Was versteht man unter Arbeitslosen nach dem Sozialgesetzbuch?
Defnition von Arbeitslosen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB III, §16) (aus Bamberg 2012, S188)
Arbeitslose sind Personen, die vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen, eine versicherungspflichtige Beschäftigung suchen und dabei den Vermittlungsbemühungen der Agentur für Arbeit zur Verfügung stehen und sich bei der Agentur für Arbeit arbeitslos gemeldet haben.
Teilnehmer an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik gelten nicht als arbeitslos.
Arbeitslose sind Personen, die vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen, eine versicherungspflichtige Beschäftigung suchen und dabei den Vermittlungsbemühungen der Agentur für Arbeit zur Verfügung stehen und sich bei der Agentur für Arbeit arbeitslos gemeldet haben.
Teilnehmer an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik gelten nicht als arbeitslos.
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Folien
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Wie stellt sich die Arbeitslosigkeit in Österreich 2013 dar?
- Ende Juni 2013 waren beim AMS 242.242 Personen arbeitslos vorgemerkt - davon 111.230 Frauen und 131.012 Männer
- Insgesamt lag die Arbeitslosigkeit um 22.172 bzw. 10,1% über dem Vorjahresniveau - Unterdurchschnittliche Anstiege bei Jugendlichen (+6,5%) und Personen im Haupterwerbsalter (+8,8%)- relativ starke Zunahme bei über 50-jährigen Personen (+15,7%)- Anstieg in allen Bildungsniveaus, am höchsten bei Personen im akademischer Ausbildung (+14,2%)
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Folien
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Was bedeutet Arbeitslosigkeit?
Arbeitslosigkeit (nach Frese und Mohr) bedeutet Verlust von
Arbeitslosigkeit ist eine schockierendes Lebensereignis, das einen Bruch in die soziale Biografie der Betroffenen reißt.
es gibt aber auch (wenige) positive Aspekte:
- Struktur des Tages durch die Arbeit
- Ökonomischer Sicherheit (finanzielle Einbußen)
- Karriereperspektive
- Soziale Anerkennung
- Sozialkontakt mit ArbeitskollegInnen
- Gefühl der eigenen Wichtigkeit in Gesellschaft
- Anregungen durch soziale Umwelt
- "Ernährerrolle" (v.a. für Männer)
Arbeitslosigkeit ist eine schockierendes Lebensereignis, das einen Bruch in die soziale Biografie der Betroffenen reißt.
es gibt aber auch (wenige) positive Aspekte:
- Mögliche belastende Faktoren durch Arbeit werden verringert (körperliche Erholung, geistige Erholung,...)
- verfügbare Freizeit nimmt zu
- Chance für Neubeginn der Berufskarriere (Veränderung)
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Folien, VO08 Kirchler
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Inwiefern ist die Situation von Arbeitslosen heute besser als früher? Wozu kann Arbeitslosigkeit aber auch heute noch führen?
Arbeitslosigkeit bedeutet heute nicht mehr vor allem die Gefährdung der materiellen Reproduktion, da das soziale Netz der Arbeitslosenversichung die schwersten finanziellen Probleme lindert.
Allerdings stellen Waters und Moor (2001, 2002) fest, dass auch heute ökonomische Nachteile Arbeitslose zur Einschränkung von Ausgaben, und zur Veränderung von Freizeitaktivitäten zwingen, was zu depressiver Verstimmung führen kann.
Arbeitslosigkeit bedeutet meist einen Verlust sozialer Kontakte, ein Abgleiten in die soziale Isolation, ein wachsendes Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht und ist eine wesentliche Störung in der personalen Identititäsbildung und Selbstentfaltung.
Neben dem sozialen Netz spielt auch die gesellschaftliche Orientierung eine bedeutende Rolle für die Erfahrungen von Arbeitslosigkeit: Arbeitslose in kollektivistischen Gesellschaften (Süditalien // dichteres soziales Netzwerk; Unterstützung von Angehörigen und Freunden; Externale Attribution) waren weniger unzufrieden als aus dem individualistischen Norden Italiens.
Allerdings stellen Waters und Moor (2001, 2002) fest, dass auch heute ökonomische Nachteile Arbeitslose zur Einschränkung von Ausgaben, und zur Veränderung von Freizeitaktivitäten zwingen, was zu depressiver Verstimmung führen kann.
Arbeitslosigkeit bedeutet meist einen Verlust sozialer Kontakte, ein Abgleiten in die soziale Isolation, ein wachsendes Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht und ist eine wesentliche Störung in der personalen Identititäsbildung und Selbstentfaltung.
Neben dem sozialen Netz spielt auch die gesellschaftliche Orientierung eine bedeutende Rolle für die Erfahrungen von Arbeitslosigkeit: Arbeitslose in kollektivistischen Gesellschaften (Süditalien // dichteres soziales Netzwerk; Unterstützung von Angehörigen und Freunden; Externale Attribution) waren weniger unzufrieden als aus dem individualistischen Norden Italiens.
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Kirchler
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Welche psychosoziale Folgen der Arbeitslosigkeit haben Untersuchungen gezeigt?
Ersten Studien aus der Zeit der Großen Depression - 1920er Jahre. Studien über die Auswirkung der Arbeitslosigkeit auf die physische Gesundheit der Betroffenen kamen zu unterschiedlichen of verheerenden Aussagen.
- Walisische Gemeinde mit 58% Arbeitslosen: 21% der Kinder unterernährt.
- Polen: 25% der Kinder ohne Frühstück, 5% trockenes Brot, 50% trockenes Brot und Tee
- Jedoch auch Gesundheitsverbesserung bei den Arbeitslosen selbst festgestellt, wenn Arbeitsbedingungen zuvor belastend waren: z.B. Marienthal - Lärm- und Atembelastungen fielen weg und damit sank das Risiko der Tuberkuloseerkrankung.
