Was versteht man unter Objektivität? Welche Arten können unterschieden werden?
„Unter Objektivität eines Tests ist zu verstehen, dass die mit ihm gewonnenen Ereignisse unabhängig vom Untersucher sind.“
- Durchführungsobjektivität (Testleiterunabhängigkeit): Fokus auf den Prozess der Durchführung
- Auswertungsobjektivität (Verrechnungssicherheit): Fokus auf die Auswertung
- Interpretationsobjektivität (Interpretationseindeutigkeit): Kommt jeder Testleiter bei den gleichen Ergebnissen zur Interpretation (ist bei der Normierung meist gegeben)
Tags: Objektivität
Source: S38, VO02
Source: S38, VO02
Was versteht man unter der Testleiterunabhängigkeit? Welche Effekte treten damit im Zusammenhang auf?
(auch Durchführungsobjektivität)
Testleiterunabhängigkeit ist dann gegeben, wenn das Testverhalten der Testperson und damit ihr Testergebnis unabhängig ist von zufälligen oder systematischen Verhaltensvariationen aller denkbaren Testleiter.
„Halo“-Effekt:
Der Beurteiler hat die Tendenz, bei der Beurteilung einer Persönlichkeitseigenschaft sich von einem Gesamteindruck oder einer hervorstechenden Eigenschaft leiten zu lassen.
Einfluss non-verbaler Kommunikation
Darunter fallen
Rosenthal-Effekt:
Infolge manipulierter Einstellungen der „Lehrer“ gelangen zwei grundsätzlich gleiche Gruppen von Versuchsobjekten (Ratten, Schüler) zu unterschiedlichen Leistungen.
(Studie Preusche, 2007 – Untersuchte v.a. den Einfluss vom Geschlecht der Testleiter auf das Ergebnis.)
Beispiel: Das Beet ist 2m lang und 1m breit. Wie lang muss die Schnur mindestens sein, wenn sie zwei Mal um das Beet herum gespannt werden soll?
Durch unterschiedliche Betonung kann der Testperson Hilfestellungen gegeben werden (z.B. Betonung auf „zwei Mal“)
Um dem Entgegenzuwirken sollen z.B. bestimmte Worte die im Manual vorgegeben werden, verwendet werden.
Zeigt den Übungseffekt bzw. Effekte von unterschiedlichen Testleitern
Testleiterunabhängigkeit ist dann gegeben, wenn das Testverhalten der Testperson und damit ihr Testergebnis unabhängig ist von zufälligen oder systematischen Verhaltensvariationen aller denkbaren Testleiter.
„Halo“-Effekt:
Der Beurteiler hat die Tendenz, bei der Beurteilung einer Persönlichkeitseigenschaft sich von einem Gesamteindruck oder einer hervorstechenden Eigenschaft leiten zu lassen.
Einfluss non-verbaler Kommunikation
Darunter fallen
- Körperbewegungen bzw. kinästhetisches Verhalten (Gestik, Körperhaltung, Gesichtsausdruck, Augenbewegung und Kopfhaltung)
- Paralinguistische Qualitäten (Töne und Laute)
- "Proxemics", das ist der soziale bzw. persönliche Abstand gegenüber anderen.
Rosenthal-Effekt:
Infolge manipulierter Einstellungen der „Lehrer“ gelangen zwei grundsätzlich gleiche Gruppen von Versuchsobjekten (Ratten, Schüler) zu unterschiedlichen Leistungen.
(Studie Preusche, 2007 – Untersuchte v.a. den Einfluss vom Geschlecht der Testleiter auf das Ergebnis.)
Beispiel: Das Beet ist 2m lang und 1m breit. Wie lang muss die Schnur mindestens sein, wenn sie zwei Mal um das Beet herum gespannt werden soll?
Durch unterschiedliche Betonung kann der Testperson Hilfestellungen gegeben werden (z.B. Betonung auf „zwei Mal“)
Um dem Entgegenzuwirken sollen z.B. bestimmte Worte die im Manual vorgegeben werden, verwendet werden.
Zeigt den Übungseffekt bzw. Effekte von unterschiedlichen Testleitern
- Fett gedruckte Zahlen sind signifikant
- Letzte Spalte: 1.08 – Übungseffekt von 8% beim selben Testleiter
- Bei den anderen Spalten wurde jeweils bei einem Testleiter und dann beim zweiten Testleiter untersucht. - V.a. beim Untertest Synonyme Finden zeigten sich signifikante Werte.- Der Untertest Synonyme Finden ist ev. nicht nur auf Testleiterunabhängigkeit zurückzuführen, sondern auch auf die VerrechnungssicherheitBeispiel: Was ist ein Synonym für Bergsteigen? Als richtig angegeben im Test ist Klettern – aber was ist wenn das Kind mit Wandern antwortet?- Untertest Funktionen abstrahieren: Was ist das gemeinsame von Gefängnis und Zoo? – Auch hier kann es ev. zu Verrechnungsunsicherheit kommen.
