaat definieren?
Unterscheidung
Nation = Ideologie eines Kollektivs; vor allem in Vorstellung der Mitglieder
≠ __Nationalstaat = völkerrechtlich anerkannte politische Organisationsform

Definition ethnischer Nationalstaat:
# Territorial abgegrenzte gesellschaftliche und staatliche Organisationsform einer Nation.
# Er begreift sich als ethnisch homogen und besitzt eine Nationalsprache.
# Nationalstaat übt Homogenisierungsdruck aus; z.B. gegenüber autochthonen (alteingesessenen) und allochthonen Minderheiten
# Begründung als Organisation einer Abstammungs- bzw. Kulturgemeinschaft mit gemeinsamer Geschichte
→ auch politisch verstandener Nationalstaat übt Homogenisierungsdruck aus
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Wie groß ist der Realitätsgehalt von zentralen Vorstellungen einer deutschen Nation? Wird frühere Homogenität - wie von Heckmann vertreten - heute durch Internationalisierung und ethnische Pluralisierung (z.B. durch Arbeitsmarkt) lediglich aufgelockert?
a) Eine Nation
Wirkung nach außen: expansive Gelüste; Zurechnung von „Deutschen“ im Ausland zur Nation
Wirkung nach innen: Ausgrenzung/ Diskriminierung von Ausländern bis hin zu „ethnischen Säuberungen“
→ Deutschland nur mit großer Einschränkung ethnischer Nationalstaat (→ Migration ist seit Jahrhunderten Normalität)
b) Eine Abstammungsgemeinschaft
Zur heutigen Bevölkerung haben unterschiedlichste Quellen beigetragen: Einigkeit nur gegen innere oder äußere Feinde; insbesondere Napoleon (Valentin)
Verständnis von „deutsch“ entwickelt sich erst durch Reformation; vorher bezeichnet „teutsch“ klare, deutliche Sprache
→ Deutschsein wurde produziert; keine biologischen Kriterien
c) Eine Sprachgemeinschaft
Homogenisierung erst durch Schulsystem
→ Sprachgemeinschaft ohne Tradition; weiterhin große Bedeutung von Dialekten und Regionalsprachen
d) Gemeinsame Geschichte
→ Erst seit 1871 gemeinsames Verständnis; vorher: Kriegerische Auseinandersetzungen; Gewinner/ Verlierer der Revolution; danach: Sozialistengesetze, Ossis/ Wessis
e) Eine Kulturgemeinschaft
→ Vielfältige kulturelle Einflüsse; Kultur zudem geprägt durch soziale Klasse (Bourdieu)
Fazit:
# Deutsch als Konstrukt. (Dieter Oberndörfer: „Offene Gesellschaft“ → Ausrichtung an homogenen deutschen Nationalvorstellungen ist nicht durch das GG gedeckt: „Würde des Menschen“ → nicht: des Deutschen)
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Welche Entwicklungsmuster neuzeitlicher Erziehung nennt Tenorth?
# Trend zur Durchsetzung einer Schulzeit als Pflichtschulzeit für alle Heranwachsende der Generation
# Anwachsen des Anteils der Schulzeit an der gesamten Lebenszeit
# Zunahme des Besuchs von schulischen Bildungseinrichtungen über die Schulpflichtzeit hinaus
# „Pädagogisierung“ der Gesellschaft, womit die Ausdehnung der Pädagogik auf alle gesellschaftlichen Probleme gemeint ist
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Welche Funktionen übt das Erziehungssystems für das gesellschaftliche Gesamtsystem aus
# Reproduktionsfunktion: ständige Wiederherstellung der herrschenden Bedingungen in der Gesellschaft
# Sozialisationsfunktion: Handlungsfähigkeit der Individuen in der Gesellschaft, die zugleich auf Erhalt der Gesellschaft zielt
# Qualifikationsfunktion: Vermittlung von Fertigkeiten zur Bewältigung gesellschaftlicher Aufgaben
# Selektionsfunktion: Zuordnung der Beteiligten auf entsprechende höhere oder niedere Positionen
# Allokationsfunktion: Anpassung des Bildungsangebots an den Bedarf der Wirtschaft
# Kulturüberlieferung: Schaffung kultureller Kohärenz der jeweiligen Generation (Klafki)
# Legitimations- und Integrationsfunktion: Inhaltliche Begründung und Sicherung von Loyalität
→ „Pädagogische Provinz“ existiert nicht. Bildungssystem und Gesellschaft (Nationalstaat) stehen in Wechselwirkung. Durchaus auch Eigendynamik des Bildungssystems!
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Woran lässt sich der (national)staatliche Charakter der Erziehung aufzeigen?
Kennzeichen:
„Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates“ (Artikel 7, Abs. 1 des Grundgesetzes)
# Fast ausschließlich öffentliche Schulen; sehr eng kontrollierte Privatschulen
# Schulaufsicht
# Beamtenstatus von LehrerInnen (eingeschränkte politische und pädagogische Freiheiten)
# Festlegung von Schulstruktur
# Schulpflicht für alle deutschen Kinder, Kinder mit ausländischem Pass erst seit 1964,Kinder von Flüchtlingen sind in einigen Bundesländern nicht schulpflichtig
# Unterrichts- und Lehrpläne, Fächer, Stundenumfang sind weitgehend vorgegeben, Zentralprüfungen, Zulassungsverfahren für Schulbücher
# Schulische Inhalte sind nationalstaatlich geprägt
# Die Unterrichtssprache ist deutsch
# Nur bestimmte Sprachen sind als Fremdsprachen mit Bildungswert zugelassen
Die Schule dient als Instrumentarium zur Durchsetzung nationalstaatlicher Herrschaftsinteressen

