Wie entwickelte sich die Intelligenzmessung nach Galton?
Galtons Intelligenzmessung wurden von James McKeen Cattell (1860‐1944) fortgeführt
Cattell: Begründer der Testpsychologie in den USA erhielt 1888 die weltweit 1. Professur für (ausschließlich) Psychologie
Galtons theoretisch‐statistische Arbeiten wurden auch von Charles Spearman (1863‐1954) weitergeführt:
Cattell: Begründer der Testpsychologie in den USA erhielt 1888 die weltweit 1. Professur für (ausschließlich) Psychologie
- prüfte auf Unterscheidung von visuellen, auditiven, taktilen Eindrücken; Schmerzschwellen usw.
- dieser Zugang war eine Sackgasse : Es fehlten Korrelationen der betreffenden Tests untereinander (Wissler, 1901: r zwischen ‐.28 und .39, mittlerer Wert .09) sowie mit externen Kriterien (z.B. schulische Leistungen, Lehrerurteile, Erfolg im Studium)
- Leistungsfähigkeit der Sinnesorgane nicht unmittelbar geeignet, um Intelligenz zu messen
Galtons theoretisch‐statistische Arbeiten wurden auch von Charles Spearman (1863‐1954) weitergeführt:
- erstes quantitatives Modell der Struktur menschlicher Intelligenz: „2‐Faktoren‐Theorie“ (Grundlage der Faktorenanalyse)
Tags: Cattell, Galton, Intelligenz, Spearman, Test
Quelle: S24, VO03
Quelle: S24, VO03
Auf welchen Erkenntnissen beruhte die Intelligenztheorie von Spearman?
Wer waren die Wegbleiter und die Ziele der wissenschaftlichen Arbeit von Spearman?
Wer waren die Wegbleiter und die Ziele der wissenschaftlichen Arbeit von Spearman?
Die Generalfaktortheorie / „Zwei‐Faktoren‐Theorie“ von Spearman (1904)
Intelligenztests sind in der Regel positiv miteinander korreliert - sehr sorgfältig ist dieser Frage J. P. Guilford (1956) nachgegangen (120 Tests):
- Von über 7000 Korrelationen waren nur 300 (4.25%) kleiner Null (‐.30 bis .00)
- fast 10% größer .40 (mittleres r = .23)
- Man kann von Gemeinsamkeit sprechen, die in nahezu allen Intelligenzleistungen zum Ausdruck kommt (entspricht dem Ansatz von Spearman)
Charles E. Spearman (1863‐1945) war Ingenieur in der britischen Armee bis 1897
Intelligenztests sind in der Regel positiv miteinander korreliert - sehr sorgfältig ist dieser Frage J. P. Guilford (1956) nachgegangen (120 Tests):
- Von über 7000 Korrelationen waren nur 300 (4.25%) kleiner Null (‐.30 bis .00)
- fast 10% größer .40 (mittleres r = .23)
- Man kann von Gemeinsamkeit sprechen, die in nahezu allen Intelligenzleistungen zum Ausdruck kommt (entspricht dem Ansatz von Spearman)
Charles E. Spearman (1863‐1945) war Ingenieur in der britischen Armee bis 1897
- Psychologieausbildung bei W. Wundt in Leipzig, Abschluss mit Promotion. 1906
- Begegnung und Freundschaft mit Karl Bühler
- Universität in London 1907 – 1931, anschließend in den USA: Er arbeitete über Probleme der Wahrnehmung, Geschichte der Psychologie und Denkpsychologie - Zielsetzung: Mittels „Korrelationspsychologie“ das gemeinsame Element aller „mental tests“ (einschl. experimentalpsychol. Leistungstests) aufzufinden
Tags: Geschichte, Intelligenz, Spearman
Quelle: VO07
Quelle: VO07
Was ist die Intelligenztheorie von Spearman? Wie wurde dies entwickelt und weiterentwickelt?
Daten: Spearman (1904) testete die 24 ältesten Kinder einer Landschule mit
„Verdünnungsformel“: von Spearman korrekt entwickelt, jedoch falsch angewendet / Formel ist heute Basiswissen innerhalb der Klassischen Testtheorie.