Tags: Objektivität
Source: S39, VO02
Source: S39, VO02
Was versteht man unter "Verrechnungssicherheit"? Was zeigte die Studie von Hebenstreit (2002)?
(auch Auswertungsobjektivität)
Mit Verrechnungssicherheit ist gemeint, dass die Reglementierung (im Manual eines psychologisch-diagnostischen Verfahrens), wie die einzelnen Testleitungen bzw. -reaktionen auf Items zu numerischen oder kategorialen Testwerten zu verrechnen sind, derart exakt festgelegt ist, dass jeder Auswerter zu denselben Ergebnissen kommt.
Beispiel: Projektive Verfahren
Die Vorgaben zur Bewertung sind häufig nur schwer einzuhalten (z.B. „Fest angedrückter Stift bedeutet….“ – Was bedeutet „fest angedrückt“?)
Gütekriterien sind der Maßstab an dem die Qualität eines Verfahrens gemessen wird.
Freies vs. Multiple Choice Antwortformat
- Die Verrechnungssicherheit ist bei Multiple Choice Tests gegeben.
- Beispiel: Logisch Schlussfolgerndes Denken
Es gibt Personen die das Problem über das Eliminieren von falschen Antworten lösen und nicht über Schlussfolgerndes Denken - Thema Validität
- Offenes Antwortformat: Es gibt häufig Probleme mit der Verrechnungssicherheit.
Studie von Hebenstreit (2002):
3 Beispiele – AID, Test d2, ZVT
AID
Test D2
ZVT-Test
Mit Verrechnungssicherheit ist gemeint, dass die Reglementierung (im Manual eines psychologisch-diagnostischen Verfahrens), wie die einzelnen Testleitungen bzw. -reaktionen auf Items zu numerischen oder kategorialen Testwerten zu verrechnen sind, derart exakt festgelegt ist, dass jeder Auswerter zu denselben Ergebnissen kommt.
Beispiel: Projektive Verfahren
Die Vorgaben zur Bewertung sind häufig nur schwer einzuhalten (z.B. „Fest angedrückter Stift bedeutet….“ – Was bedeutet „fest angedrückt“?)
Gütekriterien sind der Maßstab an dem die Qualität eines Verfahrens gemessen wird.
Freies vs. Multiple Choice Antwortformat
- Die Verrechnungssicherheit ist bei Multiple Choice Tests gegeben.
- Beispiel: Logisch Schlussfolgerndes Denken
Es gibt Personen die das Problem über das Eliminieren von falschen Antworten lösen und nicht über Schlussfolgerndes Denken - Thema Validität
- Offenes Antwortformat: Es gibt häufig Probleme mit der Verrechnungssicherheit.
Studie von Hebenstreit (2002):
3 Beispiele – AID, Test d2, ZVT
- Ergebnisberichte von Studierenden wurden untersucht
- Inwiefern wurden die Tests richtig ausgewertet und normiert/umgerechnet wurden?
AID
- AID, Adaptives Testen; Umwandlung von Testwert in T-Wert
- Der Testwert ist -2,4 – in der T-Wert-Tabelle ist nur -1,8 bis -2,9 – es muss (linear) interpoliert werden.
- Häufig wird von den Anwendern dann nicht interpoliert, sondern nur ein Werte genommen.
- Ergebnis - N=184 Psychologiestudierende im Rahmen der Ü zur Psychologischen Diagnostik- 23 machten Rechenfehler (beim Summieren)- 21 ordneten in der Normtabelle einen falschen Wert (Fähigkeitsparameter) zu- 75 machten Interpolierfehler beim Nachschlagen in der Normtabelle – im Durchschnitt 4,24 solche Fehler bei 13 Testwerten
Test D2
- Konzentrationstest, es sollen möglichst schnell „d“s weggestrichen werden die mit 2 Strichen gekennzeichnet sind.
- Der Test D2 sollten keinen Personen gegeben werden, die Probleme mit Buchstaben haben oder Probleme damit haben Unterschiede visuell festzustellen.
