Was ist das Forschungsfeld der differentiellen Psychologie?
Die differentielle Psychologie erforscht Unterschiede im Erleben und Verhalten von einzelnen Menschen und Menschengruppen.
Tags: Definition, differentielle Psychologie
Source: VO01, 3
Source: VO01, 3
Wovon sind die Unterschiede im Erleben und Verhalten einzelner Menschen und Menschengruppen abhängig?
Unterschiede sind abhängig von
- Eigenschaften der Person
- sozialen Bedingungen
- situativen Kontexten
Tags: Definition, differentielle Psychologie, Unterschiede
Source: VO01, 3
Source: VO01, 3
Worauf liegt der Fokus der differentiellen Psychologie als empirische Wissenschaft?
- Systematische Erlebens- und Verhaltensvariationen
- die grundsätzlich reproduzierbar sind und sich
- von Zufallsbedingten Unterschieden (Messfehlern) abgrenzen lassen.
Die systematischen Variationen im Erleben und Verhalten werden betrachtet hinsichtlich
- Ursprung
- Beschaffenheit
- Beeinflussbarkeit (Trainierbarkeit)
Tags: Definition, Differentielle Psychologie
Source: VO01, 3
Source: VO01, 3
Auf welche Unterschiede beziehen sich die Fragestellungen in der differentiellen Psychologie?
- Interindividuelle Unterschiede zwischen Personen zu einem Zeitpunkt (Querschnitt)
- Intraindividuelle Unterschiede innerhalb von Personen zu mehreren Zeitpunkten bzw. Situationen (Längsschnitt)
Tags: Definition, differentielle Psychologie
Source: VO01, 4
Source: VO01, 4
Welche Themen der Alltagspsychologie müssen bei der differentiellen Psychologie als empirische Wissenschaft überwunden werden?
- Sogenannte "Implizite Persönlichkeitstheorien" und Verfälschungstendenzen in der Personenwahrnehmung (wie z.B. Halo-Effekt; "Erster Eindruck" etc.) trüben die Objektivität unseres Blicks auf andere.
- Unabhängig von der Frage, wie individuelle psychische Unterschiede entstehen und aufrecht erhalten werden (genetisch und/oder erfahrungsbedingt), stellen sie eine Voraussetzung personaler Identität und Individualität dar. Phänotypische Gleichheit (Ununterscheidbarkeit) und Individualität schließen einander logisch aus.
- Erst wenn Individuen sich stabil unterscheiden und Angehörige der eigenen Art sicher differenzieren und identifizieren können, kann der einzelne seine Identität definieren und seine Individualität entwickeln und behaupten.
- Differentialpsychologische Forschung stellt somit Individualität (bis hin zur individuellen Einzigartigkeit) nicht in Frage, sondern schafft Voraussetzungen dafür, Individualitäten in einem einheitlichen Begriffssystem möglichst objektiv beschreiben und identifizieren zu können.
Tags: Definition, Differentielle Psychologie
Source: VO01, 5
Source: VO01, 5
Wer gilt als Begründer der differentiellen Psychologie?
William Stern
forderte um 1900 bereits eine differentiell-psychologische Sichtweise.
(1871, Berlin - 1938 North Carolina)
- 1900 "Über Psychologie der individuellen Differenzen": Idee einer differentiellen Psychologie mit empirisch-statistischem Ansatz sowie erste systematische Begründung und Darstellung der Differentialpsychologie
- 2. Auflage 1911 mit dem Titel "Die differentielle Psychologie in ihren methodischen Grundlagen"
forderte um 1900 bereits eine differentiell-psychologische Sichtweise.
(1871, Berlin - 1938 North Carolina)
- 1900 "Über Psychologie der individuellen Differenzen": Idee einer differentiellen Psychologie mit empirisch-statistischem Ansatz sowie erste systematische Begründung und Darstellung der Differentialpsychologie
- 2. Auflage 1911 mit dem Titel "Die differentielle Psychologie in ihren methodischen Grundlagen"
Tags: differentielle Psychologie, Geschichte
Source: VO01, S1
Source: VO01, S1
Wie ist der Zusammenhang zwischen der allgemeinen vs. der differentiellen Psychologie? Welche Ziele verfolgen die beiden Richtungen?
Allgemeine Psychologie
Differentielle Psychologie
Die beiden Bereich werden heutzutage nicht mehr als Gegenpol gesehen, sondern als wichtige, methodische, komplementäre Ergänzung in der Erforschung zeitlich und transsituativ stabiler Verhaltensweisen.
Erst das Zusammenspiel beider Forschungsansätze ermöglicht es, relevante Abweichungen von allgemeinpsychologischen Gesetzmäßigkeiten aufzuzeigen.
