Was kennzeichnet die Persönlichkeitshteorie von Eysenck?
Eysencks Arbeit ist ausgezeichnet durch zusätzliche experimentelle Analysen; er gelangt damit zu Aussagen, die über das mittels L‐, Q‐, oder T‐Daten Erfassbare hinausgehen und schafft damit (wie kein anderer Persönlichkeitstheoretiker) eine Verbindung zw. Differentieller, Allgemeiner und Experimenteller Psychologie.
Persönlichkeitstheorie ist gekennzeichnet durch
Persönlichkeitstheorie ist gekennzeichnet durch
- 3 orthogonale „Superfaktoren“ (Sekundärfaktoren: „Extraversion / Introversion“, „Neurotizismus“ sowie „Psychotizismus“),
- das Bemühen um biologische Fundierung (Untermauerung) und
- die „hypothetico‐deduktive method“ (FA – neben anderen Auswertungsmethoden – als hypothesengenerierende und hypothesentestende Methode).
Tags: biologische Fundierung, Eysenck, Persönlichkeit, Theorie
Source: S118
Source: S118
Was ist der Ausgangspunkt und das Ergebnis der Persönlichkeitstheorie von Eysenck?
Ausgangspunkt der Forschung:
Resultat: Hierarchisches Modell (ähnlich wie bei Cattell) mit 4 Ebenen
- Als Daten werden Verhaltensratings, Fragebogendaten, und Objektive Tests verwendet.
- Im Unterschied zu Cattell bestanden die ersten Stichproben Eysencks aus psychiatrischen Fällen; wesentliche Bemühungen galten dann der Frage, ob die dort extrahierten Faktoren auch auf psychiatrisch unauffällige Personen übertragbar sind.
Resultat: Hierarchisches Modell (ähnlich wie bei Cattell) mit 4 Ebenen
- Spezifische Reaktionen (unterste Ebene)
- Habituelle (gewohnheitsmäßige) Reaktionen,
- Trait‐Niveau (Eigenschafts‐Niveau: Primärfaktoren),
- Typus‐Niveau (Sekundär‐ od. Superfaktoren / höchste Ebene)
Tags: biologische Fundierung, Eysenck, Persönlichkeit
Source: S119
Source: S119
Was ist "Psychotizimus"? (biologische Fundierung, Kritik, Anwendung)
Ein Superfaktor aus Eysencks Persönlichkeitstheorie
Psychotizismus (am relativ schlechtesten abgesichert):
Kritik an Skala:
Anwendung:
Psychotizismus (am relativ schlechtesten abgesichert):
- Aus empirischen Befunden wird die Annahme eines Kontinuums zwischen normal bis psychotisch abgeleitet (vgl. Kretschmer).
- Da kein weiterer Faktor zur Unterscheidung von Schizophrenen und Manisch‐Depressiven identifizierbar war, wurde angenommen, dass auf dem Psychotizismusfaktor eine Abfolge der Gruppen Normale - Schizophrene - Manisch‐Depressive bestehe.
- Merkmale:Wahnideen, Halluzinationen, Beziehungswahn, jähe Stimmungsschwankungen, Denk‐ und Gedächtnisstörungen, gesteigerte Selbstmordimpulse, soziale Kontaktlosigkeit und einem „Grundton des Misstrauens“ gegenüber der Welt im Allgemeinen
- Erst viel später (Eysenck & Eysenck, 1972): Versuch einer Skalenkonstruktion (Fragebogen mit 20 Items), die v.a. zwei Bedingungen genügen sollte: - Unabhängigkeit der Dimension von den beiden anderen Superfaktoren;- Diskriminationsmöglichkeit der Psychotiker von Normalen und Neurotikern.
- Iteminhalte: hohe Eigenständigkeit, sich nicht um andere Leute kümmernd, störend / lästig, nicht anpassungsbereit, grausam / inhuman, gefühlsarm / unempfindlich etc. Es sind keine Items mit psychotischen Symptomen im engeren Sinn vorhanden, weil es ja nur um die psychotische Tendenz (auch im „Normalbereich“) geht.
