Was sind die analytischen Intelligenzdefinitionen (aus Sicht von Psychologen)?
Anastasi (1958)
behauptet, dass "unsere Intelligenztest nur die Fähigkeit messen, in unserer speziellen Kultur erfolgreich zu sein."
Dies stimmt wohl nicht ganz, da auch nicht als intelligent gehaltene Menschen erfolgreich sind und der IQ soll in andere Kulturen übertragbar sein.
Stern
„Intelligenz ist die allgemeine Fähigkeit des Individuums, sein Denken bewusst auf neue Forderungen einzustellen; sie ist die allgemeine geistige Anpassungsfähigkeit an neue Aufgaben und Bedingungen des Lebens.“
Wechsler
„Intelligenz ist die Fähigkeit, zweckvoll zu handeln, vernünftig zu denken und sich mit seiner Umgebung wirkungsvoll auseinanderzusetzen“.
Kritik: Derartige Definitionen haben wenig Erklärungswert: ersetzt man z.B. bei Wechsler die Begriffe erfolgreich, zweckvoll, vernünftig usw. durch das Wort intelligent, so wird die Definition zur sinnfreien Tautologie.
Boring
Die – teils ironisch gemeinte – Definition von Boring (1923),
„Intelligenz ist das, was Intelligenztests messen“ besagt zwar nichts darüber, wodurch ein Test als Intelligenztest qualifiziert ist, hat aber zumindest den Vorteil, dass eine eindeutige Kommunikationsbasis für Interessierte gegeben ist.
Hofstätter
Unausgesprochen bleibt, was zur Lösung neuer Probleme bzw. zur geistigen Anpassung an neue Aufgaben erforderlich ist.
Dazu benötigen wir eine „Aussage über die Welt, der gegenüber Intelligenz überhaupt möglich ist“.
Neurologe Sherrington (1950)
„Ingelligence amid chaos would have no survival value“.
Darauf aufbauend:
Hofstätter (1977): „Intelligenz ist die Fähigkeit zur Auffindung von Ordnungen (Redundanz) in der Welt.“
(Der informationstheoretische Begriff Redundanz bedeutet Ordnungsgrad bzw. Regelhaftigkeit.)
behauptet, dass "unsere Intelligenztest nur die Fähigkeit messen, in unserer speziellen Kultur erfolgreich zu sein."
Dies stimmt wohl nicht ganz, da auch nicht als intelligent gehaltene Menschen erfolgreich sind und der IQ soll in andere Kulturen übertragbar sein.
Stern
„Intelligenz ist die allgemeine Fähigkeit des Individuums, sein Denken bewusst auf neue Forderungen einzustellen; sie ist die allgemeine geistige Anpassungsfähigkeit an neue Aufgaben und Bedingungen des Lebens.“
Wechsler
„Intelligenz ist die Fähigkeit, zweckvoll zu handeln, vernünftig zu denken und sich mit seiner Umgebung wirkungsvoll auseinanderzusetzen“.
Kritik: Derartige Definitionen haben wenig Erklärungswert: ersetzt man z.B. bei Wechsler die Begriffe erfolgreich, zweckvoll, vernünftig usw. durch das Wort intelligent, so wird die Definition zur sinnfreien Tautologie.
Boring
Die – teils ironisch gemeinte – Definition von Boring (1923),
„Intelligenz ist das, was Intelligenztests messen“ besagt zwar nichts darüber, wodurch ein Test als Intelligenztest qualifiziert ist, hat aber zumindest den Vorteil, dass eine eindeutige Kommunikationsbasis für Interessierte gegeben ist.
Hofstätter
Unausgesprochen bleibt, was zur Lösung neuer Probleme bzw. zur geistigen Anpassung an neue Aufgaben erforderlich ist.
Dazu benötigen wir eine „Aussage über die Welt, der gegenüber Intelligenz überhaupt möglich ist“.
Neurologe Sherrington (1950)
„Ingelligence amid chaos would have no survival value“.
Darauf aufbauend:
Hofstätter (1977): „Intelligenz ist die Fähigkeit zur Auffindung von Ordnungen (Redundanz) in der Welt.“
(Der informationstheoretische Begriff Redundanz bedeutet Ordnungsgrad bzw. Regelhaftigkeit.)