- nomothetische Zielsetzung ("gesetzgebende")
- Ein Phänomen soll universell - also für alle Individuen gleichartig - erklärt werden, wobei individuelle Unterschiede als Messfehler (Error) interpretiert werden.
Differentielle Psychologie
- idiographische Zielsetzung ("einzelcharakterisierende")
- In den Bereich der differentiellen Psychologie fallen Aussagen, welche die Ursache und Entstehungsbedingungen von individuellen Schwankungen bei Personen(-gruppen) zum Inhalt haben.
Die beiden Bereich werden heutzutage nicht mehr als Gegenpol gesehen, sondern als wichtige, methodische, komplementäre Ergänzung in der Erforschung zeitlich und transsituativ stabiler Verhaltensweisen.
Erst das Zusammenspiel beider Forschungsansätze ermöglicht es, relevante Abweichungen von allgemeinpsychologischen Gesetzmäßigkeiten aufzuzeigen.
Tags: Abgrenzung, Definition, Differentielle Psychologie
Source: VO01, 10
Source: VO01, 10
Welche allgemeinpsychologische und differentialpsychologische Hypothesen bzw. Aussagen gibt es anhand dem Sander'schen Parallelogramm?
Antwort: Die linke Diagnolae (L) ist kürzer als die rechte Diagonale (R).
Allgemeine Psychologie: universielle Erklärung für diese Phänomen, individuelle Unterschiede werden als Messfehler interpretiert.
Beispiel: In Abhängigkeit der Längen von L und R fällt der Täuschungsprozentsatz T% unterschiedlich aus
Zum Sander'schen Paralellogramm sind etliche allgemeinpsychologische Hypothesen entwickelt worden (wahrnehmungspsychologische, entwicklungs- und neuropsychologisch) - die aber alle nicht unwidersprochen geblieben sind.
Differentielle Psychologie: fällt Aussagen, welche die Ursachen und Entstehungsbedingungen von individuellen Schwankungen bei Personen(gruppen) zum Inhalt haben.
Beispiel: Das Ausmaß des Täuschungsprozentsatzes variiert in unterschiedlichen Gruppen: bei weißen VPN [W] höher als bei Schwarzafrikanern [F] (Segall et al, 1996)
Tags: Definition, differentielle Psychologie
Source: VO02, S8
Source: VO02, S8
Welche Bereiche umfasst der Oberbegriff der "differentiellen Psychologie"?
- Leistungsbereich: Wahrnehmung, Gedächtnis, Lernen
- Persönlichkeitsbereich: Temperament, Emotionalität, Motivation, Interessen
(Unterteilung analog zu gängigen psychodiagnostischen Erhebungsinstrumenten: Leistungs- und Persönlichkeitstests)
WICHTIG: pathologische Merkmale und Dispositionen sind NICHT Gegenstandsbereich der Differentiellen Psychologie sondern der klinischen Psychologie
Tags: Definition, differentielle Psychologie
Source: S10
Source: S10
Was sind die Forschungsvoraussetzungen differentialpsychologischer Forschung?
Bei allen Merkmalen (Eigenschaften, Variablen), die sich zur Charakterisierung von Menschen eigenen, muss es sich um
Operationalisierung:
Eindeutige Beschreibung des Merkmals (Sachverhalts) durch jene Operationen (Messvorschriften), die zur konkreten Erfassung des Merkmals (vom Forscher) definiert werden (z.B. Anzahl gelöster Aufgaben im Raumvorstellungstest)
- quantifizierbare Merkmale handen und (Operationalisierung) Verlangt wird eine präzise Definition dessen, was man unter einem psychologischen Merkmal (Konstrukt) versteht (z.B. räumliche Vorstellungsvermögen) und wie man dieses messen (quantifizieren bzw. operationalisieren) kann
- eine Streuung der Merkmalsausprägungen gegeben sein (Sinnhaftigkeit der Fragestellung) Thematisiert die Sinnhaftigkeit von Merkmalen für differential-psychologische Fragestellungen (keine Merkmalsvarianz - Merkmal nicht sinnvoll)
Operationalisierung:
Eindeutige Beschreibung des Merkmals (Sachverhalts) durch jene Operationen (Messvorschriften), die zur konkreten Erfassung des Merkmals (vom Forscher) definiert werden (z.B. Anzahl gelöster Aufgaben im Raumvorstellungstest)
Tags: differentielle Psychologie, Forschung, Operationalisierung, Streuung
Source: S11
Source: S11
Was sind die 5 Hauptfragestellungen der differentiellen Psychologie im Überblick?
Vier Hauptfragestellungen aus Systematik nach Stern und Methodenentwicklung:
- Variationsforschung
- Korrelationsforschung
- Psychographie
- Komparationsforschung
- Differentiell‐psychologische Methodenentwicklung
Tags: differentielle Psychologie, Komparationsforschung, Korrelationsforschung, Methoden, Psychographie, Variationsforschung
Source: VO02
Source: VO02
Welche Forschungsrichtungen gibt es in der differentiellen Psychologie?
