Kapitel 5: Lebensstile und Milieus
(4) Gerhard Schulze unterscheidet drei alltagsästhetische Schemata. a) Benennen und beschreiben Sie die einzelnen Schemata
(4) Gerhard Schulze unterscheidet drei alltagsästhetische Schemata. a) Benennen und beschreiben Sie die einzelnen Schemata
Schulze spricht vom Hochkultur-, Trivial- und Spannungsschema. Verschiedene Stiltypen lassen sich durch alltagsästhetische Schemata zum Ausdruck bringen. Allltagsästhetische Schemata sind charakterisiert durch bestimmte Zeichen.
Kapitel 5: Lebensstile und Milieus
b) Erläutern Sie, auf welche Weise Schulze diese Schemata einsetzt, um soziale Milieus zu bestimmen
b) Erläutern Sie, auf welche Weise Schulze diese Schemata einsetzt, um soziale Milieus zu bestimmen
Individuen werden von Schulze nicht einseitig zu einem Schema zugeordnet, die Affinität zu einem Schema macht seiner Meinung nach noch kein Milieu aus.
Die soziale Position des Individuums bestimmt sich durch Nähe und Distanz zu allen Schemata!
Fünf typische Kombinationen, die soziale Milieus bilden, so sagt Schulze auf Grund von: "Personengruppen, die sich durch gruppenspezifische Existenzformen und erhöhte Binnenkommunikation voneinander abheben."
Nähe-Distanz-Kombinationen:
1. Niveaumilieu (Hochkulturschema +, Trivial- und Spannungsschema -)
2. Integrationsmilieu (Hochkultur- und Trivialschema +, Spannungsschema -)
3. Harmoniemilieu (Trivialschema +, Hochkultur- und Spannungsschema -)
4. Selbstverwirklichungsmilieu (Spannungs- und Hochkulturschema +, Trivialschema -)
5. Unterhaltungsmilieu (Spannungsschema +, Trivial- und Hochkulturschema -)
Die soziale Position des Individuums bestimmt sich durch Nähe und Distanz zu allen Schemata!
Fünf typische Kombinationen, die soziale Milieus bilden, so sagt Schulze auf Grund von: "Personengruppen, die sich durch gruppenspezifische Existenzformen und erhöhte Binnenkommunikation voneinander abheben."
Nähe-Distanz-Kombinationen:
1. Niveaumilieu (Hochkulturschema +, Trivial- und Spannungsschema -)
2. Integrationsmilieu (Hochkultur- und Trivialschema +, Spannungsschema -)
3. Harmoniemilieu (Trivialschema +, Hochkultur- und Spannungsschema -)
4. Selbstverwirklichungsmilieu (Spannungs- und Hochkulturschema +, Trivialschema -)
5. Unterhaltungsmilieu (Spannungsschema +, Trivial- und Hochkulturschema -)
Kapitel 5: Lebensstile und Milieus
c) In welchem Zusammenhang stehen die von Schulze diagnostizierten Milieus mit objektiven sozialstrukturellen Variablen?
c) In welchem Zusammenhang stehen die von Schulze diagnostizierten Milieus mit objektiven sozialstrukturellen Variablen?
Alter | Bildung |
unterteilt in jünger und älter als etwa 40 Jahre | niedrige und höhere Bildung, bei älteren Milieus zudem in mittlere Bildung |
1.) Niveaumilieu: älter, höhere Bildung
2.) Integrationsmilieu: älter, mittlere Bildung
3.) Harmoniemilieu: älter, niedrige Bildung
4.) Selbstverwirklichungsmilieu: jünger, höhere Bildung
5.) Unterhaltungsmilieu: jünger, niedrige Bildung
→ Milieus lassen sich vergleichsweise klar zuordnen (ohne Determinismus)
Eine hierarchische Struktur durch das Bildungsniveau wird dabei gebrochen durch die Altersdimension – Schulze: „gespaltene Vertikalität“ – die erlebnisorientierte Altersschichtung überlagert die traditionelle Berufs- und Bildungsschichtung, deren soziale Interpretation als hierarchische Ungleichheit dadurch immer mehr verdrängt wird
Gesamtzusammenhang von sozialer Lage und Milieus:
"Jedes Milieu enthält Mehrzahl von sozialen Lagen, bestimmte soziale Lagen treten in mehreren Milieus auf bei gleichzeitiger deutlicher milieuübergreifender Abstufung."
Millieukonflikt untereinander? Eher achselzuckende Verächtlichkeit, nicht geregelt oder hierarchisiert durch eine umfassende Semantik des Oben und Unten". Zwar gibt es nach wie vor eine stabile vertikale Ordnung etwa von Berufen nach dem Prestige, doch ist das Berufsprestige für den Gesamtstatus einer Person, für eine Einschätzung durch andere weniger wichtig geworden.
(1) Was ist nach G. Schulze der zentrale gemeinsame Nenner der Lebensauffassung in unserer Gesellschaft?