Anwendungsfehler: Statt der höheren Reliabilitäten wurden niedrigere mittlere Interkorrelationen zwischen sensorischen Diskriminationsleistungen (D) und Intelligenzmaßen (I) in die Formel eingesetzt.
Daraus ergab sich eine Überschätzung des korrigierten Zusammenhangs: rDI* = .38 / √ .55 x .25 = 1.01 ‹ rDI* > 1 muss fehlerhaft sein (Spearman machte Rundungsfehler verantwortlich)
Fehlschluss: rDI* ≈ 1 - Sensorische Diskrimination und Intelligenz sind Ausdruck einer grundlegenden Fähigkeit > g‐Faktor gilt!
Zusätzlich beobachtete Spearman, dass in seinen Korrelationsmatrizen die Tetradenbedingung gilt: d.h. alle Tetradendifferenzen = zweizeiligen „Determinanten“ verschwinden bzw. sind nahe Null
Dies kann am sparsamsten erklärt werden durch das Generalfaktormodell:
Jedes Intelligenz‐Maß beruht auf 2 Faktoren:
1) „general intelligence“ (g) &
2) einem anderen Faktor, der für jeden einzelnen Test spezifisch (s) ist.
Schlussbetrachtungen:
- 2 Variablengruppen - Sensorische Diskrimination: Tonhöhenunterscheidung, Unterschiedsschwellen optisch (Größen) und haptisch (Gewichte),- „Intelligenz“: Schulleistung in div. Fächern; Rangplatz d. Gesamtschulleistung; Lehrerurteil über Intelligenz [bright – average – dull]; „Hausverstand“ beurteilt durch Mitschüler und Frau des Direktors.
- Ergebnis: - Empirische Korrelationen waren gering- Spearman vermutete Messungenauigkeiten: „Den ‚wahren’ Zusammenhang erhält man erst, wenn eine empirisch ermittelte Korrelation durch die (Wiederholungs)‐ Reliabilität der beiden Maße minderungskorrigiert (d.h. aufwertet) wird.“
„Verdünnungsformel“: von Spearman korrekt entwickelt, jedoch falsch angewendet / Formel ist heute Basiswissen innerhalb der Klassischen Testtheorie.
Anwendungsfehler: Statt der höheren Reliabilitäten wurden niedrigere mittlere Interkorrelationen zwischen sensorischen Diskriminationsleistungen (D) und Intelligenzmaßen (I) in die Formel eingesetzt.
Daraus ergab sich eine Überschätzung des korrigierten Zusammenhangs: rDI* = .38 / √ .55 x .25 = 1.01 ‹ rDI* > 1 muss fehlerhaft sein (Spearman machte Rundungsfehler verantwortlich)
Fehlschluss: rDI* ≈ 1 - Sensorische Diskrimination und Intelligenz sind Ausdruck einer grundlegenden Fähigkeit > g‐Faktor gilt!
Zusätzlich beobachtete Spearman, dass in seinen Korrelationsmatrizen die Tetradenbedingung gilt: d.h. alle Tetradendifferenzen = zweizeiligen „Determinanten“ verschwinden bzw. sind nahe Null
Dies kann am sparsamsten erklärt werden durch das Generalfaktormodell:
Jedes Intelligenz‐Maß beruht auf 2 Faktoren:
1) „general intelligence“ (g) &
2) einem anderen Faktor, der für jeden einzelnen Test spezifisch (s) ist.
Schlussbetrachtungen:
- Spearman erkannte 1927, dass bei Einbezug kognitiver Tests (also nicht mehr sensor. Diskrimination usw.) der g‐Faktor nicht mehr zur Erklärung der Varianzen ausreicht.
- Er entwickelte daher gemeinsam mit Mitarbeitern ein breiter angelegtes mehrfaktorielles Konzept: - Die Restkorrelationen nach Extraktion von g wurden als spezielle Generalfaktoren ausgewiesen (etwa verbal ability).- Den nahezu gleichen Sachverhalt bezeichnete der englische Forscher Burt als Gruppenfaktoren
- Spätestens um 1930 ist klar geworden, dass die g‐Faktor–Theorie für eine präzise Intelligenzdiagnostik allein nicht ausreicht.