- Jahoda sah eine Vereinbarkeit der gegensätzlichen Befunde: Kurzfristige Verbesserung durch Wegfall der Belastung - Ernährungsmängel wirken sich erst nach einiger Zeit aus. Beispiel New York:- 1930: Milverbrauch drastisch gesunken- 1932: Gesundheitsstatus der Bevölkerung verbessert- 1935: allgemeine Gesundheitszustand verschlechtert
- Brenner (1979): über lange Zeitspanne - Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit korreliert mit Hospitalisierung in psychiatrischen Krankenhäusern und Rate von Herzkrankheiten
- Wirtschaftskrisen führen zu einem Anstieg von Selbstmordraten - Untersuchung zeigten, signifikanten Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit mit Selbstmordrate für Kanada, Frankreich, Deutschland, Japan, Schweden un USA - für Italien und Großbritannien jedoch keine signifikanten Korrelationen. - Noh (2009) stellt höhere Suizidraten insbesondere in höheren Einkommensschichten und in wirtschaftlich reicheren Ländern fest.
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Kirchler
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Was untersuchte die Studie von Marienthal?
Arbeitslose von Marienthal (Jahoda, Lazarsfeld und Zeisel, 1960)
- Detaillierte Untersuchung des Dorfes Marienthal im Jahr 1931 nach der Stillegung der einzigen Fabrik (1830 gegründete Flachsspinnerei)
- Untersuchung der Auswirkungen von Arbeitslosigkeit
- Verschiedenste Methoden wurden entwickelt und eingesetzt (Aktionsforschung/Interaktionsforschung): Einwohnerkartei, Kriminalstatistik, Buchhaltung des Konsumvereins, Bibliotheks- und Wahlstatistiken; die Lehrer des Dorfes, Pfarrer und Geberbetreibenden wurden zum Alltag befragt; Schulkindern wurden Aufsatzthemen vorgegeben; Befragungen zur Lebensbiographie, Interviews zu Mahlzeiten und Zeitverwendung; Erhebung der Gehgeschwindigkeit, etc.
- Zur Zeit der Aufzeichnung lebten in 478 Haushalten insgesamt 1.486 Personen. In 358 Familien bezog mindestens ein Mitglied Arbeitslosenunterstützung und Notstandshilfe
- Die finanziellen Einbußen bedrückten die Dorfbewohner schwer. Die Belastungen waren so deutlich auf die finanziellen Einbußen zurückzuführen, dass das Forscherteam 4 Typen von arbeitslosen Menschen ermitteln konnte abhängig von verfügbaren Geldmitteln pro Kopf: - Ungebrochenen (100 "Geldeinheiten" verfügbar)- Resignierten (88)- Verzweifelten (74)- Apathischen (56)
Tags: Arbeitslos, Marienthal
Source: VO08 Folien, VO08 Kirchler
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Was zeigte die Untersuchung von Marienthal in Bezug zu den Auswirkungen von verfügbaren Geldmitteln pro Kopf - Welche Gruppen entwickelten sich?
(Jahoda, Lazarsfeld, und Zeisel, 1960)
Je nach verfügbaren Geldmitteln pro Kopf reicht die Lebenslage von erträglich bis aussichtslos:
Jahoda, Lazarsfeld und Zeisel schlagen ein Prozessmodell des Arbeitsverlustes vor, basierend auf den vier Typen von Arbeitslosen:
Langsam, aber stetig steigt der materielle Druck ... die Ansprüch an das Leben werden immer weiter zurückgeschraubt; der Kreis der Dinge und Einrichtungen, an denen noch Anteil genommen wird, schränkt sich immer mehr ein; die Energie, die noch bleibt, wird auf das Aufrechterhalten des immer kleiner werdenden Lebensraums konzentriert ... und jetzt zum Schluss haben wir erkannt, dass hier vermutlich nur verschiedene Stadien eines psychischen Hinabgleitens vorliegen, das mit der Reduktion von Zuschüssen und der Abnützung des Inventars parallel geht.
Am Ende dieser Reihe stehen Verzweiflung und Verfall.
Der allmähliche Zerfallsprozess konkretisiert sich auch in den Veränderungen der Zeiterfahrung und -verwendung. Die Messung der Gehgeschwindigkeiten auf der Straße zeigten, dass sich die Männer langsamer fortbewegten und häufiger stehen bleiben als die Frauen, die im Haushalt tätig waren.
Mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit wuch die subjektive Sicherheit, nichts gegen die eigene aussichtlose Lage tun zu können: Unabänderlichkeit, Hoffnungslosigkeit und Resignition machten sich bemerkbar.
Je nach verfügbaren Geldmitteln pro Kopf reicht die Lebenslage von erträglich bis aussichtslos:
- Ungebrochene (Haushaltsführung, Kinderpflege bleibt aufrecht, Zukunftspläne vorhanden) (100 Geldeinheiten verfügbar)
- Resignierte (Haushalt und Kinderpflege bleibt aufrecht, kaum Zukunftspläne, Bedürfnisse waren auf ein Mindestmaß reduziert) (88 Geldeinheiten)
- Verzweifelte (Haushalt und Kinderpflege bleibt aufrecht, Bemühungen zur Verbesserung der Lebenslage erstarrten in Depression, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit als dominante Stimmung) (74 Geldeinheiten)
- Apathische (Haushalt und Kinder werden vernachlässigt, Gleichgültigkeit und Trägheit als dominiante Stimmung, Wirtschaftsführung irrational) (56 Geldeinheiten)
Jahoda, Lazarsfeld und Zeisel schlagen ein Prozessmodell des Arbeitsverlustes vor, basierend auf den vier Typen von Arbeitslosen:
Langsam, aber stetig steigt der materielle Druck ... die Ansprüch an das Leben werden immer weiter zurückgeschraubt; der Kreis der Dinge und Einrichtungen, an denen noch Anteil genommen wird, schränkt sich immer mehr ein; die Energie, die noch bleibt, wird auf das Aufrechterhalten des immer kleiner werdenden Lebensraums konzentriert ... und jetzt zum Schluss haben wir erkannt, dass hier vermutlich nur verschiedene Stadien eines psychischen Hinabgleitens vorliegen, das mit der Reduktion von Zuschüssen und der Abnützung des Inventars parallel geht.
