Wie erweiterte Cattell das Stern'sche Schema?
R.B. Cattell (1957)
Neben Person und Variable (Merkmal) sind auch Situationen (Zeit) zu berücksichtigen (Situationsabhängigkeit von Verhalten).
- Erweiterung der Dimension "Situationsabhängigkeit von Verhalten"
Es ergeben sich 6 unterschiedliche Betrachtungsweisen von Zusammenhängen (Korrelationstechniken).
Differentialpsychologische Fragestellungen ergeben sich damit aus der Betrachtung von Zusammenhängen zwischen:
1) Personen & Merkmale (in einer Situation: Q & R)
2) Personen & Situationen (hinsichtl. eines Merkmales: S & T)
3) Merkmale & Situationen (einer Person: 0 & P)
Neben Person und Variable (Merkmal) sind auch Situationen (Zeit) zu berücksichtigen (Situationsabhängigkeit von Verhalten).
- Erweiterung der Dimension "Situationsabhängigkeit von Verhalten"
Es ergeben sich 6 unterschiedliche Betrachtungsweisen von Zusammenhängen (Korrelationstechniken).
Differentialpsychologische Fragestellungen ergeben sich damit aus der Betrachtung von Zusammenhängen zwischen:
1) Personen & Merkmale (in einer Situation: Q & R)
2) Personen & Situationen (hinsichtl. eines Merkmales: S & T)
3) Merkmale & Situationen (einer Person: 0 & P)
Tags: Cattell, Korrelation, Stern
Quelle: S16
Quelle: S16
Was sind Beispiele für die unterschiedlichen Korrelationstechniken nach dem Modell von Cattell?
Beispiele zu den unterschiedlichen Korrelationstechniken:
- O-Technik: ein Student in unterschiedlichen Situationen im Studium auf bestimmte Merkmale (z.B. Sozialbezug)
- P-Technik: Zusammenhang zw. Puls und Atemfrequenz einer Person bei Vorgabe verschiedener stark sexuell stimulierende Bilder
- Q-Technik: Ähnlichkeit von Patienten bezüglich verschiedener psychischer und physischer Beschwerden
- R-Technik: Zusammenhang zw. Lügen und Stehlen, Schulleistung in Latein und Mathematik, Erziehungsstil der Eltern und Deliquenz
- S-Technik: Ähnlichkeit von Schülern hinsichtlich ihrer Schulleistungen zu verschiedenen Zeitpunkten
- T-Technik: vergleich von Zahnarztbesuch, Prüfungssituation, Horrorfilm, etc. hinsichtlich ihrer Angsterzeugung bei verschiedenen Personen
Tags: Cattell, Korrelation
Quelle: S16
Quelle: S16
Wie entwickelte sich die Intelligenzmessung nach Galton?
Galtons Intelligenzmessung wurden von James McKeen Cattell (1860‐1944) fortgeführt
Cattell: Begründer der Testpsychologie in den USA erhielt 1888 die weltweit 1. Professur für (ausschließlich) Psychologie
Galtons theoretisch‐statistische Arbeiten wurden auch von Charles Spearman (1863‐1954) weitergeführt:
Cattell: Begründer der Testpsychologie in den USA erhielt 1888 die weltweit 1. Professur für (ausschließlich) Psychologie
- prüfte auf Unterscheidung von visuellen, auditiven, taktilen Eindrücken; Schmerzschwellen usw.
- dieser Zugang war eine Sackgasse : Es fehlten Korrelationen der betreffenden Tests untereinander (Wissler, 1901: r zwischen ‐.28 und .39, mittlerer Wert .09) sowie mit externen Kriterien (z.B. schulische Leistungen, Lehrerurteile, Erfolg im Studium)
- Leistungsfähigkeit der Sinnesorgane nicht unmittelbar geeignet, um Intelligenz zu messen
Galtons theoretisch‐statistische Arbeiten wurden auch von Charles Spearman (1863‐1954) weitergeführt:
- erstes quantitatives Modell der Struktur menschlicher Intelligenz: „2‐Faktoren‐Theorie“ (Grundlage der Faktorenanalyse)
Tags: Cattell, Galton, Intelligenz, Spearman, Test
Quelle: S24, VO03
Quelle: S24, VO03
Was kennzeichnet das hierarchische Modell von R.B. Cattell?
