Womit beschäftigt sich die Spieltheorie?
In der Spieltheorie wurden verschiedene Entscheidungssituationen entwickelt, um das Verhalten von Entscheidungsträgern zu studieren, beispielsweise das Ultimatumspiel und das Diktatorspiel.
Tags: Entscheidung, Ökonomie, Spieltheorie
Quelle: VO09 Kirchler
Quelle: VO09 Kirchler
Was ist ein Ultimatumspiel? Beispiele? Was zeigten Untersuchungen mit diesen Spielen?
Ultimatumspiel - es wird untersucht, wie eine Person entscheidet, wenn sie die Möglichkeit hat, ein Gut zwischen sich und einer anderen Person aufzuteilen.
In unterschiedlichen Spielvarianten wird in der Verhaltensökonomie und ökonomischen Psychologie untersucht, ob eine Person ihren materiellen Nutzen maximiert, ob die Interessen des Spielpartners berücksichtigt werden und ob Gerechtigkeits- und Fairnessüberlegungen relevant sind.
Beispiel A:
Spieler A erhält Geldbetrag g und muss Spieler B einen Teil des Betrages t anbieten. Wenn B das Angebot akzeptiert erhält A den Betrag abzüglich seines Angebots an B (g-t).
B erhält das Angebot t. Lehnt B das Angebot ab, gehen beide Spieler leer aus.
Unter der Rationalitäts- und Nutzenannahme ist das Ziel von Spieler A, B den geringst möglichen Teil (t größer 0) anzubieten und seinen Gewinn zu maximieren. Handelt B ertragsorientiert wird er das Angebot akzeptieren, da 1 EUR besser als kein Geld ist.
Aufteilung weicht von der rationalen Lösung meist ab. Kleine Angebote werden als unfair empfunden und abgelehnt.
In keiner Population wurden Werte festgestellt, die Prognose auf der Basis der Rationaltheorie entsprechen (In Experimenten verhalten sich viele Spieler nicht rational in diesem Sinne.)
+ Wenn Aufteilung unter mehreren Partnern erfolgt, dann steigt die Bereitschaft, kleine Beträge zu akzeptieren.
aus Folien
Henrich, Boyd, Bowles, Camerer, Fehr, Gintis & McElreath (2001) führten 2000 ein Ultimatum-Experiment auf 5 Kontinenten bei 15 kleinen Gesellschaften und Stämmen durch:
Die Angebote variierten von mind. 26% bei den Machiguenga in Peru bis 58% bei den Lamelara in Indonesien.
In Europa und Nordamerika liegt der durchschnittliche Betrag bei ca. 44%.
Beispiel 2 - Piratenspiel:
5 rational handelnde Piraten haben 100 Goldmünzen geraubt und sollen diese untereinander aufteilen. Die Rangordnung erfolgt nach Lebensalter. A ranghöher als B, B ranghöher als C, C ranghöher als D und D ranghöher als E.
Regeln zur Verteilung: Ranghöchste macht Vorschlag; Abstimmung ob Vorschlag akzeptiert wird;
Wird Vorschlag angenommen, erfolgt die Aufteilung; wenn nicht, Vorschlagende wird über Bord geworfen und der nächste erhält die Gelegenheit für einen Vorschlag.
Entscheidungsgrundlage der Piraten:
A) jeder möchte überleben
B) Jeder möchte die Anzahl der Goldmünzen für sich maximieren
C) Jeder Pirat möchte gerne die anderen über Bord werfen, wenn die übrigen Kriterien gleich bleiben.
Es könnte intuitiv angenommen werden, dass Pirat A gezwungen ist, sich selbst wenig bis gar nicht zuzuteilen, da er fürchten muss, dass sein Vorschlag abgelehnt und er über Bord geworfen wird.
Aber das theoretisch rationale Ergebnis sieht so aus:
- Pirat A: 98
- Pirat B: 0
- Pirat C: 1
- Pirat D: 0
- Pirat E: 1
(Detaillierte Erklärung WIrtschaftpsychologie Seite 45)
Diktatorspiel ist eine Variante des Ultimatumspiels.
In unterschiedlichen Spielvarianten wird in der Verhaltensökonomie und ökonomischen Psychologie untersucht, ob eine Person ihren materiellen Nutzen maximiert, ob die Interessen des Spielpartners berücksichtigt werden und ob Gerechtigkeits- und Fairnessüberlegungen relevant sind.
Beispiel A:
Spieler A erhält Geldbetrag g und muss Spieler B einen Teil des Betrages t anbieten. Wenn B das Angebot akzeptiert erhält A den Betrag abzüglich seines Angebots an B (g-t).
B erhält das Angebot t. Lehnt B das Angebot ab, gehen beide Spieler leer aus.
Unter der Rationalitäts- und Nutzenannahme ist das Ziel von Spieler A, B den geringst möglichen Teil (t größer 0) anzubieten und seinen Gewinn zu maximieren. Handelt B ertragsorientiert wird er das Angebot akzeptieren, da 1 EUR besser als kein Geld ist.