Am Ende dieser Reihe stehen Verzweiflung und Verfall.
Der allmähliche Zerfallsprozess konkretisiert sich auch in den Veränderungen der Zeiterfahrung und -verwendung. Die Messung der Gehgeschwindigkeiten auf der Straße zeigten, dass sich die Männer langsamer fortbewegten und häufiger stehen bleiben als die Frauen, die im Haushalt tätig waren.
Mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit wuch die subjektive Sicherheit, nichts gegen die eigene aussichtlose Lage tun zu können: Unabänderlichkeit, Hoffnungslosigkeit und Resignition machten sich bemerkbar.
Tags: Arbeitslos, Marienthal
Source: VO08 Folien
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Welche 3 Typen von Zeitstrukturen können unterschieden werden?
(Rogge, Kuhnert und Kastner - 2007)
Zehn langzeitarbeitslose Männer im Alter von 45 bis 60 Jahren wurden mittels eines problemzentrierten Interviews unter anderem zu gegenwärtigen Alltagsaktivitäten und Zeitstruktur bildenden Faktoren befragt.
Ähnelt den Typologien der Lebensführung von Behringer:
Zehn langzeitarbeitslose Männer im Alter von 45 bis 60 Jahren wurden mittels eines problemzentrierten Interviews unter anderem zu gegenwärtigen Alltagsaktivitäten und Zeitstruktur bildenden Faktoren befragt.
- Rigidität
- Rahmenstruktur
- Strukturlosigkeit
Ähnelt den Typologien der Lebensführung von Behringer:
- Kontrolle
- Disziplin
- Akrobatik
- Vertrauen
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Kirchler
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Was versteht man darunter, dass das Problem der Arbeitslosigkeit zunehmend "psychologisiert" hat? Folgen (14)?
Im Zuge des sozialen und kulturellen Wandels, mit der Abwendung der drückendsten materiellen Sorgen hat sich das Problem der Arbeitslosigkeit zunehmend "psychologisiert".
Trotz der relativ besseren materiellen Lage ist die psychische Belastung der Arbeitslosen heute mit jener vor über acht Jahrzehnten vergleichbar.
Damals wie heute schafft der Verlust der Arbeit, die Erschütterung des gewohnten Lebensrhythmus in seinem Wechsel von Arbeit und Freizeit, Probleme bei der Organisation des täglichen Lebens. Die Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Arbeitsprozess ist auch heute mit einer tiefgreifenden Verunsicherung in der Lebensperspektive der Einzelnen verbunden sowie mit der Erfahrung soziale Isolation, individueller Abhängigkeit und Handlungsohnmacht.
Wer sich heute nicht nach dem ökonomischen Diktat verhält, geht nicht sofort unter, aber am Horizont zeichnet sich die Deklassierung ab.
aus "Psychologie Heute" (1983):
//Neben der wirtschaftlichen Verarmung und dem sozialen Abstieg, dem vielen Arbeitslose unterworfen sind ... werden durch die psychologische Forschung vielfältige psychologische Schäden als Folgen von Arbeitslosigkeit nachgewiesen:
In Abhängigkeit von dem Anstieg der Massenarbeitslosigkeit lassen sich auf der Ebene kollektiven Verhaltens folgende Auswirkungen sozialstatistisch nachweisen
Bei den einzelnen Arbeitslosen führt Arbeitslosigkeit zu
Bei den Angehörigen Arbeitsloser lassen sich folgende Auswirkungen feststellen
Bei den Beschäftigten führen die Erfahrung von Massenarbeitslosigkeit und die damit verbundene Angst vor der drohenden Entlassung zu
Trotz der relativ besseren materiellen Lage ist die psychische Belastung der Arbeitslosen heute mit jener vor über acht Jahrzehnten vergleichbar.
Damals wie heute schafft der Verlust der Arbeit, die Erschütterung des gewohnten Lebensrhythmus in seinem Wechsel von Arbeit und Freizeit, Probleme bei der Organisation des täglichen Lebens. Die Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Arbeitsprozess ist auch heute mit einer tiefgreifenden Verunsicherung in der Lebensperspektive der Einzelnen verbunden sowie mit der Erfahrung soziale Isolation, individueller Abhängigkeit und Handlungsohnmacht.
Wer sich heute nicht nach dem ökonomischen Diktat verhält, geht nicht sofort unter, aber am Horizont zeichnet sich die Deklassierung ab.
aus "Psychologie Heute" (1983):
//Neben der wirtschaftlichen Verarmung und dem sozialen Abstieg, dem vielen Arbeitslose unterworfen sind ... werden durch die psychologische Forschung vielfältige psychologische Schäden als Folgen von Arbeitslosigkeit nachgewiesen:
In Abhängigkeit von dem Anstieg der Massenarbeitslosigkeit lassen sich auf der Ebene kollektiven Verhaltens folgende Auswirkungen sozialstatistisch nachweisen
- Verstärkung der Kriminalisierung insb. Jugendlicher
- Zunahme von Drogenabhängigkeit, Selbsttötungsversuchen und depressiven Symptomen
- Zunahme von Einlieferung in psychiatrischen Kliniken
- Zunahme psychosomatischer Erkrankungen (z.B. Herzkrankheiten, Magengeschwüre, Gelenkrheumatismus)
- Verschlimmerung einer Vielzahl psychischer Störungen.