Tags: analytische Definition, Definition, Hofstätter, Intelligenz, Stern
Source: S54
Source: S54
Was stützt die Theorie von Hofstätter (1977) "Intelligenz ist die Fähigkeit zur Auffindung von Ordnungen (Redundanz) in der Welt"?
In einer völlig chaotischen Welt gäbe es keine Orientierungshilfen, ein kluges Verhalten ließe sich nicht von einem törichten unterscheiden.
- Aussagen, was im Gefolge eines Ereignisses X mit höherer (oder geringerer) Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist, wären unmöglich.
Anders in einer nicht‐chaotischen Welt: z.B. „Wo Rauch ist (X), findet man zwar nicht immer Feuer, aber doch viel häufiger als dort, wo kein Rauch ist (nicht‐X).“
Das Überschätzen vorhandener Ordnungen (Aberglaube und Vorurteil): Es wird mehr Ordnung vermutet, als es tatsächlich gibt: „Dummheit erster Art“, weil eine richtige H0
abgelehnt wird. – oft ein sozial erwünschtes (kollektives) Phänomen in einer Gesellschaft, daher gibt es durchaus Menschen mit überdurchschnittlichem IQ, die Vorurteile haben und/oder abergläubisch sind.
Das Nicht‐Erkennen - „Dummheit zweiter Art“, weil eine falsche H0 irrtümlich akzeptiert wird.
– z.B. eine VP könnte die Zahlenreihen 2,4,6,8, … nicht fortsetzen. Dummheit zweiter Art ist nach Hofstätter der eigentliche Gegenstand der weitaus meisten Intelligenztests.
Zum Auffinden von Ordnungen in der „Wirklichkeit“ stehen Analysatoren zur Verfügung, denen auf Seiten des Individuums besondere Faktoren der Intelligenz entsprechen (z.B. die „Primary Mental Abilities“ von Thurstone; vgl. später).
- Aussagen, was im Gefolge eines Ereignisses X mit höherer (oder geringerer) Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist, wären unmöglich.
Anders in einer nicht‐chaotischen Welt: z.B. „Wo Rauch ist (X), findet man zwar nicht immer Feuer, aber doch viel häufiger als dort, wo kein Rauch ist (nicht‐X).“
Das Überschätzen vorhandener Ordnungen (Aberglaube und Vorurteil): Es wird mehr Ordnung vermutet, als es tatsächlich gibt: „Dummheit erster Art“, weil eine richtige H0
abgelehnt wird. – oft ein sozial erwünschtes (kollektives) Phänomen in einer Gesellschaft, daher gibt es durchaus Menschen mit überdurchschnittlichem IQ, die Vorurteile haben und/oder abergläubisch sind.
Das Nicht‐Erkennen - „Dummheit zweiter Art“, weil eine falsche H0 irrtümlich akzeptiert wird.
– z.B. eine VP könnte die Zahlenreihen 2,4,6,8, … nicht fortsetzen. Dummheit zweiter Art ist nach Hofstätter der eigentliche Gegenstand der weitaus meisten Intelligenztests.
Zum Auffinden von Ordnungen in der „Wirklichkeit“ stehen Analysatoren zur Verfügung, denen auf Seiten des Individuums besondere Faktoren der Intelligenz entsprechen (z.B. die „Primary Mental Abilities“ von Thurstone; vgl. später).
- Auch das Auffinden von Ordnung in unserer ganz persönlichen Innenwelt erfordert nach Hofstätter Intelligenz
- „Rationale Entscheidungen sind erst dann möglich, wenn wir über die verschiedenen Bereiche unseres Wesens einigermaßen gültige Aussagen machen können" - z.B. über persönlichen Nutzen und subjektive Wahrscheinlichkeiten (vgl. Entscheidungstheorie)
- Auch Persönlichkeit/ Emotionen beeinflussen intelligentes Verhalten und damit Intelligenz im weiteren Sinn - vgl. heutige Debatte über Soziale Intelligenz und Emotionale Intelligenz (EQ)
Tags: Analysatoren, Hofstätter, Intelligenz
Source: S55
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Author: ZoeSzapary
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Published: 11.12.2019
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