Aufteilung weicht von der rationalen Lösung meist ab. Kleine Angebote werden als unfair empfunden und abgelehnt.
In keiner Population wurden Werte festgestellt, die Prognose auf der Basis der Rationaltheorie entsprechen (In Experimenten verhalten sich viele Spieler nicht rational in diesem Sinne.)
+ Wenn Aufteilung unter mehreren Partnern erfolgt, dann steigt die Bereitschaft, kleine Beträge zu akzeptieren.
aus Folien
Henrich, Boyd, Bowles, Camerer, Fehr, Gintis & McElreath (2001) führten 2000 ein Ultimatum-Experiment auf 5 Kontinenten bei 15 kleinen Gesellschaften und Stämmen durch:
Die Angebote variierten von mind. 26% bei den Machiguenga in Peru bis 58% bei den Lamelara in Indonesien.
In Europa und Nordamerika liegt der durchschnittliche Betrag bei ca. 44%.
Beispiel 2 - Piratenspiel:
5 rational handelnde Piraten haben 100 Goldmünzen geraubt und sollen diese untereinander aufteilen. Die Rangordnung erfolgt nach Lebensalter. A ranghöher als B, B ranghöher als C, C ranghöher als D und D ranghöher als E.
Regeln zur Verteilung: Ranghöchste macht Vorschlag; Abstimmung ob Vorschlag akzeptiert wird;
Wird Vorschlag angenommen, erfolgt die Aufteilung; wenn nicht, Vorschlagende wird über Bord geworfen und der nächste erhält die Gelegenheit für einen Vorschlag.
Entscheidungsgrundlage der Piraten:
A) jeder möchte überleben
B) Jeder möchte die Anzahl der Goldmünzen für sich maximieren
C) Jeder Pirat möchte gerne die anderen über Bord werfen, wenn die übrigen Kriterien gleich bleiben.
Es könnte intuitiv angenommen werden, dass Pirat A gezwungen ist, sich selbst wenig bis gar nicht zuzuteilen, da er fürchten muss, dass sein Vorschlag abgelehnt und er über Bord geworfen wird.
Aber das theoretisch rationale Ergebnis sieht so aus:
- Pirat A: 98
- Pirat B: 0
- Pirat C: 1
- Pirat D: 0
- Pirat E: 1
(Detaillierte Erklärung WIrtschaftpsychologie Seite 45)
Diktatorspiel ist eine Variante des Ultimatumspiels.
Tags: Entscheidung, Ökonomie, Spieltheorie
Quelle: VO09 Kirchler
Quelle: VO09 Kirchler
Was ist ein Diktatorspiel?
= eine Variante des Ultimatumspiels, bei der der zweite Schritt des Ultimatumspiels wegfällt: Partner B hat keine Möglichkeit, ein Angebot abzulehnen.
Spieler A erhält 100 € und kann Spieler B einen Betrag t anbieten. t kann jeder Betrag zwischen 0 und 100€ sein. Das Spiel endet für Spieler A mit der Auszahlung von 100-t. Meist agiert Spieler A nicht geizig und egoistisch sondern tendiert zu einer fairen Verteilung.
Spieler A erhält 100 € und kann Spieler B einen Betrag t anbieten. t kann jeder Betrag zwischen 0 und 100€ sein. Das Spiel endet für Spieler A mit der Auszahlung von 100-t. Meist agiert Spieler A nicht geizig und egoistisch sondern tendiert zu einer fairen Verteilung.
Tags: Entscheidung, Ökonomie, Spieltheorie
Quelle: VO09 Kirchler
Quelle: VO09 Kirchler
Was versteht man unter dem Gefangenendilemma?
Das Gefangenendilemma zeigt, dass inidivduell rationale Entscheidungen zu kollektiv schlechteren Ergebnissen führen können als kooperative Entscheidungen.
2-Personen-Nicht-Nullsummen-Spiel. Dh., es ist möglich, die Gütermenge durch Kooperation zu vermehren.
Bsp.: 2 Entscheidungsträger haben gemeinsam Delikt begangen. Polizei verdächtigt beide Partner, besitzt aber kaum Beweise.
....T besser als R besser als T besser als S
Die Orientierung am kollektiven bzw. am individuellen Nutzen führt zu unterschiedlichen Entscheidungen. Insgesamt ist das Strafergebnis am geringsten, wenn beide schweigen (2+2=4 Jahre). Aus Perspektive des Einzelnen = günstig mit Polizei zu kooperieren, aber nicht mit dem Komplizen. Kooperieren beide mit der Polizei, ist auf kollektiver Ebene das Ergebnis besonders ungünstig (5+5=10 Jahre).
Aus Perspektive der Rationaltheorie ist es sinnvoll, in einem einmal gespielten Spiel den eigenen Nutzen zu maximieren und den Komplizen zu verraten – eigene Entscheidung kann Verhalten des Partners nicht beeinflussen. Studienteilnehmer entscheiden sich jedoch häufig für die Kooperation.
Bei mehreren Runden: Spieler lernen aus den vorherigen Runden, wie sich Komplize verhält und dadurch auch, ob sie ihm vertrauen können.