Bei den einzelnen Arbeitslosen führt Arbeitslosigkeit zu
- Abnahme des Selbstvertrauens, Selbstwertgefühls und auch des Vertrauens gegenüber Mitmenschen
- Depression, Fatalismus und Apathie als letzte Stufe der Entmüdigung langfristiger Arbeitsloser, die mit dem Gefühl des Unwertseins und der Hoffnungslosigkeit verbunden ist;
- Zunahme der sozialen Isolation
- Entwicklung von Schuldvorwürfen hinsichtlich der eigenen Familie
Bei den Angehörigen Arbeitsloser lassen sich folgende Auswirkungen feststellen
- Zunahme familiärer Konflikte bei Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben
- bei Kindern: Zunahme von Entwicklungsstörungen (z.B. emotionale Labilität, antisoziales Verhalten), Schulleistungsschwächen, Beziehungsprobleme in der Familie (z.B. Autoritätsverlust des arbeitslosens Vater)
Bei den Beschäftigten führen die Erfahrung von Massenarbeitslosigkeit und die damit verbundene Angst vor der drohenden Entlassung zu
- eine Verschärfung des Leistungsdrucks
- eine Erhöhung des Konkurrenzdrucks, was eine Entsolidarisierung der Belegschaft bewirkt;
- Unterlassung berechtigter Krankmeldungen und notwendiger Kuranträge
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Kirchler
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In welchem Zusammenhang steht Arbeitslosigkeit mit politischen Überzeugungen und Veränderungen?
Arbeitslosigkeit wird mit politischen Überzeugungen und Veränderungen in Verbindung gebracht und hat Einfluss auf politische und gesellschaftliche Aktiviäten.
Die Marienthal-Studie zeigte:
Beales und Lambert (1934) für England:
Bezüglich der politischen Überzeugungen und Radikalisierung in ökonomischen Krisenzeiten scheint die Annahme zunehmender Gewaltbereitschaft vor allem in den sozialen schwachen Gruppen nicht haltbar zu sein.
Wacker (1983): "Ihre soziale Ausgrenzung, emotionale Labilität und Desorientierung macht Arbeitslose zum Reservoir politischer Bewegungen, die autoritäre Lösungen anstreben."
Die Marienthal-Studie zeigte:
- Verminderte Zahl der Abonnements der Arbeiterzeitung (1927-1930: -60%)
- Abnahme der Mitgliedschaft in Vereinen und politischen Parteien
- politische Auseinandersetzungen verlieren an Brisanz
Beales und Lambert (1934) für England:
- Anzahl der Gewerkschaftsmitglieder ging zurück
- Interesse am politischen Geschehen nahm ab
- JEDOCH: gefühlsmäßige Auflehnung gegen das bestehende Gesellschaftssystem bleibt aufrecht
Bezüglich der politischen Überzeugungen und Radikalisierung in ökonomischen Krisenzeiten scheint die Annahme zunehmender Gewaltbereitschaft vor allem in den sozialen schwachen Gruppen nicht haltbar zu sein.
- Frey (1990): Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Nationalsozialismus - Stimmanteil der Nationalsozialisten vor allem durch die Arbeitslosenquote prognostizierbar - Anstieg der Arbeitslosenquote um 10% (zeitl. oder regional) = 10,1% höheren Stimmanteil der NSDAP.
- Falk & Zweimüller (2005): Untersuchten 44.403 rechtsextreme Verbrechen 1996-1999: positiven Zusammenhang zw. Arbeitslosigkeit und Verbrechen von Rechtsextremisten.
- Arbeitslosenrate scheint Xenophobie im Land zu fördern. Siedler (2006): positiven Zusammenhang zw. Erfahrung mit elterlicher Arbeitslosigkeit während der Kindheit und xenophoben Gedanken sowie rechtsextremistischen Einstellungen von Jugendlichen.
Wacker (1983): "Ihre soziale Ausgrenzung, emotionale Labilität und Desorientierung macht Arbeitslose zum Reservoir politischer Bewegungen, die autoritäre Lösungen anstreben."
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Kirchler
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Welche 2 Hypothesen gibt es in Bezug zu Erwerbslosigkeit und psychischen Wohlbefinden?
Werden psychisch labile oder kranke Personen bevorzugt entlassen, oder führt die Erwerbslosigkeit zu psychischen Erkrankungen?
Sowohl eine Sozialisations- als auch ein Selektionseffekt liegen vor, jedoch ist der Sozialisationseffekt deutlich größer als der Selektionseffekt.
- Selektionshypothese: Bereits erkrankte Personen werden erwerbslos
- Sozialisationshypothese: erwerbslose Personen werden infolge der Erwerbslosigkeit psychisch und/oder körperlich krank.
Sowohl eine Sozialisations- als auch ein Selektionseffekt liegen vor, jedoch ist der Sozialisationseffekt deutlich größer als der Selektionseffekt.
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Folien
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Was zeigten Untersuchungen zur Frage: "Ist jede Art von Arbeit besser als keine Erwerbsarbeit?"
Arbeit zu haben ist besser als keine Arbeit - aber es müssen bestimmte Faktoren vorhanden sein. Eine schlechte Arbeit erfüllt aber bereits einige soziale Faktoren (Zeiteinteilung, Anerkennung,...)