(1945)
Raymond B. Cattell Assistent von Spearman:
Seine seit 1941 entwickelten Modellvorstellungen können als eine Synthese der g‐Faktor‐Theorie und dem Modell mehrerer gemeinsamer Faktoren (Thurstone) aufgefasst werden.
Modell der fluid und crystallized general intelligence:
Die Existenz eines g‐Faktors wird zudem aus korrelierenden Sekundär‐ bzw. Primärfaktoren erschlossen:
Dadurch, dass mehrere Primärfaktoren sowohl auf gf als auch auf gc laden (Korr. der Dimensionen ca. r = .50), kann ein Faktor 3. Ordnung mit noch größerem Allgemeinheitsgrad extrahiert werden: im Wesentlichen Spearmans g.
Altersverlauf (von 14-61):
- Gc: crystallized intelligence steigt an
- Gf: fluid intelligence sinkt
Raymond B. Cattell Assistent von Spearman:
Seine seit 1941 entwickelten Modellvorstellungen können als eine Synthese der g‐Faktor‐Theorie und dem Modell mehrerer gemeinsamer Faktoren (Thurstone) aufgefasst werden.
Modell der fluid und crystallized general intelligence:
- Sekundäranalysen hinlänglich replizierter Primärfaktoren ergaben mehrere Sekundärfaktoren, von denen die ersten beiden – etwas spekulativ – als „fluid“ bzw. „crystallized general intelligence“ interpretiert wurden.
- gf (fluid intelligence) Fähigkeit sich neuen Problemen od. Situationen anzupassen, ohne dass es dazu im wesentlichen Ausmaß früherer Lernerfahrungen bedarf.- Ist nach Cattell „culture fair“ messbar,- primär genetisch determiniert- starker Altersabbau
- gc (crystallized intelligence) Fähigkeit, in der sich die kumulierten Effekte vorangegangener Lernprozesse „kristallisieren“.- sprach‐ und kulturabhängig- Milieuabhängig- geringer Altersabbau
Die Existenz eines g‐Faktors wird zudem aus korrelierenden Sekundär‐ bzw. Primärfaktoren erschlossen:
Dadurch, dass mehrere Primärfaktoren sowohl auf gf als auch auf gc laden (Korr. der Dimensionen ca. r = .50), kann ein Faktor 3. Ordnung mit noch größerem Allgemeinheitsgrad extrahiert werden: im Wesentlichen Spearmans g.
Altersverlauf (von 14-61):
- Gc: crystallized intelligence steigt an
- Gf: fluid intelligence sinkt
Tags: Cattell, hierarchisches Modell, Intelligenzmodelle, Spearman
Quelle: S62
Quelle: S62
Was kennzeichnet die Erweiterung des hierarchischen Modells
von Cattell durch Horn und was zeigten empirische Untersuchungen dieses Modells?
von Cattell durch Horn und was zeigten empirische Untersuchungen dieses Modells?
Erweiterung des hierarchischen Modells von Cattell durch Horn (1965)
John Horn, Student & Mitarbeiter von R.B. Cattell: konnte nachweisen, dass neben den beiden Sekundärfaktoren gf & gc noch weitere – auf gleicher Abstraktionsebene angesiedelte – Faktoren existieren (Dissertation, 1965)
Diese 9 Sekundärfaktoren wurden mittels konfirmatorischer FA (Gustaffson, 1989) bestätigt; zudem wurde ein „third order factor“ nahe gelegt (vgl. „g“ von Spearman).