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Was sind die beiden zentralen Ziele des nationalstaatlichen Einflusses auf Erziehung? Nenne zwei Beispiele.
# Legitimierung von Herrschaft (sprachliche Homogenisierung reicht nicht aus): Loyalitätsherstellung im Kaiserreich
Beginn mit Erziehungsmaßnahmen gegen Sozialdemokratie; Versuch der Einbindung der Jugend nach Schule und vor Militärdienst; Instrumentalisierung von Organisationen; „Gesinnungsmilitarisierung“ z.B. in Kleidung, Festen, städtebaulichen Veränderungen, Kriegervereine etc.; Unterstützung der Sportbewegung (z.B. Turnvereine) und Sicherung der staatlichen Jugenderziehung (Gründung des Jungdeutschlandbundes der zahlreiche Organisationen umfasst); bald offene Kriegsvorbereitung; unterstützt auch durch Wissenschaft und Kirche
→ Schulemachen allein reicht nicht aus; auch gesellschaftliches Umfeld ist wichtig!
# Sprachliche Homogenisierung: einheitliche Sprache ursprünglich als Teil bürgerlicher Reformvorstellungen um eine Nationalbevölkerung zu schaffen; fungierte als Modus der Modernisierung des Bildungswesens; später national gefärbte Restauration zur Legitimierung von Herrschaft. Sprache dient als Abgrenzungskriterium; Heute: kein Bewusstsein mehr für unterschiedliche Sprachen, Dialekte (monolingualer Habitus); Glaube an „natürliche Einsprachigkeit“ → Prozess der Homogenisierung ist aus kollektivem Gedächtnis gestrichen!
Beispiele
# Einfluss des Nationalstaates auf Geschichtsbücher (müssen als damaliges Massenmedium betrachtet werden)
Beispiel: Darstellung der Polnischen Teilungen in unterschiedlichen Zeiten
→ Didaktische Reduktion und Wertungen machen Geschichtsbücher zu einer Tendenzliteratur (nationale Autobiographien)
→ Geschichtsbewusstsein wird produziert und unterliegt Veränderungen
# Homogenisierungstendenzen in der Wissenschaft:
Literatur zum Minderheitenschulwesen in der Weimarer Republik findet in der heutigen Wissenschaft keine Berücksichtigung
Bewusstes Verdrängen! Perspektive der Mehrheitsgesellschaft anstelle von Perspektive von Gruppenauseinandersetzung
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Diskutiere das Problem der Gleichheit und Ungleichheit in der Erziehung
# Trotz Gleichheitsbestrebung (≠ ständisch gegliedertes Bildungssystem) wird Ungleichheit produziert.
→ dominierendes Merkmal: soziale Herkunft. Bildungsexpansion zeigt, dass Änderung möglich sind; z.B. Konfession und Geschlecht
# Problem: Erziehung orientiert sich an Standardvorstellungen. Realität ist Abweichung davon → Erfolg hat, wer sich am besten anpasst!
# Neuer Benachteiligungsfaktor: Nichtdeutsche Staatsbürgerschaft
Untersuchungen sind schwierig (z.B. autochthone Minderheiten und Aussiedler nicht erfasst). Direkte Diskriminierung z.B. durch fehlendes Wahlrecht; Einrichtung von Vorbereitungsklassen
Indirekte Diskriminierung durch Gleichbehandlung von Ungleichen

