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Alle Oberthemen / Psychologie / Psychologische Diagnostik

VO Rahmenbedingungen Psychologisches Diagnostizieren (119 Karten)

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Wann erfüllt ein Test das Gütekriterium der Zumutbarkeit?
Ein Test erfüllt das Gütekriterium Zumutbarkeit, wenn er die Testperson absolut und relativ zu dem aus seiner Anwendung resultierenden Nutzen in zeitlicher, psychischer (insbesondere energetisch-motivationaler und emotionaler) sowie körperlicher Hinsicht schont.

(Erstmals wurde es vom Testkuratorium der Förderation Deutscher Psychologenvereinigung als Gütekriterium angesprochen (1986). In den 1985 erstellten "Standards für pädagogisches und psychologisches Testen" (ins Deutsche übertragen von der APA) ist es nicht erwähnt, was den historisch recht autoritären Zugang psychologischen Diagnostizieren dokumentiert.)

Es muss kritisch reflektiert werden, was genau einer Tp mit psychologisch-diagnostischen Verfahren zuzumuten ist.
Es ist an die fachliche Erfahrung und Kompetenz des Psychologen zu appellieren, wie sie z.B. in den Richtlinien für die Erstellung Psychologischer Gutachten (Berufsverband dt. Psychologen) gefordert ist: "Es liegt ... in der Verantwortung des jeweiligen Gutachters, welche Verfahren aufgrund des aktuellen Forschungsstandes in der wissenschaftlichen Psychologie auswählt, welchen Umfang der Datenerhebung er für angemessen hält,...".

Es gibt also keine allgemein verbindliche Differenzierung zwischen zu- und unzumutbar sondern es ist gegebenfalls abzuwägen wo die Grenzen zwischen dem subjekt- und dem gesellschaftsbezogenen Nutzen zu ziehen ist. Hier greifen gesellschaftliche Werte bzw. Ideologien ein.
Tags: Zumutbarkeit
Quelle: S116
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Welche Fragen (12) sollten laut Kubinger (2001) betrachtet werden um die Zumutbarkeit psychologischen Diagnostizierens sicherzustellen?
  • Welche Testdauer ist regelmäßig, welche in Ausnahmefällen - und das alles in Abhängigkeit verschiedener Populationen von Tpn (etwa Kinder, Erwachsene, Alter) - zumutbar?
  • Ist die diesbezüglich zumutbare Testdauer für Leistungs- und Persönlichkeitsverfahren gleich anzusetzen?
  • Ist eine obligatorische Intelligenztestung, wie sie in der Praxis vielerorts vorgenommen wird, zumutbar?
  • Wie schwierige Aufgabenstellungen innerhalb von Leistungstests sind zumutbar?
  • Wie weit in die "Tiefe" gehende Fragen zum persönlichen Intimbereich sind regelmäßig bzw. in Ausnahmefällen zumutbar?
  • Inwiefern sind Leistungstest im Multiple-Choice-Format - und zwar in Abhängigkeit von der Fragestellung (etwa Auswahlsituationen, Beratungskontext, Large-Scale-Assessment) - zumutbar?
  • (Berücksichtigung der Ratewahrscheinlichkeit)
  • Inwiefern ist bei Persönlichkeitsfragebogen regelmäßig bzw. in welchen Ausnahmefällen - und zwar in Abhängigkeit verschiedener Populationen von Tpn - ein dichotomes Antwortformat zumutbar?
  • (Belastung für Tp wenn Möglichkeit einer neutralen Antwort nicht besteht)
  • Inwiefern sind Persönlichkeitsfragebogen wegen ihrer Durchschaubarkeit überhaupt zumutbar?
  • (Augenscheinvalidität: Tp fühlen sich eventuell aufgrund der offensichtlichen Verfälschbarkeit nicht ernst genommen)
  • Inwiefern sind projektive Verfahren ohne jede Augenscheinvalidität überhaupt bzw. für welche Fragestellung zumutbar?
  • Inwiefern sind sog. "Objektive Persönlichkeitstests" mit ihren die Tp experimentell manipulierenden Aufgabenstellungen überhaupt bzw. für welche Fragestellungen zumutbar?
  • Inwieweit ist Computerdiagnostik regelmäßig bzw. in welchen Ausnahmefällen - und zwar in Abhängigkeit verschiedener Populationen von Testpersonen - zumutbar?
  • Welcher psychologische Untersuchungsablauf ist zumutbar, welcher nicht? Insbesondere welche Pausengestaltung ist zumutbar?

Verbindliche Richtlinien, die diese Fragen beantworten stehen mangels ensprechender Grundlagenforschung der psychologischen Diagnostik (noch) aus.

Anmerkung (Ergebnisse aus wenigen Studien):
  • Bereits bei verhältnismäßig kurze Pausen von 5 Minuten während einer Testung tritt ein Erholungseffekt ein.
  • Abhängigkeit Persönlichkeitsfragebogen/Leistungstest: Die vorausgehende Bearbeitung eines Persönlichkeitsfragebogens wirkt sich auf die Testwerte in einem nachfolgenden Leistungstest nicht aus.
  • Umgekehrt erweisen sich einzelne Skalen von Persönlichkeitsfragebogen ("spontane Aggressivität", "emotionale Labilität") in ihren Testwerten verändert, wenn zuvor Leistungstests durchgeführt worden sind.
Tags: Zumutbarkeit
Quelle: S117
Kartensatzinfo:
Autor: coster
Oberthema: Psychologie
Thema: Psychologische Diagnostik
Schule / Uni: Universität Wien
Ort: Wien
Veröffentlicht: 12.06.2013
Tags: SS2013, Holocher-Ertl
 
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