John Horn, Student & Mitarbeiter von R.B. Cattell: konnte nachweisen, dass neben den beiden Sekundärfaktoren gf & gc noch weitere – auf gleicher Abstraktionsebene angesiedelte – Faktoren existieren (Dissertation, 1965)
- Gv: Visuelle Informationsverarbeitung (v. a. Visualisierung, mentale Rotation, Flexibilität bzw. Geschwindigkeit der Gestaltbildung)
- Ga: Auditive Informationsverarbeitung (Wahrnehmung von Tonmustern unter ablenkenden Bedingungen, Gefühl für Rhythmus, Gruppierungsfähigkeit von Tönen)
- Gs: Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung als Bestandteil fast aller kognitiven Tätigkeiten; erfasst über einfache Aufgaben, die unter speed‐Bedingung vorgegeben werden
- Gq: Quantitative Fähigkeit: erfasst über Aufgaben, welche die Anwendung grundlegender mathematischer Konzepte erfordern
- Gsm: Kurzzeitgedächtnis
- Glm: Langzeitgedächtnis
- Gcds (Correct decision speed): Schnelligkeit, mit der korrekte Antworten auf nichttriviale Fragen gegeben werden können
Diese 9 Sekundärfaktoren wurden mittels konfirmatorischer FA (Gustaffson, 1989) bestätigt; zudem wurde ein „third order factor“ nahe gelegt (vgl. „g“ von Spearman).
Tags: Cattell, hierarchisches Modell, Horn, Intelligenzmodelle
Quelle: S63
Quelle: S63
Was ist das CHC-Modell?
Hierarchisches Modell von Cattell-Horn-Carroll
Die Theorie wurde – ähnlich dem B‐I – empirisch abgeleitet aus umfangreichen Daten-Reanalysen aus den letzten 60‐70 Jahren.
Da deutlich wurde, dass die Theorien von Cattell (1941), Horn (1965) und Carroll (1993; Three‐Stratum‐Theorie) große Ähnlichkeiten aufweisen, wurde daraus die neue CHC Theorie
entwickelt, die aktuell weltweit viel Zustimmung erhält.
Drei hierarchischen Ebenen (Stratum):
Die Theorie wurde – ähnlich dem B‐I – empirisch abgeleitet aus umfangreichen Daten-Reanalysen aus den letzten 60‐70 Jahren.
Da deutlich wurde, dass die Theorien von Cattell (1941), Horn (1965) und Carroll (1993; Three‐Stratum‐Theorie) große Ähnlichkeiten aufweisen, wurde daraus die neue CHC Theorie
entwickelt, die aktuell weltweit viel Zustimmung erhält.
Drei hierarchischen Ebenen (Stratum):
- Stratum III: 1 general ability (g‐Faktor)
- Stratum II: 10 broad abilities
- Stratum I: über 70 narrow abilities
Tags: Carroll, Cattell, CHC, hierarchische Intelligenzmodell, Horn, Intelligenzmodelle
Quelle: S66
Quelle: S66
Was sind die "broad abilities" des CHC-Modells?
Hierarchisches Modell von Cattell-Horn-Carroll
3 hierarchische Ebenen (Stratum):
- Stratum III: 1 general ability (g-Faktor)
- Stratum II: 10 broad abilities
- Stratum I: über 70 narrow abilities
Die "broad abilities" lauten: (G steht für "general")
3 hierarchische Ebenen (Stratum):
- Stratum III: 1 general ability (g-Faktor)
- Stratum II: 10 broad abilities
- Stratum I: über 70 narrow abilities
Die "broad abilities" lauten: (G steht für "general")
- Crystallized Intelligence (Gc) includes the breadth and depth of a person's acquired knowledge, the ability to communicate one's knowledge, and the ability to reason using previously learned experiences or procedures.
- Fluid Intelligence (Gf) includes the broad ability to reason, form concepts, and solve problems using unfamiliar information or novel procedures.
- Quantitative Reasoning (Gq) is the ability to comprehend quantitative concepts and relationships and to manipulate numerical symbols.
- Reading & Writing Ability (Grw) includes basic reading and writing skills.
- Short‐Term Memory (Gsm) is the ability to apprehend and hold information in immediate awareness and then use it within a few seconds.
- Long‐Term Storage and Retrieval (Glr) is the ability to store information and fluently retrieve it later in the process of thinking.
- Visual Processing (Gv) is the ability to perceive, analyze, synthesize, and think with visual patterns, including the ability to store and recall visual representations.
- Auditory Processing (Ga) is the ability to analyze, synthesize, and discriminate auditory stimuli, including the ability to process and discriminate speech sounds that may be presented under distorted conditions.