- Biologische Fundierung: eigentlich keine - Eysenck (1977) schließt aufgrund der positiven Zusammenhänge von P‐Werten mit männlichem Geschlecht, mit sozial abweichendem Verhalten und mit dem Auftreten einer Chromosomen‐Aberration (XYY: Hochwuchs in Kombination mit gestörtem Sozialverhalten) auf eine primär genetische Determination dieses Faktors.
Kritik an Skala:
- Validität und Reliabilität der P‐Skala erfüllen keineswegs alle Erwartungen.
- Auch der Anspruch auf Eigenständigkeit der P‐Dimension lässt sich nicht absolut aufrechterhalten (r = .40 mit Neurotizismus).
- DAVIS (1974) meint zu recht, ob nicht anstelle von Psychotizismus von Psychopathie gesprochen werden sollte, weil dieser Begriff genau den gefühlskalten, unangepassten, aggressiven und asozialen Menschen bezeichnet (der in der Folge auch dazu tendiert, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten).
Anwendung:
- Die P‐Skala wurde tatsächlich häufig in der forensischen Psychologie (Delinquenzforschung) eingesetzt.
- Nach Eysenck & Eysenck (1968) konnte die sie relativ gut zwischen 603 Strafgefangenen und verschiedenen unbescholtenen Kontrollgruppen diskriminieren – besser als E‐ und N‐Skala. (Ergebnis wurde von Eysenck & Eysenck, 1977, neuerlich bestätigt.)
- Allerdings ist der Vergleich „Häftlinge‐Unbescholtene“ methodische zweifelhaft, weil nicht klar ist, ob die Selbstbeschreibung auf der P‐Skala als Ursache oder Wirkung der Haft zu sehen ist.
Tags: biologische Fundierung, Eysenck, Persönlichkeit
Source: S119
Source: S119
Was ist "Neurotizismus"? (biologische Fundierung, Genese, Behandlung, Anwendung)
Ein Superfaktor der Persönlichkeittheorie von Eysenck
Neurotizismus (N): besser abgesichert als Psychotizismus.
Genese von Neurosen: Bei Personen mit hohen N‐Werten besteht daher eine Neigung, bei traumatischen Erlebnissen eine Neurose zu entwickeln:
Behandlung von Angstneurosen z.B. durch systematische Desensibilisierung: Schrittweise Gewöhnung an den CS, der schließlich keine CR mehr auslöst.
Neurotizismus (N): besser abgesichert als Psychotizismus.
- Grundlage: Untersuchung von Eysenck (1944) an 700 als „neurotisch“ klassifizierten Soldaten; Faktorisierung von Fremdratings auf Basis von 37 biploaren Items ergab 4 Faktoren, die insgesamt nur 40% der Gesamtvarianz aufklärten: 1.F.= „N“, 2. F. = „E/I“ (Extraversion/Introversion).
- Beschreibung von Personen mit hohen N‐Werten: emotional labil, überempfindlich; Schwierigkeit, nach negativen emotionalen Erfahrungen in die „Normallage“ zurückzukehren; eine allgemein negative Affektlage mit häufigen Klagen über diffuse somatische Beschwerden. Trotz hoher N‐Werte können Personen durchaus gesellschaftlich angepasstes Verhalten zeigen.
- Itembeispiele: - Fühlen Sie sich manchmal glücklich, manchmal deprimiert, ohne offensichtlichen Grund?- Kann man Ihre Gefühle leicht verletzen?- Sind Sie irritierbar?- Glauben Sie manchmal, minderwertig zu sein?- Leiden Sie unter Schlaflosigkeit?
- Biologische Grundlage von affektiver Labilität (N): Limbisches System (LS) = phylogenetisch alter Teil der Hirnrinde, der die Zusammenarbeit von Sympathikus und Parasympathikus beeinflusst.
- Emotional Labile zeigen bei niedriger Reizintensität bereits ein Ansprechen des Limbischen System (+ Folgereaktionen).
- Emotional Stabile besitzen (unter vergleichbaren Bedingungen) eine deutlich höhere Erregungsschwelle.
- Eysenck: Neurotisches Verhalten bestehe hauptsächlich aus starken Reaktionen des autonomen Nervensystems auf externe Reize, die zunächst unbedingten Charakter haben, in der Folge aber bedingten Charakter annehmen können.
