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All main topics / Psychologie / Differentielle Psychologie

VO Persönlichkeits- und differentielle Psychologie (220 Cards)

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Was ist die kognitive Persönlichkeitskonstrukttheorie von Kelly? (Grundlagen, Messung, therapeutischer Ansatz)
Kellys Theorie handelt also von den Bildern, die verschiedene Individuen von der Welt – insbesondere von ihrer menschlichen Mitwelt – und von sich selbst entwerfen.
  • Bildung von Konstrukten: Zumindest drei Elemente notwendig, von denen zwei als ähnlich miteinander wahrgenommen werden müssen und das dritte als verschieden von den beiden anderen.
  • Anhand dieser individualtypischen „Konstrukte“ werden sowohl die eingetretenen Ereignisse auf ihre Stimmigkeit als auch die Konstrukte selbst auf ihre Brauchbarkeit hin überprüft, nötigenfalls modifiziert.
  • Jeder Mensch ist also einerseits frei (in der Entwicklung des Konstruktsystems), andererseits determiniert (gebunden an die Handlungsbeschränkungen seiner Konstrukte).
  • Kelly: „Ohne die Welt individuell zu konstruieren, wäre das Leben chaotisch“.
  • Es gibt Kernkonstrukte, die grundlegend für das Funktionieren eines Menschen sind und periphere Konstrukte, die ohne ernsthafte Modifizierung der Kernkonstrukte geändert werden können.
  • Kognitive Komplexität: Eine Person ist kognitiv um so „komplexer“, je mehr persönliche Konstrukte sie zur Kategorisierung und Unterscheidung ihrer sozialen Umwelt benützt.

Messmethode:
„Role Construct Repertory‐Test“ (REP‐Test): Der REP‐Test gibt Antwort auf die Frage nach der Komplexität der individuellen Beurteilungssysteme. Die Testprozedur ist nach  Vorbild von Begriffsbildungsexperimenten gestaltet.
Durchführung des REP‐Tests:
- Zunächst bekommt die Tp eine Liste mit ca. 20‐30 „Rollen“ vorgelegt, die für (fast) alleMenschen große Bedeutung haben (z.B. Mutter, Vater, beliebter/unbeliebter Lehrer, Chef, ethisch hochstehende Person, Freund/in usw.)
- Zu jeder Rolle wird nun von der Tp eine konkrete Person benannt, danach gibt der Testleiter Variante 1 od. 2 des REP‐Tests vor.
2 Varianten des Tests:
Wichtig: Tp soll an ganz konkrete Menschen denken.
  • Variante 1 (List‐Form): Testleiter gibt Tripel der Personen vor, zu denen die Tp ein individuelles Konstrukt nach dem Prinzip von Ähnlichkeit und Kontrast bilden muss.
  • Variante 2 (Grid‐Form): die Rollen und die benannten Personen werden in einem „Gitternetz“ dargestellt. Die Tp muss ein Konstrukt finden, das zwei Personen zukommt („Punkt“) und der dritten nicht („leerer Punkt“). Das Personentripel ist durch den Testleiter festgelegt.
  • - Danach soll die Tp auch noch alle anderen Personen bzw. Rollen danach beurteilen („x“), ob sie dem Ähnlichkeitspol des gebildeten Konstrukts entsprechen.

Analyse der REP‐Testdaten (auf unterschiedliche Weise möglich):
  • Inhalt und Zahl der produzierten Konstrukte erlauben Rückschlüsse auf die kognitive Struktur und die wichtigsten Kategorien der Wahrnehmungsorganisation;
  • Anzahl unabhängiger Konstrukte (wer herrschsüchtig ist, ist zumeist auch tat kräftig jedoch nicht verträumt) - kognitive Komplexität;
  • Vergleich von „Personen“ (z.B. Selbst‐Wunschbild) etc.
  • Interpretation von Inhalten; Kelly war primär an Inhalten interessiert, da er psychische Störungen als Folge überdauernder Anwendung invalider Konstrukte interpretierte (Intervention).

Therapeutischer Ansatz:
  • was z.B. das Konstrukt Faulheit für einen Menschen bedeutet wissen wir erst, wenn wir die Gegebenheiten kennen, die das Konstrukt mit einschließt und welche als gegensätzlich angesehen werden.
  • Ein häufiges Problem z.B. zwischen Partner ist die (Über‐)Betonung des Konstrukts „schuldig‐unschuldig“.
Tags: Kelly, kognitive Persönlichkeitskonstrukte, Persönlichkeitskonstrukttheorie
Source: S133
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Was sind Befunde zur Persönlichkeitskonstrukttheorie von Kelly?
Positive Befunde:
  • Delinquente Jugendliche weisen stärkere Ausprägung in sozial‐abweichenden Komponenten ihrer Konstruktsysteme auf als Vergleichsgruppe (Heather, 1979);
  • „Komplexe“ Menschen können besser das Verhalten ihnen bekannter Personen vorhersagen; auch sind sie eher imstande, ihre eigene Persönlichkeit und deren Unterschiede zu anderen herauszuarbeiten (Bieri et al., 1966).
  • Eltern von kognitiv‐komplexen Kindern gewähren mehr Autonomie und sind weniger autoritär (Cross, 1966).

Negative Befunde
  • Eltern von kognitiv‐komplexen Kindern gewähren mehr Autonomie und sind weniger autoritär (Cross, 1966).
  • Null‐Korrelationen mit Reflexivität/Impulsivität (Köstlin‐Gloger & Rottmair, 1979).

Schlussbemerkung: Theorie war enorm forschungsanregend, heute ist es still geworden.
Tags: Kelly, kognitive Persönlichkeitskonstrukte, Persönlichkeitskonstrukttheorie
Source: S135
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Was sind Stärken und Schwächen der Persönlichkeitskonstrukttheorie von Kelly?
Stärken der Theorie
  • Betonung des kognitiven Prozesses als zentralen Aspekt der Persönlichkeit
  • Versucht sowohl die Ganzheit des Individuums (individuelles Konstruktsystem) als auch die Gesetzmäßigkeiten, nach denen Persönlichkeit im Allgemeinen "funktioniert", innerhalb einer Theorie abzudecken.
  • Beinhaltet eine flexible, theoriebezogene Technik zur Personeneinschätzung und -erforschung (REP-Test).

Schwächen der Theorie
  • Lässt wichtige Aspekte (Entwicklung, Emotionen, Motivation) der Persönlichkeit unberücksichtigt oder gibt dazu nur einen minimalen Beitrag.
  • Operationalisierung trotz REP-Tests problematisch, weil eigentlich keine standardisierte "Messung" der indivudellen Konstrukte vorliegt (Was sind die eigentlichen Testscores? Wie sind sie zu interpretieren?)
  • Kognitive Komplexität ist bisher nicht mit einem allgemeinen Forschungs- und Theorieansatz innterhalb der Kognitiven Psychologie verbunden.
  • Hat nicht zu Ergebnissen geführt, die die Theorie "verbreitern" (seit 1955 keine neuen theoretischen Entwicklungen in der Persönlichkeits-Konstrukttheorie)
Tags: Kelly, kognitive Persönlichkeitskonstrukte, Persönlichkeitskonstrukttheorie
Source: S135
Flashcard set info:
Author: coster
Main topic: Psychologie
Topic: Differentielle Psychologie
School / Univ.: Universität Wien
City: Wien
Published: 08.05.2013
Tags: WS2012/13, Georg Gittler
 
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