- Processing Speed (Gs) is the ability to perform automatic cognitive tasks, particularly when measured under pressure to maintain focused attention.
- Decision/Reaction Time/Speed (Gt) reflect the immediacy with which an individual can react to stimuli or a task (typically measured in seconds or fractions of seconds; not to be confused with Gs, which typically is measured in intervals of 2‐3 minutes).
Tags: Carroll, Cattell, CHC, hierarchisches Modell, Horn, Intelligenzmodelle
Quelle: S66
Quelle: S66
Wann und wo arbeitet Cattell? Welche Erkenntnisse verdanken wir Cattell?
Cattell, R.B.
Cattell verdanken wir die Überwindung der Tatsache, dass traitorientierte Persönlichkeitstheorien nur auf 1 Datenmedium basieren.
Er unterscheidet nach Grad zur möglichen „objektiven Erfassung“ von Persönlichkeitseigenschaften drei Datenarten.
- 1905 in Devonshire, England
- Professor an der University of Illinois sowie Direktor des Laboratory of Personality Assessment
- 1924 Abschluss eines Chemiestudiums
- 1929 PhD im Fach Psychologie. Mehrjähriger Mitarbeiter von Ch. Spearman
- Sammelte praktische Erfahrungen als Leiter eines Erziehungsheimes für Kinder
- Forschungsziel: Schaffung eines Gesamtsystems menschlicher Eigenschaften (Analogie zu: Periodensystem chemischer Elemente)
Cattell verdanken wir die Überwindung der Tatsache, dass traitorientierte Persönlichkeitstheorien nur auf 1 Datenmedium basieren.
Er unterscheidet nach Grad zur möglichen „objektiven Erfassung“ von Persönlichkeitseigenschaften drei Datenarten.
Tags: Cattell, Geschichte
Quelle: S96
Quelle: S96
Welche 3 Datenarten unterscheidet Cattell?
Er unterscheidet nach Grad zur möglichen „objektiven Erfassung“ von Persönlichkeitseigenschaften drei Datenarten.
Cattell unterscheidet 3 Datenarten (mit steigendem Objektivitätsgrad):
Cattell unterscheidet 3 Datenarten (mit steigendem Objektivitätsgrad):
- Q‐Daten (questionnaire data): Selbstbeschreibungen
- L‐Daten (life data): biographische Merkmale und Verhaltensdaten aufgrund von Fremdratings
- T‐Daten (test data): Daten aus objektiven Persönlichkeitstests (z.B. Fehlerzahl in einem Labyrinthtest als Maß der Impulsivität)
Tags: Cattell, Persönlichkeit
Quelle: S97
Quelle: S97
Was sind die Bereiche der Persönlichkeit die Cattell klassifizierte?
Welche 2 Ebenen der Verhaltensbeobachtung unterscheidet Cattell?
Welche 2 Ebenen der Verhaltensbeobachtung unterscheidet Cattell?
Ability Traits
Beschreibungsdimensionen, die damit zu tun haben, wie gut eine Leistung vollbracht werden kann (Fähigkeits-, Fertigkeits-, Intelligenzbereich)
Temperament Traits
das "wie" des Verhaltens, dessen "Stil" (Temperaments-Wesenszüge sind z.B. das persönliche Tempo des Denkens und Handelns)
Dynamic Traits
States
momentane (situationsspezifische) Gefühle, Stimmungen, Zustände
Nach Pervin:
- Ability Traits und Temperament Traits gehören zur Struktur
- Gruppe der Dynamic Traits gehört zu (motivationalen) Prozessen der Persönlichkeit
2 Ebenen der Verhaltensbeobachtung
Beschreibungsdimensionen, die damit zu tun haben, wie gut eine Leistung vollbracht werden kann (Fähigkeits-, Fertigkeits-, Intelligenzbereich)
Temperament Traits
das "wie" des Verhaltens, dessen "Stil" (Temperaments-Wesenszüge sind z.B. das persönliche Tempo des Denkens und Handelns)
Dynamic Traits
- Ergic Drives: biologisch verankerte motivationale Komponente wie z.B. Sexualität, Angst, Selbstbehauptung
- Sentiments und Attitudes: Einstellungen, Haltung, die ebenfalls motivationaler Art sind, aber im Gegensatz zu den Ergic Drives als eher gelernt bzw. verstandesmäßig erworben angesehen werden - etwa poltiische, religiöse Einstellungen
- Roles: dynamische Merkmale bedingt durch Zugehörigkeit zu unterschiedlichen sozialen Gruppen
States
momentane (situationsspezifische) Gefühle, Stimmungen, Zustände
Nach Pervin:
- Ability Traits und Temperament Traits gehören zur Struktur
- Gruppe der Dynamic Traits gehört zu (motivationalen) Prozessen der Persönlichkeit
2 Ebenen der Verhaltensbeobachtung
- surface traits beobachtbare Verhaltensweisen, Verhaltenstendenzen
- source traits Grundwesenszüge gedacht als Grundbausteine der Persönlichkeit, die nur mittels FA zu erschließen sind.