Dooley (2003) zeigte keine Verbesserung des Gesundheitszustandes bei einer Vermittlung in unbefriedegende Beschäftigungsverhältnisse ("bad jobs", "underemployment")
Dooley (2003) zeigte keine Verbesserung des Gesundheitszustandes bei einer Vermittlung in unbefriedegende Beschäftigungsverhältnisse ("bad jobs", "underemployment")
- bad jobs = ungesicherte, ungeschützte Beschäfitigungsverhältnisse, schlecht gestaltete, monotone, repetitive Arbeitsanforderungen
- underemployment = nicht existenzsichernd
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Folien
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Welche Auswirkungen von Arbeitslosigkeit gibt es in Bezug auf
- das Kollektiv?
- einzelne Arbeitslose?
- Angehörige?
- Beschäftigte?
- das Kollektiv?
- einzelne Arbeitslose?
- Angehörige?
- Beschäftigte?
- Kollektiv - Kriminalisierung (insb. Jugendliche)- Drogenabhängigkeit, Suizidversuche, psychiatrische Einweisungen- Psychosomatische und psychische Störungen
- Einzelne Arbeitslose - Abnahme Selbstwert, (Selbst-)Vertrauen- Depression, Fatalismus, Apathie- Soziale Isolation
- Angehörige - Familiäre Konflikte- Entwicklungsstörungen bei Kindern
- Beschäftigte - Leistungs- und Konkurrenzdruck, Entsolidarisierung- Unterlassung berechtigter Krankmeldungen
(Anmerkung: Nicht alle diese Auswirkungen sind schon eindeutig in Studien bestätigt.)
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Folien
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Welche Variablen beeinflussen die Wirkung von Arbeitslosigkeit auf den Einzelnen?
Differentielle Wirkung von Arbeitslosigkeit
Faktoren:
Faktoren:
- Dauer der Arbeitslosigkeit Studie: Tagebuchaufzeichnung (Zeitstichprobentagebuch = Tagebuch mit vielen Blättern und immer den gleichen Fragen / die sollen zu zufällig gezogenen Zeitpunkten beantwortet werden) jeweils 10 Tage - in 4 Monaten- nach 6 Monaten ist der geringste Wert der Zufriedenheit erreicht.
- Subjektive Bedeutung der Arbeit (Ist die Arbeit der Lebensinhalt?)
- Subjektive Ursachen der Arbeitslosigkeit (Attribution: external oder internal / stabil oder labil)
- Persönlichkeitsmerkmale
- Soziodemographische Merkmale (Alter, ... aber Ergebnisse nicht eindeutig - ev. hängt das nicht direkt mit dem Alter sondern z.B. mit der Position in der Karriereleiter oder der Verantwortung für Familie zusammen)
- Persönliche Aktivitäten: Personen die aktiv sind (im Verein, Freizeit, Karitative Tätigkeiten, etc.) und soziale Strukturen abseits der Arbeit haben sind weniger betroffen
- Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit
- Soziale, emotionale und informationelle Unterstützung Theorien: - Gelernte Hilflosigkeit (Seligman, 1975)- Subjektive Kontrolle (Frese, 1977)
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Folien
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Beschreibe das 4-Phasen-Modell nach Eisenberg und Lazarsfeld?
Zawadaski und Lazarsfeld (1935) entdeckten in den Berichten von Warschauer Arbeitslosen einen Prozess der "Anpassung" der Betroffenen an ihr Schicksal, und Eisenberg und Lazarsfeld entwickelten ein Vier-Phasen-Modell, welches den Anpassungsverlauf beschreibt.
Danach wird der Verlust der Arbeit vorerst als Schock erlebt, der zu einem Gefühl der Verzweiflung, Apathie und Resignation führt.
Dann erholen sich die Betroffenen merklich und sind intensiv bemüht, wieder Arbeit zu bekommen.
Nach erfolglosen Bewerbungen sinken sie wieder in ein Gefühl der Angst und Resignation, das schließlich einem anhaltenden Zustand des Fatalismus Platz macht, in welchem Arbeitslosigkeit als unveränderbares Schicksal angenommen wir.
(Anmerkung: es gibt viele weitere, ähnlich Modelle - immer anfängliches Trauma, folgende optimistische Haltung, dann Phase des Pessimismus und endet in fatalistischer Denkweisen und Apathie.)
Der Anpassungsverlauf spiegelt sich auch in der subjektiv erlebten Handlungsfreiheit wider. Nach etwa 3-6 Monaten fühlten sich die Arbeitslosen in ihrer Handlungsfreiheit deutlich stärker eingeschränkt als Berufstätige, die zu Beginn der neuen Arbeit nur kurzfristig Arbeitslosigkeit die Zeiteinteilung am Arbeitsplatz noch als Freiheitsbeschränkung erlebt hatten.
Der Prozess der "Anpassung" an die Arbeitslosigkeit lässt sich anhand der Theorie der gelernten Hilflosigkeit von Seligman erklären.
Danach wird der Verlust der Arbeit vorerst als Schock erlebt, der zu einem Gefühl der Verzweiflung, Apathie und Resignation führt.
Dann erholen sich die Betroffenen merklich und sind intensiv bemüht, wieder Arbeit zu bekommen.
Nach erfolglosen Bewerbungen sinken sie wieder in ein Gefühl der Angst und Resignation, das schließlich einem anhaltenden Zustand des Fatalismus Platz macht, in welchem Arbeitslosigkeit als unveränderbares Schicksal angenommen wir.
(Anmerkung: es gibt viele weitere, ähnlich Modelle - immer anfängliches Trauma, folgende optimistische Haltung, dann Phase des Pessimismus und endet in fatalistischer Denkweisen und Apathie.)
Der Anpassungsverlauf spiegelt sich auch in der subjektiv erlebten Handlungsfreiheit wider. Nach etwa 3-6 Monaten fühlten sich die Arbeitslosen in ihrer Handlungsfreiheit deutlich stärker eingeschränkt als Berufstätige, die zu Beginn der neuen Arbeit nur kurzfristig Arbeitslosigkeit die Zeiteinteilung am Arbeitsplatz noch als Freiheitsbeschränkung erlebt hatten.