- Zur IQ‐Interpretation: Im Falle des IQ wird ein n‐dimensionales Gebilde (Intelligenz) eindimensional betrachtet, was stark eingeschränkte Aussagekraft mit sich bringt (muss man sich bei der Interpretation von IQ stets bewusst sein)
- Spearman‘s Theorie ist weltweit verbreitet und hat wegen ihrer Plausibilität und Einfachheit bis heute praktische Auswirkungen: - Punktwerte für Einzeltests bilden das Intelligenzprofil- IQ wird als Gesamttestscore (= durchschnittliche Höhe des Intelligenzniveaus) ausgegeben- Als „Grobmaß“ für Screening‐Testungen mag IQ genügen, für präzise Intelligenzdiagnostik nicht
- Weiterentwicklungen der g‐Faktor‐Theorie: 1) USA: Thurstone (1938): „primary mental abilities“2) England: Erste Hierarchische Modelle (Burt, 1949; Vernon, 1950, 1965)
Tags: Intelligenz, Intelligenztheorie, Spearman
Quelle: S56
Quelle: S56
Was kennzeichnet das hierarchische Modell von R.B. Cattell?
(1945)
Raymond B. Cattell Assistent von Spearman:
Seine seit 1941 entwickelten Modellvorstellungen können als eine Synthese der g‐Faktor‐Theorie und dem Modell mehrerer gemeinsamer Faktoren (Thurstone) aufgefasst werden.
Modell der fluid und crystallized general intelligence:
Die Existenz eines g‐Faktors wird zudem aus korrelierenden Sekundär‐ bzw. Primärfaktoren erschlossen:
Dadurch, dass mehrere Primärfaktoren sowohl auf gf als auch auf gc laden (Korr. der Dimensionen ca. r = .50), kann ein Faktor 3. Ordnung mit noch größerem Allgemeinheitsgrad extrahiert werden: im Wesentlichen Spearmans g.
Altersverlauf (von 14-61):
- Gc: crystallized intelligence steigt an
- Gf: fluid intelligence sinkt
Raymond B. Cattell Assistent von Spearman:
Seine seit 1941 entwickelten Modellvorstellungen können als eine Synthese der g‐Faktor‐Theorie und dem Modell mehrerer gemeinsamer Faktoren (Thurstone) aufgefasst werden.
Modell der fluid und crystallized general intelligence:
- Sekundäranalysen hinlänglich replizierter Primärfaktoren ergaben mehrere Sekundärfaktoren, von denen die ersten beiden – etwas spekulativ – als „fluid“ bzw. „crystallized general intelligence“ interpretiert wurden.
- gf (fluid intelligence) Fähigkeit sich neuen Problemen od. Situationen anzupassen, ohne dass es dazu im wesentlichen Ausmaß früherer Lernerfahrungen bedarf.- Ist nach Cattell „culture fair“ messbar,- primär genetisch determiniert- starker Altersabbau
- gc (crystallized intelligence) Fähigkeit, in der sich die kumulierten Effekte vorangegangener Lernprozesse „kristallisieren“.- sprach‐ und kulturabhängig- Milieuabhängig- geringer Altersabbau
Die Existenz eines g‐Faktors wird zudem aus korrelierenden Sekundär‐ bzw. Primärfaktoren erschlossen:
Dadurch, dass mehrere Primärfaktoren sowohl auf gf als auch auf gc laden (Korr. der Dimensionen ca. r = .50), kann ein Faktor 3. Ordnung mit noch größerem Allgemeinheitsgrad extrahiert werden: im Wesentlichen Spearmans g.
Altersverlauf (von 14-61):
- Gc: crystallized intelligence steigt an
- Gf: fluid intelligence sinkt
Tags: Cattell, hierarchisches Modell, Intelligenzmodelle, Spearman
Quelle: S62
Quelle: S62
Kartensatzinfo:
Autor: coster
Oberthema: Psychologie
Thema: Differentielle Psychologie
Schule / Uni: Universität Wien
Ort: Wien
Veröffentlicht: 08.05.2013
Tags: WS2012/13, Georg Gittler
Schlagwörter Karten:
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