Tags: Cattell, Experiment, Forschung, Persönlichkeit
Quelle: S97
Quelle: S97
Wie entstand der 16 PF-Fragebogen?
(Persönlichkeitstheorie von Cattell)
Annahme: Für Surface Traits (beobachtbare Verhaltensweisen), die zur Unterscheidung von Menschen wichtig sind, gibt es eine begriffliche (sprachliche) Entstehung
Ausgangspunkt: „Psycholexikalische Studie“ von Allport & Odberg (1936)
In der englischen Sprache (gesamt ca. 400.000 Wörter) beschreiben ca. 18.000 Wörter menschliche Eigenschaften.
Datenerhebung (L‐Daten) und Faktorisierung: 100 Erwachsene wurden durch je 2 Bekannte anhand dieser 171 Variablen beurteilt
Datenerhebung: Überprüfung mittels Q‐Daten ergab 16 Faktoren, die zum Teil den 12 Faktoren entsprachen; die 4 neuen Faktoren wurden als „questionnaire specific“ bezeichnet.
Wegen der von Cattell verwendeten schiefwinkeligen Rotation (nicht orthogonale, sondern korrelierende Faktoren) gab es teilweise hohe Zusammenhänge zwischen den
16 Primärfaktoren (bis .60).
Neuerliche Faktorenanalyse führte zu 5 Sekundärfaktoren (sog. second stratum source traits), die „breiter angelegt“ sind – d.h. ein höheres Abstraktionsniveau aufweisen; so umfasst z.B. Extraversion als second stratum source trait 4 first stratum source traits.
Somit ergibt sich ein hierarchischer Aufbau des Persönlichkeitsmodells von Cattell (in der folgenden Abbildung nur am Beispiel von Extraversion veranschaulicht).
Annahme: Für Surface Traits (beobachtbare Verhaltensweisen), die zur Unterscheidung von Menschen wichtig sind, gibt es eine begriffliche (sprachliche) Entstehung
Ausgangspunkt: „Psycholexikalische Studie“ von Allport & Odberg (1936)
In der englischen Sprache (gesamt ca. 400.000 Wörter) beschreiben ca. 18.000 Wörter menschliche Eigenschaften.
- 1. Reduktionsschritt: Um jene Wörter, die momentane Zustandsbilder (z.B. erstaunt), globale Werturteile (z.B. bewundernswert) und Metaphern (z.B. „göttlich“) ausdrücken = 4504 Wörter.
- 2. Reduktionsschritt: Ausscheiden von Synonyma und seltenen sowie unverständlichen Wörtern - 171 bipolare Gegensatzpaare wie z.B. „alert vs. absent minded“ (wach/munter vs. geistesabwesend).
Datenerhebung (L‐Daten) und Faktorisierung: 100 Erwachsene wurden durch je 2 Bekannte anhand dieser 171 Variablen beurteilt
- Interkorrelationen zwischen Variablen und subjektive Durchsicht
- Zusammenfassung auf 35 Variablencluster
- Faktorenanalyse
- Ergebnis: 12 Persönlichkeitsfaktoren (source traits).