Anfänge um 1900, erste testpsychologische Untersuchungen
bis heute Fokus auf psychologische Diagnostik
Mit steigender Differenzierung und Spezialisierung der Ausbildungs-, Arbeits- und Lebensbedingungen wachsende Bedeutung von Analyse individueller Unterschiede in Personeneigenschaften (traits).
Differentielle Psychologie beschäftigt sich in unterschiedlichen Ansätzen mit als
(Während im Situationismus die verschiedenen Situationen als die wesentliche Varianzquelle für individuelle Unterschiede im Erleben und Verhalten angesehen werden, stehen im Interaktionismus die Interdependenzen zw. Personen und Situationen (Umwelten) im Vordergrund)
- Pädagogische Psychologie
- Arbeits- und Berufspsychologie
- später: Klinische Psychologie und klinische Psychiatrie
bis heute Fokus auf psychologische Diagnostik
Mit steigender Differenzierung und Spezialisierung der Ausbildungs-, Arbeits- und Lebensbedingungen wachsende Bedeutung von Analyse individueller Unterschiede in Personeneigenschaften (traits).
Differentielle Psychologie beschäftigt sich in unterschiedlichen Ansätzen mit als
- zeitüberdauernde stabil angesehene Eigenschaften (Personalismus bzw. Dispositionismus), mit dem
- Einfluss situativer Gegebenheiten (Situationismus) und mit der
- Interaktion zwischen Person und Situation (Interaktionsmus.)
(Während im Situationismus die verschiedenen Situationen als die wesentliche Varianzquelle für individuelle Unterschiede im Erleben und Verhalten angesehen werden, stehen im Interaktionismus die Interdependenzen zw. Personen und Situationen (Umwelten) im Vordergrund)
Tags: differentielle Psychologie, Forschung
Source: S21
Source: S21
Was waren die wichtigsten Ideen und Entwicklungen von William Stern?
Louis William Stern; geb. 1871, gest. 1938
War seiner Zeit in vielen Punkten vorraus:
Sterns Systematik (theoretisch-methodische Zugänge) in der differentiellen Psychologie hat bis heute Gültigkeit.
- Studium der Philosophie & Psychologie in Berlin (bei Ebbinghaus), Habilitation 1897 an der Uni Bresslau
- 1900: "Über die Psychologie der individuellen Differenzen (Ideen zu einer differentiellen Psychologie)" Neu war dabei nicht die Beschäftigung mit individuellen Unterschieden, sondern die differentialpsychologische Forschung systematisch zu entwickeln.
- 1911: "Die differentielle Psychologie in ihren methodischen Grundlagen" - Grundlegung der Differentielle Psychologie als wissenschaftliche Disziplin- setzte sich mit dem (scheinbaren) Gegensatz zwischen nomothetischer und idiographischer Betrachtung seelischer Vorgänge auseinander
- aber 1916: - Professur in Hamburg- Werke zur Intelligenzdiagnostik (Erfinder des IQ),- Kinder- und Entwicklungspsychologie,- Pädagogische, Arbeits- und Forensische Psychologie und - Allgemeinen Psychologie
- 1933: Entlassung aus dem Professorenstand, Emigration in die USA
War seiner Zeit in vielen Punkten vorraus:
- Gegenüberstellung von interindividuell variierenden psychischen Eigenschaften (traits) und intrainidividuell variierenden Zustandsmerkmalen (states)
- Betonung der Wichtigkeit der methodisch-statistischen Fundierung (1911)
- Bedeutung von Längsschnittstudien für die differential-psychologische Prozessforschung erkannt.
- Differentielle Psychologie für Stern sowohl eine theoretische als auch eine angewandte Wissenschaft.
Sterns Systematik (theoretisch-methodische Zugänge) in der differentiellen Psychologie hat bis heute Gültigkeit.
Tags: differentielle Psychologie, Stern, Test, Trait-Modell
Source: S25
Source: S25
Was sind für Stern die zwei Hauptziele der Differentialpsychologie als angewandte Wissenschaft?
- Psychodiagnostik Menschenkenntnis / heute: psychologische Diagnostik, Psychodiagnostik
- Psychotechnik Menschenbehandlung / heute: psychologische InterventionDer Begriff Psychotechnik ist später nur auf arbeitspsychologische Fragestellungen eingeschränkt worden (z.B. Fragen der Arbeitsplatzgestaltung).
Tags: differentielle Psychologie, Stern
Source: S26
Source: S26
Wer und wie wurde die individuelle Testskala entwickelt?