Genese von Neurosen: Bei Personen mit hohen N‐Werten besteht daher eine Neigung, bei traumatischen Erlebnissen eine Neurose zu entwickeln:
- Traumatisches Erlebnis (UCS; z.B. unerwartetes lautes Geräusch) führt zu starker vegetativer (unbedingte) Reaktion (UCR; z.B. Erschrecken, Zittern, Schweiß);
- ein ursprünglich neutraler Stimulus (NS; z.B. Betreten eines Lifts), der zufällig mindestens einmal mit dem traumatischen Erlebnis verknüpft war, löst nun auch allein eine ähnliche vegetative Reaktion aus (konditionierte Reaktion, CR; Lift wurde zu CS)
- Vermeidung von CS bewirkt, dass es kaum zu Löschung der Konditionierung kommen kann (Neurose bleibt lange bestehen; Spontanremissionen sind jedoch möglich).
Behandlung von Angstneurosen z.B. durch systematische Desensibilisierung: Schrittweise Gewöhnung an den CS, der schließlich keine CR mehr auslöst.
Tags: biologische Fundierung, Eysenck, Neurotizismus, Persönlichkeit
Source: S120
Source: S120
Was sind "transmarginale Hemmungen" und welche Befunde gibt es dazu?
Persönlichkeitstheorie von Hans‐Jürgen Eysenck: Extraversion/Introversion
Wird der Grad der Stimulation zu hoch (d.h. es wird den Personen unangenehm), treten sog. Transmarginale Hemmungen (blaue Pfeile im Sinne einer Schutzfunktion ein (bei E „später“ als bei I), die einer weiteren Aktivierung entgegenwirken.
Aus dieser biologischen Fundierung der E/I‐Dimension lassen sich viele – auch unerwartete – Voraussagen treffen, die empirisch prüfbar sind.
Ausgewählte Ergebnisse zur E/I‐Dimension (Befundlage zwar nicht immer eindeutig, die Mehrzahl gehen in die angegeben Richtung)
Erregungsschwellen: Sind bei I niedriger, da sie höheres habituelles Aktivierungsniveau haben. Beispiele:
Gedächtnisleistungen: sind bei I besser.
Psychopharmakologie:
Berufswahl
Sexualverhalten
von Studenten: Alle "partnerorientierten" Aktivitäten sind bei Extravertierten zu allen Erhebungszeitpunkten häufiger!
Wird der Grad der Stimulation zu hoch (d.h. es wird den Personen unangenehm), treten sog. Transmarginale Hemmungen (blaue Pfeile im Sinne einer Schutzfunktion ein (bei E „später“ als bei I), die einer weiteren Aktivierung entgegenwirken.
Aus dieser biologischen Fundierung der E/I‐Dimension lassen sich viele – auch unerwartete – Voraussagen treffen, die empirisch prüfbar sind.
Ausgewählte Ergebnisse zur E/I‐Dimension (Befundlage zwar nicht immer eindeutig, die Mehrzahl gehen in die angegeben Richtung)
Erregungsschwellen: Sind bei I niedriger, da sie höheres habituelles Aktivierungsniveau haben. Beispiele:
- „Lemon Drop Test“ (Eysenck, 1973): Bei Gabe eines Zitronentropfens auf die Zunge haben I im Durchschnitt die höheren Speichelratenzunahmen als E.
- Pupillenreflex (ausgelöst durch plötzliches Licht), ist bei I wesentlich rascher als bei E (Holmes, 1967).
- E tolerieren höhere Schmerzreize als I (Hentschel, 1977) .
Gedächtnisleistungen: sind bei I besser.
- Nach Howarth & Eysenck (1968) sind Lernprozesse gekennzeichnet durch temporären Anstieg von kortikalem Arousal. Dieses Arousal ist bei E habituell niedriger, weshalb Lernkonsolidierungsprozesse bei E schwächer ablaufen.
Psychopharmakologie:
- E können leichter sediert werden als I (Eysenck, 1963; Wilson, 1978).
- Antidepressiva bewirken bei I ein Verschiebung des Verhaltens in Richtung E (Eysenck, 1963; Wilson, 1978), da das kortikale Arousal durch bestimmte Formen von Antidepressiva gesenkt wird.
- Stimulantien bewirken bei E eine Verschiebung des Verhaltens in Richtung I (Eysenck, 1963; Wilson, 1978).