→ Gesellschaftliche Randbedingungen sind für die Institution Schule von Bedeutung! Homogenitätsvorstellung des Nationalstaats führen zu einem bestimmten Umgang mit Konflikten. So wird Pluralität als Störung angesehen (=verdrängt, unterdrückt). Ausweg: Anerkennung von Differenz/ Heterogenität als ein elementares Merkmal menschlicher Gesellschaft

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Wie entwickelte sich historisch die Verbindung von Staat und Erziehung? Wie wird diese Entwicklung in der Pädagogik reflektiert? Inwieweit sind die Niederlande ein Beispiel für einen alternativen Entwicklungspfad?
Historische Entwicklung
Zuerst nur „nützliche Kenntnisse“; Kaiserreich: gegen Sozialismus; Schulkompromiss in der Weimarer Republik; Instrumentalisierung nach `33; Vielfalt nach `45
→ Staat hat sich mehr und mehr legitimiert (Erst Erziehung durch den Staat -> Generalreformplan, General-Landschulreglement, Allgemeines Landrecht); dann mehr und mehr "für den Staat". Schulwesen unter öffentlicher Verantwortung)

Verhältnis von Staat und Erziehung in Pädagogik-Lehrbüchern: wird kaum thematisiert, wäre Aufgabe der Schultheorie als Teil der Schulpädagogik (Tillmann); anfangs Unterscheidung zwischen pädagogischen und sozialwissenschaftlichen Schultheorien; heute Vielfalt.


Beispiel Niederlande → andere Schulstruktur als in Deutschland (Versäulung – jede Gruppe gründet sich ihre eigene Schule) Dennoch Parallelen bei der Entwicklung des Nationalstaates: Vereinigung aus 7 Länder; Erziehungsreform auch hin zu einheitlicher Sprache. Fazit: Bildungswesen auch zur Formierung eines niederländischen Staatsbürgers; vollständiger Durchbruch gelingt nicht (z.B. bleibt Friesisch weiter bestehen → multikulturelle Gesellschaft)
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Nenne Überlegungen zur Zukunft staatlicher Erziehung und zur weiteren Entwicklung des Nationalstaats
Zur staatlichen Erziehung
# Erfolgte Veränderungen im Bildungswesen sind a) quantitativ (Schulpflicht, längerer Schulbesuch, ausdifferenziertes Bildungswesen, bessere Ausbildung von LehrerInnen -> muss nicht so weitergehen, auch Rückschritte möglich mit Finanzierungsargument) und b) qualitativ (Verstaatlichung, neue Bildungsziele wie z.B. Emanzipation, keine konkrete Herrschaftslegitimierung sondern Verpflichtung auf bundesdeutschen Nationalstaat)
# Weitere Entwicklung muss immer Eingebundensein in gesellschaftliche Umgebung und mögliche Eigendynamik berücksichtigen