Der Prozess der "Anpassung" an die Arbeitslosigkeit lässt sich anhand der Theorie der gelernten Hilflosigkeit von Seligman erklären.
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Kirchler
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Welche Theorie erklärt den Prozess der "Anpassung" an die Arbeitslosigkeit? Wie wurde das Modell von Frese erweitert?
Der Prozess der "Anpassung" an die Arbeitslosigkeit lässt sich anhand der Theorie der gelernten Hilflosigkeit von Seligman (1979) erklären, wonach Menschen dann Hilflosigkeit erlernen, wenn sie aversive Bedingungen nicht beeinflussen oder kontrollieren können.
Typische Reaktionsformen auf fehlende Kontrollmöglichkeiten sind passive, resignative und ziemlich rigide Verhaltensweisen, begleitet von misserfolgsorientierten Einstellungen.
Frese (1977) erweiterte das Kontrollkonzept von Seligman und versuchte die Ursache von Depression und Depressivität bei Arbeitslosen zu erklären.
Unter subjektiver Kontrolle versteht Frese jenes Maß an Verhaltensmöglichkeiten einer Person, das erlaubt, mit Situationsbedingungen so umzugehen, dass diese den individuellen Zielen, Bedürfnissen un dInteressen dienen. Kontrolle zerfällt in mehrere Dimensionen: Einerseits wird zwischen
a) individueller und kollektiver Kontrolle unterschiede, andererseits zwischen
b) gegenwarts- und zukunftsorientierter Kontrolle (in Zukunft Erwartung Kontrolle zu haben).
In einer weiteren Differenzierung wird zwischen
c) objektiver und subjektiver Kontrolle unterschieden.
Die Ergebnisse von Frese bestätigten die Hypothese, wonach die Erartung der Nichtkontrolle mit Depressivität einhergeht. Die individuelle Kontrollerwartung korrelierten negativ mit Depressivität. Die Kontrollhoffnung wurde anfangs aufrechterhalten, ging jedoch im Laufe der Zeit mit anhaltender Arbeitslosigkeit zurück.
Langzeitarbeitslosigkeit oder wiederholte Arbeitslosigkeit führten bei jenen Personen, deren Kontrollhoffnung anfangs hoch war, später zu höheren Depressivitätswerten als bei Personen mit anfangs "realistischer Hoffnungslosigkeit". Arbeitslosigkeit führt mit zunehmender Dauer auch zu verringerten Kontrollerwartungen und zu Hoffnungslosigkeit.
Typische Reaktionsformen auf fehlende Kontrollmöglichkeiten sind passive, resignative und ziemlich rigide Verhaltensweisen, begleitet von misserfolgsorientierten Einstellungen.
Frese (1977) erweiterte das Kontrollkonzept von Seligman und versuchte die Ursache von Depression und Depressivität bei Arbeitslosen zu erklären.
Unter subjektiver Kontrolle versteht Frese jenes Maß an Verhaltensmöglichkeiten einer Person, das erlaubt, mit Situationsbedingungen so umzugehen, dass diese den individuellen Zielen, Bedürfnissen un dInteressen dienen. Kontrolle zerfällt in mehrere Dimensionen: Einerseits wird zwischen
a) individueller und kollektiver Kontrolle unterschiede, andererseits zwischen
b) gegenwarts- und zukunftsorientierter Kontrolle (in Zukunft Erwartung Kontrolle zu haben).
In einer weiteren Differenzierung wird zwischen
c) objektiver und subjektiver Kontrolle unterschieden.
Die Ergebnisse von Frese bestätigten die Hypothese, wonach die Erartung der Nichtkontrolle mit Depressivität einhergeht. Die individuelle Kontrollerwartung korrelierten negativ mit Depressivität. Die Kontrollhoffnung wurde anfangs aufrechterhalten, ging jedoch im Laufe der Zeit mit anhaltender Arbeitslosigkeit zurück.
Langzeitarbeitslosigkeit oder wiederholte Arbeitslosigkeit führten bei jenen Personen, deren Kontrollhoffnung anfangs hoch war, später zu höheren Depressivitätswerten als bei Personen mit anfangs "realistischer Hoffnungslosigkeit". Arbeitslosigkeit führt mit zunehmender Dauer auch zu verringerten Kontrollerwartungen und zu Hoffnungslosigkeit.
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Kirchler
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Inwiefern stimmt die Aussage "Menschen gewöhnen sich an Arbeitslosigkeit" nicht?
Basierend auf der Set Point-Theorie, die postuliert, dass ein druch einschneidende Lebensereignisse ausgelöstes Absinken der Lebenszufriedenheit aufgrund von Adaptionsprozessen über die Zeit ausgeglichen wird und die Lebenszufriedenheit wieder das ursprüngliche Niveau erreicht, müssen sich Langzeitarbeitslose an ihr Schicksal gewöhnen und zufrieden sein wie vor dem Arbeitsplatzverlust.
Paul & Moser (2009): Befinden und Gesundheit verschlechtern sich mit zunehmender Arbeitslosigkeit und noch nach 29 Monaten konnte eine erneute Verschlechterung der Gesundheit festgestellt werden.
Je länger eine Person arbeitslos ist, desto gravierender die negativen Auswirkungen auf Befinden und Gesundheit, vor allem dann, wenn Arbeitslosenunterstützung fehlt und die finanziellen Mittel gering sind.
Paul & Moser (2009): Befinden und Gesundheit verschlechtern sich mit zunehmender Arbeitslosigkeit und noch nach 29 Monaten konnte eine erneute Verschlechterung der Gesundheit festgestellt werden.