- Erklärung: Kortikales Arousal wird durch best. Stimulantien erhöht - E erreichen Arousal‐Niveau von I.
Berufswahl
- E bevorzugen Berufsfelder, in denen sie mit Menschen zu tun haben wie z.B. Verkauf, Krankenpflege oder lehrende Tätigkeiten (Wilson, 1978)
- I bevorzugen eher "einzelgängerische" Aufgabenbereiche wie z.B. Kunst, Forschung, Mathematik oder Ingenieurswesen (Wilson, 1978)
Sexualverhalten
von Studenten: Alle "partnerorientierten" Aktivitäten sind bei Extravertierten zu allen Erhebungszeitpunkten häufiger!
Tags: biologische Fundierung, Extraversion, Eysenck, Persönlichkeit
Source: S122
Source: S122
Was sind die Gemeinsamkeiten der 3 biologisch fundierten Persönlichkeitstheorien?
Gemeinsamkeiten der Theorien von Eysenck, Zuckerman und Strelau:
Individuen unterscheiden sich aufgrund ihrer Reagibilität auf externe oder interne Reize. Ein mittleres Arousal‐Niveau wird persönlich als angenehm empfunden.
Integration der Konzepte (trotz Eigenständigkeit) scheint möglich.
Bewertung der postulierten biologischen Grundlagen (nach Brody, 1988):
Befriedigende Erklärung in keiner der Theorien, da keine Theorie konsistent und widerspruchsfrei durch Forschungsergebnisse gestützt. Dennoch ist Suche nach biologischen Grundlagen von großer Bedeutung, weil
Methodenkritisch ist anzumerken (Asendorpf, 1996): Fragebogen, in denen subjektives Erleben über physiologische Erregungs‐ und Hemmungsprozesse erfragt wird, helfen auf der Suche nach physiologischen Parametern nicht weiter, weil der Zusammenhang zu den tatsächlich ablaufenden physiologischen Prozessen zu gering ist.
Individuen unterscheiden sich aufgrund ihrer Reagibilität auf externe oder interne Reize. Ein mittleres Arousal‐Niveau wird persönlich als angenehm empfunden.
- Extravertierte, Sensation Seeker und Niedrigreaktive tendieren zu schwachen Reaktionen - intensivere Reize werden „aufgesucht“, da sie ihr Erregungsniveau in den hedonisch positiven Bereich bringen.
- Introvertierte, Nicht‐Sensation‐Seeker und Hochreaktive tendieren zu starken Reaktionen - intensivere Reize werden „vermieden“, da sie ihr Erregungsniveau über den hedonisch positiven Bereich erhöhen.
Integration der Konzepte (trotz Eigenständigkeit) scheint möglich.
Bewertung der postulierten biologischen Grundlagen (nach Brody, 1988):
Befriedigende Erklärung in keiner der Theorien, da keine Theorie konsistent und widerspruchsfrei durch Forschungsergebnisse gestützt. Dennoch ist Suche nach biologischen Grundlagen von großer Bedeutung, weil
- ... Belege für genetische Einflüsse auf Persönlichkeit existieren, denen biologische Strukturen des Organismus zugrunde liegen müssen;
- ... ein volles Verständnis von Persönlichkeitsunterschieden (und deren Erklärung) ohne Berücksichtigung der komplexen Zusammenhänge zu biologischen Vorgängen nicht möglich scheint und
- ... gerade biologisch orientierte Persönlichkeitstheorien die Wechselwirkungen zwischen Situations‐ und Persönlichkeitsmerkmalen genauer spezifizieren können, so dass validere Verhaltensvorhersagen möglich werden.
Methodenkritisch ist anzumerken (Asendorpf, 1996): Fragebogen, in denen subjektives Erleben über physiologische Erregungs‐ und Hemmungsprozesse erfragt wird, helfen auf der Suche nach physiologischen Parametern nicht weiter, weil der Zusammenhang zu den tatsächlich ablaufenden physiologischen Prozessen zu gering ist.
Tags: biologische Fundierung, Eysenck, Strelau, Zuckerman
Source: S128
Source: S128
Flashcard set info:
Author: ZoeSzapary
Main topic: Differenzielle Psychologie
Topic: Alle Kapitel
School / Univ.: Universität Wien
City: Wien
Published: 11.12.2019
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