Zum Nationalstaat
# Bereits Prognose von Elias zu größeren Institutionen wie z.B. mit EU erfolgt
# Immer weiter voranschreitende Homogenisierung (sichtbar z.B. bei weltweit verstandenen Markennamen), ist nicht zwingend, da Unterschiede vorhanden und weiter gegeben werden.
# Offene Gesellschaft wäre Entwicklungspfad, der Pluralität anerkennt
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Nenne und diskutiere drei potentielle Auswege aus der herrschenden nationalstaatlichen Erziehung?
(1) Mehrsprachigkeit
Der organisatorische Umgang mit Mehrsprachigkeit in anderen Ländern (z.B. Südtirol, Luxemburg) zeigt auf, dass ein homogenisierender Umgang mit Mehrsprachigkeit nicht die einzige Möglichkeit ist. Bewusste Förderung von Mehrsprachigkeit müsste das Ziel sein.
(2) Lernen für Europa
Der Blick auf EU-Europa als neues Identitätsangebot hat nur in begrenztem Maße eine neue Perspektive zu Folge: Der nationalstaaatliche Ethnozentrismus würde durch einen immer noch beschränkten Eurozentrismus ersetzt. Alternative wäre Identitätsarbeit. 
(3) Interkulturelle Bildung
Aus der Ausländerpädagogik entstanden, allerdings ohne sich deren strukturell falschen Ansatz bewusst zu machen. Homogenität bleibt Zielvorstellung. Keine Öffnung hin zu Hetrogenität. Interkulturelle Bildung kann Politik nicht ersetzen, weil sie gegen herrschende gesellschaftliche Grundeinstellungen nicht durchsetzbar ist.
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Erötere die weitergehende Frage der Weltgesellschaft zugunsten derer der Nationalstaat am Ende sein könnte
# Debatte um Multikulturalität zeigt deskriptive und normative Begriffsverwendung; in D. vorrangig normativ-abwehrend. Andere Auffassung z.B. in USA als klassischem Einwanderungsland.
# Theoretische Zugänge zur "Weltgesellschaft" a) Elias: Lernprozesse der in wachsenden Zusammenhängen lebenden Menschen; Nationalstaat als eine Erscheinungsform einer
umfassenderen Entwicklung begreifen b) Wallerstein: Im Mittelpunkt steht das kapitalistische Weltsystem, d.h. relativ geringe Eigenständigkeit des Nationalstaats (siehe z.B. weltweite Bildungsexpansion, weltweite Standardisierungsprozesse bei den Lehrplänen) und nicht vorhandene Homogenität. Bürger nehmen sich dennoch nicht als "Weltbürger" wahr, sondern als Vertreter einer bestimmten Nation.
# Vier unhinterfragte Prämissen in der Wissenschaft: unhistorische Betrachtung (z.B. Gesamtschuldebatte ist eingebunden in bestimmte historische Prozesse), unhinterfragter monolingualer, monokultureller (siehe z.B. Forderung von Lenzen nach multikulturellem Habitus) und monosozialer Habitus.


Fazit: Bildungssystem ist immer nur so offen; wandlungsfähig wie umgebende Gesellschafdt bzw. Welt. Schule allein kann Gesellschaft nicht verändern. Aber Schule kann gewandelte gesellschaftliche Einstellungen verbreitern und Spielräume für Emanzipation nutzen.
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Definiere den Begriff der Identität und den Begriff der Kultur
IdentitätBezeichnung für ein Sich-Selbst-Gleichsein des Individuums in wechselnden Interaktionssituationen und Lebensabschnitten. Identität als Resultat der Sozialisation ermöglicht es einem Menschen, sich mit sozialen Erwartungen zu identifizieren, sich aber auch in kritischer Autonomie diesen gegenüber zu entfalten.
Zudem: Ich-Übereinstimmung von Individuen / Gruppen (z.B. ethnische Identität)
Mit Identitätsbalance ist das Gleichgewicht gemeint, das das Individuum zwischen personaler Identität (Struktur der individuellen Erfahrungen/ Bedürfnisse) und sozialer Identität (Struktur internalisierter sozialen Rollen, Normen) herstellen muss.

Kultur: kein eindeutiger Begriff. Im Alltagsverständnis Gesamtheit der Lebensäußerungen einer Gruppe und Hochkultur. Zudem in Abgrenzung von Natur und von Zivilisation. Kultur darf nicht als Konstante der einen Gruppe verstanden und zur Abgrenzung herangezogen werden. Stattdessen ist Kultur aktive Auseinandersetzung mit einer sich wandelnden Umwelt.
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Author: youka
Main topic: Bildungswissenschaften
Topic: Modul 1B
School / Univ.: Fernuniversität
City: Hagen
Published: 05.04.2010
 
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