Schulze fasst die Lebensauffasung unter dem Begriff der Erlebnisgesellschaft zusammen - folgende zentralen Aspekte:
DAS GLÜCKLICHE LEBEN
- das Leben soll schön
- interessant und lohnend sein
dank verbesserter Lebensbedingungen
DAS GLÜCKLICHE LEBEN
- das Leben soll schön
- interessant und lohnend sein
dank verbesserter Lebensbedingungen
(2) Schulze: Welche beiden Entwicklungen führen zur Herausbildung der Erlebnisgesellschaft?
1. Die Anhebung des Lebensstandards gilt als Grundlage für die Entwicklung zur Erlebnisgesellschaft: steigendes Einkommen
mehr Freizeit (weniger Arbeit, Hilfe von Haushaltsgeräten), mehr Geld.
Mehr an Zeit, Geld Technik und Mobilität ermöglicht die Erlebnisnachfrage.
2. Die Angebote auf den Märkten der Waren und Dienstleistungen sind gestiegen: so dass eine größere Auswahl zur Verfügung steht.
Die Menschen haben jetzt nicht nur mehr Zeit und Geld, sondern auch ein entsprechend großes Angebot, um beides auszugeben.
(3) Warum tritt nach Schulze unter den Bedingungen der Entgrenzung des Handelns die subjektiven Intentionen der Individuen stark in den Vordergrund?
Die Lebenssituation der Individuen hat sich geändert.
Dann kam die Veränderung durch den Fahrstuhleffekt
Vielzahl von Möglichkeiten (Lebenssituationen) zu wählen (Handeln wurde entgrenzt).
Industriegesellschaft | Erlebnisgesellschaft |
Kern der Handlungen war die Lebenssituation / Handeln hatte das Ziel: Lebensstandard verbessern! | Das Handeln (die Entscheidung für oder gegen eine Situation) ist von subjektiven Intentionen und individuellen Erfahrungen geprägt / Akteuer hat die Wahl |
Vielzahl von Möglichkeiten (Lebenssituationen) zu wählen (Handeln wurde entgrenzt).
(4) Warum kommt es nach Schulze zu einer Verschiebung von einer außengesteuerten zu einer innengesteuerten Orientierung?
Außengesteurt: Produkte wurden auf Grund ihrer Qualität und Funktionalität gekauft. Das Handeln war durch die Lebenssituation vorgegeben. Der steigende Wohlstand, die mit ihm verbundene, immer größer werdende Angebotspalette und die Perfektionierung der Produkte führen zu Orientierungslosigkeit. · Der äußere Nutzen von Produkten ist nicht mehr erkennbar, da sie nicht mehr nur für das physische Überleben notwendig sind.
· Durch wissenschaftlich-technische Perfektionierung nehmen objektive Qualitätsunterschiede der Produkte ab.
· Die Orientierung an sozialem Aufstieg verliert mit steigendem materiellem Lebensstandard ihre Bedeutung.
Die ökonomischen Kriterien (Nutzen, Qualität und Reichtum) sind kein Orientierungsmaßstab mehr. Stattdessen werden Produkte auf Grund ihres Erlebnisfaktors bewertet.
Welche Gefühle, psychophysische Prozesse und Erlebnisse durch die Entscheidung des Individuums für eine Situation oder ein Produkt in ihm ausgelöst werden, stehen jetzt im Vordergrund und dienen als Maßstab für das Handeln. Das Handeln wird von „Innen“ gesteuert.
· Durch wissenschaftlich-technische Perfektionierung nehmen objektive Qualitätsunterschiede der Produkte ab.
· Die Orientierung an sozialem Aufstieg verliert mit steigendem materiellem Lebensstandard ihre Bedeutung.
Die ökonomischen Kriterien (Nutzen, Qualität und Reichtum) sind kein Orientierungsmaßstab mehr. Stattdessen werden Produkte auf Grund ihres Erlebnisfaktors bewertet.
Welche Gefühle, psychophysische Prozesse und Erlebnisse durch die Entscheidung des Individuums für eine Situation oder ein Produkt in ihm ausgelöst werden, stehen jetzt im Vordergrund und dienen als Maßstab für das Handeln. Das Handeln wird von „Innen“ gesteuert.
(5) Schulze: Wodurch ist der Erlebnismarkt gekennzeichnet, d.h. welche Ziele verfolgen Konsumenten und Produzenten?
Der Ort, an dem Erlebnisnachfrage und Erlebnisangebot aufeinandertreffen nennt Schulze Erlebnismarkt.
Auf ihm werden neben wirtschaftlichen auch kulturelle und massemmediale Erlebnisangebote offeriert. Der Konsument unterscheidet nicht zwischen den verschiedenen Formen, er sieht dies lediglich als Pluralisierung von Angeboten. Konsumenten versprechen sich durch entsprechende Auswahl der Angebote psychophysische Effekte, ihr Handeln ist innenorientiert und somit von subjektiven Faktoren abhängig und somit weder berechenbar noch langfristig planbar.