... Unkooperatives Verhalten kann durch Nicht-Kooperation ("Defektion") vergolten werden!
2-Personen-Nicht-Nullsummen-Spiel. Dh., es ist möglich, die Gütermenge durch Kooperation zu vermehren.
Bsp.: 2 Entscheidungsträger haben gemeinsam Delikt begangen. Polizei verdächtigt beide Partner, besitzt aber kaum Beweise.
- Gesteht einer oder beide, werden beide zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt. Schweigen beide, reichen die Indizien nicht aus, um beide zur Höchststrafe zu verurteilen, sondern nur zu einer Strafe von 2 Jahren. In diesem Fall ist es vernünftig, wenn beide schweigen.
- Polizei bietet beiden getrennt an, zu kooperieren und zu gestehen. Gesteht einer, kommt er frei, der andere wird zu 7 Jahre Gefängnis verurteilt. Gestehen beide gibt es eine Strafminderung für beide auf 5 Jahre. Gefangenen werden getrennt verhört und können sich nicht absprechen.
- Das Dilemma ist, dass beide versucht sind, sich für einseitigen Verrat zu entscheiden, um selbst frei zu kommen (temptation T), dass sie für Kooperation insofern belohnt werden, als beide nicht 7 sondern 2 Jahre Gefängnis bekommen (reward R), dass ihnen eine Bestrafung bei gegenseitigem Verrat von 5 Jahren Gefängnis droht (punishment P) und dass derjenige, der dem Partner, der das Vertrauen bricht, gutgläubig vertraut, zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt wird (sucker’s payoff).
....T besser als R besser als T besser als S
Die Orientierung am kollektiven bzw. am individuellen Nutzen führt zu unterschiedlichen Entscheidungen. Insgesamt ist das Strafergebnis am geringsten, wenn beide schweigen (2+2=4 Jahre). Aus Perspektive des Einzelnen = günstig mit Polizei zu kooperieren, aber nicht mit dem Komplizen. Kooperieren beide mit der Polizei, ist auf kollektiver Ebene das Ergebnis besonders ungünstig (5+5=10 Jahre).
Aus Perspektive der Rationaltheorie ist es sinnvoll, in einem einmal gespielten Spiel den eigenen Nutzen zu maximieren und den Komplizen zu verraten – eigene Entscheidung kann Verhalten des Partners nicht beeinflussen. Studienteilnehmer entscheiden sich jedoch häufig für die Kooperation.
Bei mehreren Runden: Spieler lernen aus den vorherigen Runden, wie sich Komplize verhält und dadurch auch, ob sie ihm vertrauen können.
... Unkooperatives Verhalten kann durch Nicht-Kooperation ("Defektion") vergolten werden!
Tags: Entscheidung, Spieltheorie
Quelle: VO09 Kirchler
Quelle: VO09 Kirchler
Was versteht man unter Defektion? Welche Theorie entwickelte Axelrod (2000) dafür?
Gefangenendilemma über mehrere Runden: Spieler lernen aus den vorherigen Runden wie sich Komplize verhält und dadurch auch, ob sie ihm vertrauen können.
... Unkooperatives Verhalten kann durch Nicht-Kooperation ("Defektion") vergolten werden!
Axelrod (2000) untersuchte den Erfolg von Kooperation und Defektion bei einem Computerturnier = Tit-for-tat-Strategie (= wie du mir, so ich dir) erwies sich als erfolgreich ... später leicht veränderte Variante tit-for-tat-plus-one-Strategie: wenn Partner defektiert, könnte das aus Versehen geschehen sein. Um Kooperationswilligkeit zu fördern, wird bei einmaligem Verrat seitens des Partners eine zweite Chance geboten und mit Kooperation geantwortet. Jede weitere Defektion wir mit Defektion beantwortet.
Kooperation und Vertrauen, Fairness und Gerechtigkeit sind in vielen Situationen nicht raitonal erklärbar.
... Unkooperatives Verhalten kann durch Nicht-Kooperation ("Defektion") vergolten werden!
Axelrod (2000) untersuchte den Erfolg von Kooperation und Defektion bei einem Computerturnier = Tit-for-tat-Strategie (= wie du mir, so ich dir) erwies sich als erfolgreich ... später leicht veränderte Variante tit-for-tat-plus-one-Strategie: wenn Partner defektiert, könnte das aus Versehen geschehen sein. Um Kooperationswilligkeit zu fördern, wird bei einmaligem Verrat seitens des Partners eine zweite Chance geboten und mit Kooperation geantwortet. Jede weitere Defektion wir mit Defektion beantwortet.
Kooperation und Vertrauen, Fairness und Gerechtigkeit sind in vielen Situationen nicht raitonal erklärbar.
Tags: Entscheidung, Ökonomie, Spieltheorie
Quelle: VO09 Kirchler
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Kartensatzinfo:
Autor: coster
Oberthema: Psychologie
Schule / Uni: Universität Wien
Ort: Wien
Veröffentlicht: 24.04.2014
Schlagwörter Karten:
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