- Verrechnung relativ einfach
- Ergebnis - N=107 Psychologiestudierende- 53 machten Fehler beim Auszählen mittels Schablone
ZVT-Test
- Zahlenverbindungstest (stammt aus der Theorie des Mental Speed)
- Mental Speed korreliert relativ hoch mit Intelligenz (0,8) (Theorie von Roth)
- Auswertung (sehr einfach): Zählen wie weit die Person gekommen ist
- Ergebnis - N=73- 7 machten Rechenfehler (beim Summieren)- 32 ordneten in der Normtabelle einen falschen Wert zu
Tags: Objektivität
Source: S43, VO02
Source: S43, VO02
Was versteht man unter "Projektive Verfahren"?
Das sind eine Gruppe von psychol. Techniken und Vorgehensweisen, die für sich in Anspruch nehmen, die grundlegende (zugrunde liegende, verborgene) Persönlichkeitsstruktur und die Motive eines Individuums aufzudecken, indem sie das Individuum auffordern, sich mit Material oder Stimuli auseinanderzusetzen oder auf sie zu reagieren in einer freien, nicht festgelegten Weise.
Etwa um die Jahrhundertwende wurde mit dem Ausdruck Projektion die Tendenz eines Individuums bezeichnet, einer anderen Person eigene Gefühle, Gedanken oder Einstellungen zuzuschreiben oder in gewisser Weise die äußere Wirklichkeit als Repräsentanz solcher Gefühle zu betrachten.
(Definition aus "Lexikon der Psychologie")
Etwa um die Jahrhundertwende wurde mit dem Ausdruck Projektion die Tendenz eines Individuums bezeichnet, einer anderen Person eigene Gefühle, Gedanken oder Einstellungen zuzuschreiben oder in gewisser Weise die äußere Wirklichkeit als Repräsentanz solcher Gefühle zu betrachten.
(Definition aus "Lexikon der Psychologie")
Tags: Objektivität, Projektive Verfahren
Source: S44
Source: S44
Was versteht man unter "Interpretationseindeutigkeit"?
(auch Interpretationsobjektivität)
Die Interpretationseindeutigkeit ist gegeben, wenn aus denselben Auswertungsergebnissen verschiedene "Interpreten" zum selben Schluss gelangen.
Die Interpretationseindeutigkeit ist bei geeichten Tests über die sog. "Prozentränge" jedes Mal erfüllt. Zum Beispiel ist ein als Testwert erreichter Prozentrang von 95% in einem Leistungstest eindeutig dahingehend zu interpretieren, dass nur 5% der sog. "Referenzpopulation" bessere Leistungen zielen.
Dagegen sind projektive Verfahren (fast definitionsgemäß) nicht interpretationseindeutig.
Wichtig: Hier geht es nicht um die Formulierung der Maßnahme (Maßnahmenvorschlag „z.B. der darf die Klasse überspringen“, „der muss zur Psychotherapie“), sondern über die Interpretation des Testrohwerts im Vergleich zur Referenzpopulation.
Eine gegebene Interpretationseindeutigkeit gewährleistet übrigens nicht zwingend die Objektivität der diagnostischen Konsequenzen - "Konsequenzverbindlichkeit". Dies wäre psychologisch auch selten verantwortbar.
Die Interpretationseindeutigkeit ist gegeben, wenn aus denselben Auswertungsergebnissen verschiedene "Interpreten" zum selben Schluss gelangen.
Die Interpretationseindeutigkeit ist bei geeichten Tests über die sog. "Prozentränge" jedes Mal erfüllt. Zum Beispiel ist ein als Testwert erreichter Prozentrang von 95% in einem Leistungstest eindeutig dahingehend zu interpretieren, dass nur 5% der sog. "Referenzpopulation" bessere Leistungen zielen.
Dagegen sind projektive Verfahren (fast definitionsgemäß) nicht interpretationseindeutig.
Wichtig: Hier geht es nicht um die Formulierung der Maßnahme (Maßnahmenvorschlag „z.B. der darf die Klasse überspringen“, „der muss zur Psychotherapie“), sondern über die Interpretation des Testrohwerts im Vergleich zur Referenzpopulation.
Eine gegebene Interpretationseindeutigkeit gewährleistet übrigens nicht zwingend die Objektivität der diagnostischen Konsequenzen - "Konsequenzverbindlichkeit". Dies wäre psychologisch auch selten verantwortbar.
Tags: Objektivität
Source: S46, VO02
Source: S46, VO02
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Author: coster
Main topic: Psychologie
Topic: Psychologische Diagnostik
School / Univ.: Universität Wien
City: Wien
Published: 12.06.2013
Tags: SS2013, Holocher-Ertl
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