Je länger eine Person arbeitslos ist, desto gravierender die negativen Auswirkungen auf Befinden und Gesundheit, vor allem dann, wenn Arbeitslosenunterstützung fehlt und die finanziellen Mittel gering sind.
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Kirchler
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Welche 4 Gruppen von Personen definierten Wanberg und Marchese abhängig von ihrer Reaktion auf Arbeitslosigkeit?
Wanberg und Marchese (1994) fanden, dass Arbeitslose auf ihr Schicksal unterschiedlich reagieren. Sie identifizierten vier Cluster von Personen, die sich bezüglich
- finanzieller Probleme,
- Bindung an die Arbeit,
- Hoffnung auf einen Arbeitsplatz sowie
- physicher und psychischer Reaktionen unterscheiden.
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Kirchler
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Was sind förderliche und hinderliche Bedingungen für die Wiedervermittlung bei Arbeitslosigkeit (hinsichtlich Persönlichkeitsmerkmale, Ursachenattribution, Kontrollüberzeugung, Finanzielle Unterstützung)?
- Persönlichkeitsmerkmale Bisher wenig Forschung. Gute kognitive Fähigkeiten und Eigeninitiative können Chancen auf Wiedervermittlung erhöhen, sind jedoch keine stabilen Merkmale und können bei langer Erwerbslosigkeit abnehmen.
- Ursachenattribution Hinweise, dass internale Ursachenzuschreibung förderlich für die Wiedervermittlung ist, das gilt aber nur, wenn sich die internale Attribution auf veränderliche Merkmale der Person bezieht (z.B. Qualifikation statt Alter).
- Kontrollüberzeugung - Höhere internale Kontrollüberzeugung sind mit geringen Angst- bzw. Depressionswerten verbunden, bei Langzeitarbeitslosigkeit ist dies aber depressionsförderlich.- Externale Kontrollüberzeugungen nehmen mit der Dauer der Arbeitslosigkeit zu
- Finanzielle Unterstützung - Die finanzielle Situation ist eine der stärksten Prädiktoren bzw. intervenierenden Variablen für psychische Beeinträchtigungen- Reduktion der finanziellen Mittel geht mit der Gefährung psychischer Ressourcen einher, die für den Bewerungsprozess notwendig sind (z.B. Selbstsicherheit)
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Folien
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Beschreibe die Untersuchung von Wagner (1999) eines Industrieunternehmen (Metallverarbeitung) in welchem 1996 umfangreiche Rationalisierungsmaßnahmen geplant waren?
Unrentable Abteilungen sollten geschlossen und massive Umstrukturierungen vorgenommen werden.
Ergebnisse:
- 1/2 Jahr vor der Kündigung von Mitarbeitern konnte Wagner 350 Mitarbeiter für die Teilnahme an der Studie gewinnen.
- Untersuchung von November 1995 - August 1997
- 8 Fragebögen über Attributionsmuster von Arbeitslosigkeit, Selbstwirksamkeit, dispositionelle Handlungsorientierung, Leistungs- und Arbeitsorientierung, Depressivität, Ängstlichkeit, Selbstwert, Bewältigungsstrategien etc.
- Ersten drei Erhebungszeitpunkte: Zeitpunkt der Arbeitsplatzunsicherheit (Mitarbeiter sind über Rationalisierungspläne in Kenntnis gesetzt worden (Wer betroffen ist, war noch unklar)), Antizipation der Entlassung und Entlassung
- Weitere 4 Befragungen: im Abstand von je 2 Monaten und eine letzte Befragung fand 15 Monate nach der Entlassung statt.
- Nach der Entlassung: einige fanden schnell wieder Arbeit, andere blieben über den gesamten Erhebungszeitraum arbeitslos
Ergebnisse:
- Mit der Dauer der Arbeitslosigkeit verschlechterten sich alle psychologischen Werte.
- Die Depressivitätswerte und gesundheitlichen Beschwerden waren zum 1. Messzeitpunkt gering, in der Antizipationsphase stiegen sie signifikant an und sanken nach der Entlassung und zu Beginn der Arbeitslosigkeit ab, stiegen im weiteren Verlauf der Arbeitslosigkeit jedoch stark an. Spiegelbildlich dazu waren die Angaben über den Selbstwert.
- Mitarbeiter die nicht von Arbeitslosigkeit betroffen waren, wiesen geringe Depressivitätswerte und kaum gesundheitliche Beschwerden auf.
- Jene MA die wieder Arbeit gefunden hatten, berichteten mit Aufnahme der neuen Arbeit auch wieder geringe Depressivitätswerte und kaum Beschwerden.
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Kirchler
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Was sind bedeutende Moderatorvariablen (8) der psychischen Folgen von Arbeitslosigkeit?
Die Dauer der Arbeitslosigkeit und die subjektive Bedeutung der Arbeit sind bedeutsame Moderatorvariablen der psychischen Folgen von Arbeitslosigkeit.
Arbeits- und berufsorientierte Personen erleben ihre Situation ohne Arbeit deutlich negativer als jene Arbeitslosen, die der Arbeit geringeren Wert beimessen.
Arbeitslose, die die Arbeit hoch bewerten, reagieren mit größerer Wahrscheinlichkeit mit Unbehagen, schlechtem Gesundheitsstatus und negativem Selbstwertgefühl.
Weitere Moderatorvariablen (im Überblick):
Arbeits- und berufsorientierte Personen erleben ihre Situation ohne Arbeit deutlich negativer als jene Arbeitslosen, die der Arbeit geringeren Wert beimessen.
Arbeitslose, die die Arbeit hoch bewerten, reagieren mit größerer Wahrscheinlichkeit mit Unbehagen, schlechtem Gesundheitsstatus und negativem Selbstwertgefühl.