Datenerhebung: Überprüfung mittels Q‐Daten ergab 16 Faktoren, die zum Teil den 12 Faktoren entsprachen; die 4 neuen Faktoren wurden als „questionnaire specific“ bezeichnet.
Wegen der von Cattell verwendeten schiefwinkeligen Rotation (nicht orthogonale, sondern korrelierende Faktoren) gab es teilweise hohe Zusammenhänge zwischen den
16 Primärfaktoren (bis .60).
Neuerliche Faktorenanalyse führte zu 5 Sekundärfaktoren (sog. second stratum source traits), die „breiter angelegt“ sind – d.h. ein höheres Abstraktionsniveau aufweisen; so umfasst z.B. Extraversion als second stratum source trait 4 first stratum source traits.
Somit ergibt sich ein hierarchischer Aufbau des Persönlichkeitsmodells von Cattell (in der folgenden Abbildung nur am Beispiel von Extraversion veranschaulicht).
Tags: 16 PF, Cattell, Persönlichkeit
Quelle: S98
Quelle: S98
Welche Gemeinsamkeit zeigen die Daten aus T-, L- und Q-Daten hinsichtlich Persönlichkeitsfaktoren?
(Persönlichkeitstheorie von R.B. Cattell)
Datenerhebung (L‐Daten) und Faktorisierung: Ergebnis: 12 Persönlichkeitsfaktoren (source traits).
Überprüfung mittels Q‐Daten ergab 16 Faktoren, die zum Teil den 12 Faktoren entsprachen; die 4 neuen Faktoren wurden als „questionnaire specific“ bezeichnet.
Auch aus sog. Objektiven Tests und Verhaltensdaten (T‐Daten) kann persönlichkeitsrelevante Information (angeblich fälschungssicher) erhoben werden:
Gemeinsamkeiten der T‐Daten mit L‐ und Q‐Daten kaum gegeben.
Datenerhebung (L‐Daten) und Faktorisierung: Ergebnis: 12 Persönlichkeitsfaktoren (source traits).
Überprüfung mittels Q‐Daten ergab 16 Faktoren, die zum Teil den 12 Faktoren entsprachen; die 4 neuen Faktoren wurden als „questionnaire specific“ bezeichnet.
Auch aus sog. Objektiven Tests und Verhaltensdaten (T‐Daten) kann persönlichkeitsrelevante Information (angeblich fälschungssicher) erhoben werden:
- Die Vp wissen nicht wie Test interpretiert wird - z.B. Vp beantwortet Fragebogenitems, gemessen wird aber Entscheidungszeit je Item - interpretiert als Impulsivität vs. Reflexivität
- Faktorenanalysen zeigen nur teilweise bekannte Faktoren, z.B. Extraversion, Ängstlichkeit, ansonsten aber völlig neue, die schwierig zu deuten sind (Überschwänglichkeit?; skeptische Zurückhaltung? etc.).
Gemeinsamkeiten der T‐Daten mit L‐ und Q‐Daten kaum gegeben.
Tags: 16 PF, Cattell, Persönlichkeit
Quelle: S99
Quelle: S99
Welche Messinstrumente zur Operationalisierung von source traits werden verwendet? Wo werden diese eingesetzt?
16 PF (16‐Persönlichkeits‐Faktoren‐Test): Weit verbreitet, jedoch massive Kritik (veraltet); entspricht nicht modernen Testgütekriterien.
Seit 1998 gibt es den deutschen 16 PF‐R (revidierte Fassung) von K. Schneewind & J. Graf, der – wie schon so oft – veränderte Faktorenbenennungen enthält; deutliche testtheoretische Verbesserungen enthalten.
- Er besteht aus 184 drei‐kategorialen Items (inkl. 13 Denkaufgaben).
Einsatzbereiche: Organisationsentwicklung, Personalentwicklung und Berufsberatung, klinische Anwendungen (Persönlichkeitsdiagnostik, Paarberatung etc.), individuelle Stressmanagementberatung.
Seit 1998 gibt es den deutschen 16 PF‐R (revidierte Fassung) von K. Schneewind & J. Graf, der – wie schon so oft – veränderte Faktorenbenennungen enthält; deutliche testtheoretische Verbesserungen enthalten.