Produzenten wollen ihre Produkte verkaufen, ihr Handeln ist außenorientiert und somit leicht zu optimieren, da ihre Wirkungen berechenbar sind. Erlebnisanbieter sind oft Korporationen, die eine Tendenz zur Selbsterhaltung haben, unabhängig vom Wollen ihrer Akteure.
Auf dem Erlebnismarkt treffen beide Handlungstypen aufeinander, wobei der außenorientierte Typ das Gesetz des Handelns übernimmt. Das Angebot regelt die Nachfrage.
Was will ich eigentlich? ist die zentrale Frage der Konsumenten.
Auf ihm werden neben wirtschaftlichen auch kulturelle und massemmediale Erlebnisangebote offeriert. Der Konsument unterscheidet nicht zwischen den verschiedenen Formen, er sieht dies lediglich als Pluralisierung von Angeboten. Konsumenten versprechen sich durch entsprechende Auswahl der Angebote psychophysische Effekte, ihr Handeln ist innenorientiert und somit von subjektiven Faktoren abhängig und somit weder berechenbar noch langfristig planbar.
Produzenten wollen ihre Produkte verkaufen, ihr Handeln ist außenorientiert und somit leicht zu optimieren, da ihre Wirkungen berechenbar sind. Erlebnisanbieter sind oft Korporationen, die eine Tendenz zur Selbsterhaltung haben, unabhängig vom Wollen ihrer Akteure.
Auf dem Erlebnismarkt treffen beide Handlungstypen aufeinander, wobei der außenorientierte Typ das Gesetz des Handelns übernimmt. Das Angebot regelt die Nachfrage.
Was will ich eigentlich? ist die zentrale Frage der Konsumenten.
(6) Schulze: Worauf gründet innerhalb der Erlebnisgesellschaft, im Gegensatz zur trad. Gesellschaft, die Zugehörigkeit zu gesellschaftlichen Großgruppen?
Gruppenzugehörigkeit ergibt sich aus dem spezifischen Milieu, nicht mehr aus einer bestimmten sozialen Lage. Der persönliche Stil und der Akt des Konsumierens spezifischer Erlebnisangebote bedingt die Zugehörigkeit zu einer sozialen Lage.
(7) Wie definiert Schulze den Begriff des „sozialen Milieus“?
Soziale Milieus zeichnen sich durch typische Formen und eine erhöhte Binnenkommunikation aus. Die Akteure ordnen sich selbst und andere über spezifische Zeichen den einzelnen Milieus zu, Zeichen:
- Persönlicher Stil
- Alter (Indikator für bestimmte Situationsgeschichte (Generation) und für ein bestimmtes Stadium der Subjektivitätsentwicklung (Lebenszyklus)
- Bildung (Rückschluss auf die Situationsgeschichte)
- soziale Situation(in welche Situationen bringt sich der Andere? Mit wem lebt er zusammen, wo wohnt er, wo arbeitet er, welche Pläne hat er?)
(8) Welche alltagsästhetischen Schemata unterscheidet Schulze und welche Milieus leitet er daraus ab?
Diese Zeichenbündel (s. Karte davor) lassen sich bestimmten Erlebnisroutinen („Alltagsästhetischen Schemata“) zuordnen: Dem Trivial-, dem Hochkultur- und dem Spannungsschema. Anhand von Nähe und Distanz zu den drei Schemata lassen sich die Menschen fünf sozialen Milieus zuordnen.
(9) Schulze: Welche Unsicherheiten birgt die Erlebnisgesellschaft?
Bewertungsmaßstäbe fehlen, weil überall nur noch Subjektbezogenheit herrscht.
Erlebnismarkt stößt permanent Neues aus, ein Gewöhnungseffekt tritt ein, Reizüberflutung und Konsumillusionen ("endlich glücklich"). Durch die subjektbezogene Orientierung verlernen die Akteure zunehmend die Fähigkeit, sich mit Situationen, die nicht veränderbar sind, konstruktiv auseinanderzusetzen (das biologische Altern, die Unzufriedenheit mit dem bisherigen Lebenslauf).
Somit ist kein Handeln mehr möglich, das auf Veränderung abzielt: Innenorientierung führt also zu kollektiv-politischer Handlungsunfähigkeit.
Erlebnismarkt stößt permanent Neues aus, ein Gewöhnungseffekt tritt ein, Reizüberflutung und Konsumillusionen ("endlich glücklich"). Durch die subjektbezogene Orientierung verlernen die Akteure zunehmend die Fähigkeit, sich mit Situationen, die nicht veränderbar sind, konstruktiv auseinanderzusetzen (das biologische Altern, die Unzufriedenheit mit dem bisherigen Lebenslauf).
Somit ist kein Handeln mehr möglich, das auf Veränderung abzielt: Innenorientierung führt also zu kollektiv-politischer Handlungsunfähigkeit.
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Author: VG
Main topic: Soziologie
Topic: Ungleichheit
School / Univ.: FernUniversität in Hagen
Published: 24.02.2013
Tags: Ungleichheit, Modul 2 D
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