Weitere Moderatorvariablen (im Überblick):
- Subjektive Ursachen der Arbeitslosigkeit: Die radikalste Form der individuellen Schuldzuweisung ist durch die Überzeugung gegeben, Arbeitslosigkeit sei durch die Betroffenen selbst verursacht. - Brinkmann (1976) stellte fest, dass sich etwa jeder fünfte Arbeitslose schon öfter gefragt hat, ob die prekäre Lage nicht selbst verschuldet sei. - Furnham (1982) unterscheidet zwischen individualistischen, gesellschaftlichen und fatalistischen Ursachenzuschreibung und meint, dass Beschäftigte eher dazu neigen, die Gründe bei den Arbeitslosen zu suchen, während die Betroffenen die Gründe in den wirtschaftlichen Änderungen, gesellschaftlichen Entwicklungen und politischen Handlungen vermuten.- Uhldorff (2004) zeigte, dass internal attribuierende Arbeitslose und geografisch mobile Personen schneller eine neue Beschäftigung finden.(Wichtig: es muss zwischen Attributionsmuster der Arbeitslosen selbst und anderer unterschieden werden)
- Persönlichkeitsmerkmale Widerstandfähige, belastbare und extravertierte und normorienterite Personen scheinen schneller wieder Arbeit zu finden als andere.
- Soziodemografische Merkmale Mit dem Alter verknüpfte Variablen dürften die Reaktion auf Arbeitslosigkeit bedingen, nicht bar das Alter der Betroffenen an sich. Geschlecht: Ein Mann ohne Arbeitsplatz entspricht nicht dem gesellschaftlichen Stereotyp und müsste daher Arbeitslosigkeit negativer erleben als eine vergleichbare Frau.Beschäftigungslose Männer waren stärker von gesundheitlichen Problemen betroffen als beschäftigungslose Frauen (Paul & Moser, 2009).Warr (1983) berichtet im Gegensatz dazu, dass Arbeitslosigkeit Frauen genauso negativ trifft wie Männer, wenn die Arbeit dazu diente, den Lebensunterhalt zu bestreiten.Die objektiven Wiedereinstiegsbedingungen, die für Männer und Frauen unterschiedlich sind, scheinen bedeutsamer zu sein, als andere geschlechtsbezogene Differenzen.
- Persönliche Aktivitäten: Je sinnvoller die freie Zeit strukturiert und genutzt werden kann, umso geringer sollten die Belastungen während der Arbeitslosigkeit sein.
- Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit: Bisher konnte weder die Annahme, dass sich wiederholte Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit zunehmend negativ auf das Befinden der Betroffenen auswirken, noch die Hypothese, dass mit zunehmender Häufigkeit von Arbeitslosigkeit die Betroffenen Bewältigungsstrategien entwickeln und damit die Situation immer leichter ertragen, bestätigt werden.Wenn Arbeitslose in einer Region leben, in der Arbeitslosigkeit kein isoliertes Phänomen darstellt, sondern viele Menschen direkt betrifft, ist anzunehmen, dass die Arbeitslosen mit ihrem Schicksal eher zurechtkommen als Betroffene in anderen Gegenden.
- Soziale, emotionale und informationelle Unterstützung Studien zeigte positive Effekte bei der Teilnahme an Programmen, Institutionen, Vereinen, etc. (z.B. führt dies zu mehr Austausch über freie Stellen)Soziale und emotionale Unterstützung stellen eine "Pufferfunktion" im Falle der Arbeitslosigkeit dar.
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Kirchler
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Welche Faktoren sind dafür entscheidend, dass Arbeitslose wieder Arbeit finden?
Die aktive Suche nach einem neuen Job, das Ausprobieren verschiedener Arbeitsmöglichkeiten sowie eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung scheinen sich positiv auf das Finden und auf die Qualität einer neuen Arbeitsstelle auszuwirken.
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Kirchler
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Was zeigten Untersuchungen des Zusammenhangs von Arbeitslosigkeit und Depression auf der Grundlage des Erwartungs-Wert Ansatzes?
(Feather und Davenport, 1981 / widerspricht der Theorie der gelernten Hilflosigkeit)
Als kognitiv-motivationales Modell besagt dieses Konzept, dass depressive Affekte besonders bei jenen Arbeitslosen auftreten, deren Motivation, Arbeit zu finden, hoch ist. Andererseits sind bei geringer Motivation die negativen Folgen gering.
Jene Personen, denen Arbeit besonders wichtig ist, erleben den Verlust der Arbeit als besonders schockierend, suchen aber unmittelbar danach aktiv nach einer neuen Beschäftigung. Im Laufe der Zeit, wenn sie nach wiederholten Vorstellungsgesprächen von verschiedenen Betrieben Absagen erhalten haben, nimmt die Hoffnungslosigkeit zu, und schließlich erstarren die Aktivitäten der Betroffenen in Resignation.
Als kognitiv-motivationales Modell besagt dieses Konzept, dass depressive Affekte besonders bei jenen Arbeitslosen auftreten, deren Motivation, Arbeit zu finden, hoch ist. Andererseits sind bei geringer Motivation die negativen Folgen gering.
Jene Personen, denen Arbeit besonders wichtig ist, erleben den Verlust der Arbeit als besonders schockierend, suchen aber unmittelbar danach aktiv nach einer neuen Beschäftigung. Im Laufe der Zeit, wenn sie nach wiederholten Vorstellungsgesprächen von verschiedenen Betrieben Absagen erhalten haben, nimmt die Hoffnungslosigkeit zu, und schließlich erstarren die Aktivitäten der Betroffenen in Resignation.
Tags: Arbeitslos
Source: VO08 Kirchler
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Author: coster
Main topic: Psychologie
School / Univ.: Universität Wien
City: Wien
Published: 24.04.2014
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