- Er besteht aus 184 drei‐kategorialen Items (inkl. 13 Denkaufgaben).
Einsatzbereiche: Organisationsentwicklung, Personalentwicklung und Berufsberatung, klinische Anwendungen (Persönlichkeitsdiagnostik, Paarberatung etc.), individuelle Stressmanagementberatung.
Tags: 16 PF, Cattell, Persönlichkeit
Quelle: S99
Quelle: S99
Was sind die Globalskalen der 16-PF?
5 Sekundärfaktoren („Globalskalen“) des 16 PF‐R
- Extraversion / Introversion
- Ängstlichkeit / Gelassenheit
- Selbstkontrolle / Unbeherrschtheit
- Unabhängigkeit / Anpassungsbereitschaft
- Unnachgiebigkeit / Empfänglichkeit
Tags: 16 PF, Cattell, Fragebogen, Persönlichkeit, Test
Quelle: S99
Quelle: S99
Was sind die Primärfaktoren des 16 PF-R?
16 Primärfaktoren
- Wärme / Reserviertheit
- Hohes logische Schlussfolgern / Niedriges logisches Schlussfolgern
- Emotionale Stabilität / Emotionale Instabilität (auch: Ich-Stärke)
- Dominanz / Nachgiebigkeit (auch: Selbstsicherheit)
- Lebhaftigkeit / Ernsthaftigkeit
- Regelbewusstsein / Unangepasstheit
- Soziale Kompetenz / Schüchternheit
- Empfindsamkeit / Sachlichkeit
- Wachsamkeit / Vertrauen
- Abgehobenheit / Bodenständigkeit (auch: Geistesabwesenheit: praktisch/kreativ)
- Privatheit / Selbstöffnungsbereitschaft
- Besorgtheit / Selbstsicherheit
- Offenheit für Veränderung (Q1) / Traditionalismus
- Selbstgenügsamkeit (Q2) / Soziale Orientierung
- Perfektionismus (Q3) / Flexibilität
- Anspannung (Q4) / Entspannung
Tags: 16 PF, Cattell, Persönlichkeit
Quelle: S100
Quelle: S100
Welche 3 Indizes für spezielle Antwortstile gibt es im 16 PF-R?
Impression Management (IM)
Hohe Werte: sozial erwünschte Antworten (= sich in
besonders positivem Licht darstellen);
niedrige Werte: Übertreibung negativer Persönlichkeitsmerkmale;
10 Items, z.B.:
„Cut‐off‐Werte“ im Beratungskontext liegen bei <5% bzw. >95%, dann wird von einer Beratung abgeraten bzw. erst nach Rücksprache mit der Testperson eine Beratung durchgeführt.
Akquieszenz (AK):
Tendenz, unabhängig vom Iteminhalt, den Statements zuzustimmen.
Hohe Werte: starke Zustimmungstendenz;
niedrige Werte: nicht als Ablehnungstendenz zu interpretieren, da auch die mittlere Antwort (unentschieden) mit einfließt.
Interpretation: z.B. stark ausgeprägtes Bedürfnis nach Akzeptanz (muss jedoch individuell geklärt werden).
Infrequenz (IF):
Häufige Wahl von Antwortalternativen, die im Populationsdurchschnitt selten gewählt wurden.
Hohe Werte: viele "ungewöhnliche" Antworten
Die Bedeutung ist nicht ganz klar, da mehrere Interpretationen möglich sind: z.B.
- "Unfähigkeit sich zu entscheiden"
- "Tendenz, unentschiedene Antworten in der Mittelkategorie zu geben"
- "Lese- bzw. Verständnisschwierigkeiten"
- "Versuch, einen falschen Eindruck zu erwecken"
IF-Wert ist nicht sehr aussagekräftig.
Hohe Werte: sozial erwünschte Antworten (= sich in
besonders positivem Licht darstellen);
niedrige Werte: Übertreibung negativer Persönlichkeitsmerkmale;
10 Items, z.B.:
- nie ärgerlich werden, wenn Leute Ansichten äußern, die von eigenen Ansichten sehr abweichen;
- stets egal, mit wem man sich unterhält, immer ein guter Zuhörer sein.