- Alfred Binet (1857‐1911): Direktor des psycho‐physiologischen Instituts der Pariser Sorbonne
- Ihm fiel die geringe Zuverlässigkeit (Reliabilität) der ärztlichen „Schwachsinnsdiagnosten“ auf - dasselbe Kind wurde im Abstand weniger Tage in verschiedenen Kliniken völlig unterschiedlich beurteilt
- Abkehr von anthropometrischen Maßen Galtons
- Binet legte gemeinsam mit dem Arzt Théophile Simon 1905 erste kognitiv orientierte Intelligenzskala vor.
Skalenkonstruktion: Items wurden systematisch ausgewählt hinsichtlich aufsteigender Schwierigkeit.
– Ein Item galt als alterssensitiv, wenn es von 50–75% der Kinder eines Jahrgangs gelöst wurde (Eichung)
– entwickelten 5 Items pro Altersstufe der 3‐15 Jährigen
Um das „Intelligenzalter“ eines Kindes zu bestimmen, wurde wie folgt vorgegangen: Ausgehend vom Alter des Kindes wurde
- „nach unten“ getestet, bis alle 5 Aufgaben einer Altersstufe gelöst (+).
- „nach oben“ getestet, bis alle Aufgaben einer Altersstufe nicht gelöst (‐).
- Bestimmung des Intelligenzalters (IA): Grundalter ist Mitte jenes Jahres, dessen sämtliche Aufgaben „+“
- Jede zusätzliche Itemlösung bringt Zuwachs von 1/5 eine Jahres
Vgl. Testprotokoll: IA = 7,5 + 7/5 = 8,9 Jahre ist rund 107 Monate
Differenz aus IA – LA (Lebensalter) liefert Wert dafür, ob Kind bezüglich seines Entwicklungsstands der Altersgruppe entspricht.
Tags: Binet, differentielle Psychologie, Intelligenz, Intelligenzquotient, Skala, Test
Source: S27
Source: S27
Flashcard set info:
Author: ZoeSzapary
Main topic: Differenzielle Psychologie
Topic: Alle Kapitel
School / Univ.: Universität Wien
City: Wien
Published: 11.12.2019
Card tags:
All cards (221)
16 PF (9)
Abgrenzung (1)
Adoptionsmethode (1)
Aggregation (1)
Aktivität (2)
Analysatoren (1)
Anlage/Umwelt (13)
Anwendung (4)
Army-Alpha-Test (1)
Ausdruck (1)
Beispiel (3)
Big Five (11)
Binet (5)
Carroll (2)
CAT (1)
Cattell (17)
CHC (2)
Darwin (2)
Definition (13)
Differentielle Psychologie (3)
EEG (2)
Einstellungstyp (1)
Entstehung (1)
Entwicklung (1)
Erblichkeit (1)
Evolution (1)
Experiment (4)
Extraversion (7)
Eysenck (14)
Faktorenanalyse (11)
Faktorenmodell (1)
Fehr (1)
Felabhängigkeit (1)
Feldabhängigkeit (2)
fMRT (1)
Forschung (22)
Fragebogen (1)
Funktionstyp (1)
Galton (3)
Gardner (3)
Geschichte (11)
Gray (1)
HAWIE (1)
Hochbegabung (4)
Hofstätter (2)
Horn (3)
Intelligenz (41)
Intelligenzmodelle (17)
Intervention (1)
Jung (6)
Kagan (1)
Kelly (4)
Korrelation (5)
Kretschmer (1)
Kritik (12)
Mendel (1)
mental Speed (3)
mental speed (1)
Merkmal (1)
Methoden (22)
Neurotizismus (3)
Normalverteilung (1)
Norman (1)
Objektivität (1)
Persönlichkeit (36)
Persönlickeit (1)
PET (1)
Prozessmodell (1)
Psychographie (2)
Psychologie (2)
Psychometrie (1)
Psychotizismus (2)
Quasi-Experiment (1)
R/S Konstrukt (4)
Rasch-Modell (17)
Reflexivität (1)
Regression (2)
Repression (2)
Rogers (7)
Sensitization (2)
Sheldon (1)
Simon-Binet-Test (1)
Skala (1)
Spearman (4)
Stabilität (1)
Stern (10)
Sternberg (6)
Stimmung (1)
Strelau (3)
Streuung (1)
Struktur (1)
Superfaktoren (1)
Terman (2)
Test (10)
Testung (1)
Theorie (6)
Thurstone (2)
TMI (3)
Trait-Modell (7)
Typenlehre (1)
Unterschiede (1)
Variable (1)
Varianz (4)
Varianzzerlegung (1)
Vernon (2)
Wahrnehmung (1)
Wechsler (2)
Witkin (1)
working memory (2)
Zuckerman (3)
Zwillingsmethode (5)