„Cut‐off‐Werte“ im Beratungskontext liegen bei <5% bzw. >95%, dann wird von einer Beratung abgeraten bzw. erst nach Rücksprache mit der Testperson eine Beratung durchgeführt.
Akquieszenz (AK):
Tendenz, unabhängig vom Iteminhalt, den Statements zuzustimmen.
Hohe Werte: starke Zustimmungstendenz;
niedrige Werte: nicht als Ablehnungstendenz zu interpretieren, da auch die mittlere Antwort (unentschieden) mit einfließt.
Interpretation: z.B. stark ausgeprägtes Bedürfnis nach Akzeptanz (muss jedoch individuell geklärt werden).
Infrequenz (IF):
Häufige Wahl von Antwortalternativen, die im Populationsdurchschnitt selten gewählt wurden.
Hohe Werte: viele "ungewöhnliche" Antworten
Die Bedeutung ist nicht ganz klar, da mehrere Interpretationen möglich sind: z.B.
- "Unfähigkeit sich zu entscheiden"
- "Tendenz, unentschiedene Antworten in der Mittelkategorie zu geben"
- "Lese- bzw. Verständnisschwierigkeiten"
- "Versuch, einen falschen Eindruck zu erwecken"
IF-Wert ist nicht sehr aussagekräftig.
Tags: 16 PF, Cattell, Persönlichkeit
Quelle: S101
Quelle: S101
Was ist die Kritik an der Persönlichkeitstheorie von Cattell?
Zu den 12 Faktoren aus den L‐Daten:
Zum 16 PF (Q‐Daten) und allgemein zum Persönlichkeitsmodell:
- Wenige Personen für Wortauswahl in psycholexikalischer Studie zuständig - Feststellung der Synonyme eher willkürlich, Clusterbildung subjektiv.
- Rotationstechnik der FA (schiefwinkelig) subjektiv.
- Replikationsversuche bestätigen nur Teil d. Faktoren, generell weniger - Cattell hat „überextrahiert“.
Zum 16 PF (Q‐Daten) und allgemein zum Persönlichkeitsmodell:
- Konstruktion des Fragebogens (16 PF) nicht sachadäquat dokumentiert.
- Inhaltliche Bedeutung der Skalen unklar.
- Wenige Items pro Skala: geringe Reliabilitäten.
- Itemformulierungen teils veraltet bzw. schlecht übersetzt in deutscher Vers. des 16 PF.
- Kontrolluntersuchungen - geringe Übereinstimmung: faktorielle Struktur auf Skalen und Itemebene (Items korrelieren mit „fremden“ Skalen höher) nicht bestätigt.
- Die teils hohen Interkorrelationen zw. Faktoren führten zum Hierarchischen Modell; dieses ist also primär durch die subjektive Rotationstechnik begründet.
- Übereinstimmung zwischen L‐ und Q‐Daten enttäuschend und mit T‐Daten schlecht.
- Cattell meint, man müsse die jeweils relevanten Beschreibungsdimensionen aller Traits/States (Ability Traits, Temperament Traits, 3 Dynamic Traits, States) kennen, um individuelles Verhalten in spezifischen Situationen vorherzusagen.Dieser Anspruch ist sicher gerechtfertigt, jedoch stehen Messinstrumente nur zum Teil zur Verfügung.
Tags: 16 PF, Cattell, Kritik, Persönlichkeit
Quelle: S103
Quelle: S103
Kartensatzinfo:
Autor: coster
Oberthema: Psychologie
Thema: Differentielle Psychologie
Schule / Uni: Universität Wien
Ort: Wien
Veröffentlicht: 08.05.2013
Tags: WS2012/13, Georg Gittler
Schlagwörter Karten:
Alle Karten (220)
16 PF (9)
Abgrenzung (1)
Adoptionsmethode (1)
Aggregation (1)
Aktivität (2)
Analysatoren (1)
Anlage/Umwelt (13)
Anwendung (4)
Army-Alpha-Test (1)
Ausdruck (1)
Beispiel (3)
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Binet (5)
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CAT (1)
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CHC (2)
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Definition (13)
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Varianzzerlegung (1)
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