Welche humanistisch und tiefenpsychologisch orientierte Persönlichkeitstheorien gibt es?
- Humanistische Persönlichkeitstheorie von Carl R. Rogers
- Analytische Persönlichkeitstheorie von Carl G. Jung
- R/S Konstrukt (Bruner & Postman 1947) - Persönlichkeitsmerkmal "Repression versus Sensitization"
Tags: analytische Persönlichkeitstheorie, humanistische Persönlichkeitstheorie, Jung, Repression, Rogers, Sensitization
Quelle: S136
Quelle: S136
Was kennzeichnet die Typenlehre von Jung?
Analytische Persönlichkeitstheorie von C. G. Jung
Jung unterscheidet Einstellungstyp und Funktionstyp.
Einstellungstyp: beschreibt den Reaktionshabitus (Extraversion/Introversion) von Personen anhand der Richtung der Verwendung ihrer psychischen Energie („Libido“). E od. I Ist
besonders in der ersten Lebenshälfte des Individuums sehr ausgeprägt.
Funktionstyp: Psychische Funktion ist „eine gewisse, unter verschiedenen Umständen sich gleichbleibende psychische Tätigkeit, die von den jeweiligen Inhalten völlig unabhängig ist“
(Ges. Werke VI, S. 470). Es handelt sich also um den Erfassungs‐ und Verarbeitungsmodus psychischer Gegebenheiten.
Jung unterscheidet zwischen rationalen und irrationalen Funktionen.
2 Typen (Stile) stehen einander jeweils diametral gegenüber: der individuell differenzierteste Funktionstyp wird als „superiore“, der gegenüberstehende als unbewusste, unterentwickelte oder „inferiore“ Funktion bezeichnet.
Mischtypen: Mischung benachbarter Funktionstypen.
Verarbeitungsmodi der Funktionstypen (siehe Abbildung)
Folgendes Beispiel - Musikerlebnis beim Konzertbesuch" soll helfen die Funktionstypen besser zu verstehen:
Jung unterscheidet Einstellungstyp und Funktionstyp.
Einstellungstyp: beschreibt den Reaktionshabitus (Extraversion/Introversion) von Personen anhand der Richtung der Verwendung ihrer psychischen Energie („Libido“). E od. I Ist
besonders in der ersten Lebenshälfte des Individuums sehr ausgeprägt.
- Extraversion: E. haben ein positives Verhältnis zum Objekt („Du“), Orientierung erfolgt eher an äußeren, kollektiv‐gültigen Normen, Zeitgeist etc.; richten ihre Libido eher in Richtung Außenwelt.
- Introversion: I. haben ein negatives Verhältnis zum Objekt, Orientierung erfolgt an inneren, subjektiven Faktoren, richten ihre Libido eher in Richtung Innenwelt.
Funktionstyp: Psychische Funktion ist „eine gewisse, unter verschiedenen Umständen sich gleichbleibende psychische Tätigkeit, die von den jeweiligen Inhalten völlig unabhängig ist“
(Ges. Werke VI, S. 470). Es handelt sich also um den Erfassungs‐ und Verarbeitungsmodus psychischer Gegebenheiten.
Jung unterscheidet zwischen rationalen und irrationalen Funktionen.
- Rationale Funktionen (Denken, Fühlen) arbeiten mit Wertungen.
- Irrationale Funktionen (Empfinden, Intuieren ≈ Intuition) arbeiten mit bloßen Wahrnehmungen ohne Sinnverleihung.
2 Typen (Stile) stehen einander jeweils diametral gegenüber: der individuell differenzierteste Funktionstyp wird als „superiore“, der gegenüberstehende als unbewusste, unterentwickelte oder „inferiore“ Funktion bezeichnet.
Mischtypen: Mischung benachbarter Funktionstypen.
Verarbeitungsmodi der Funktionstypen (siehe Abbildung)
- Verarbeitungsmodus beim Denken ist die Wertung nach "logisch / unlogisch", beim Fühlen nach "angenehm / unangenehm"
- Verarbeitungsmodus beim Empfinden ist die sehr bewusst und detailgetreue Wahrnehmung von Dingen, so wie sie sind, beim Intuieren die ganzheitliche (holistische), "innere" Wahrnehmung.
Folgendes Beispiel - Musikerlebnis beim Konzertbesuch" soll helfen die Funktionstypen besser zu verstehen:
- FT Denken: verfolgt z.B. mit Partitur die Musik, analysiert Thema, Seitenthema, etc.
- FT Fühlen: bewertet z.B. nach Gefallen / nicht gefallen
- FT Empfinden: hat z.B. "unbewertete" Wahrnehmung bezüglich "Lauter / leiser Passagen", Einsetzen bestimmter Instrumente, etc.
- FT Intuieren: nimmt z.B. atmosphärischen Gesamteindruck wahr (ohne zu bewerten).
Tags: analytische Persönlichkeitstheorie, Einstellungstyp, Funktionstyp, Jung, Typenlehre
Quelle: S140
Quelle: S140
Was kennzeichnet die Struktur der Persönlichkeit in der analytischen Persönlichkeitstheorie von Jung?
Struktur: Komplexe (Bewusstes, Unbewusstes)
- Unter Komplexen versteht Jung eine Gruppe - von assoziativ fest miteinander verbundenen, gespeicherten Vorstellungen, Erlebnissen, Bildern und Wörtern, die - eine gemeinsame Gefühlstönung aufweisen und - sich um den „archetypischen Bedeutungskern“ ordnen (z.B. Ich‐K., Mutter‐K. etc.).
- Erfassung mittels „Wortassoziationstest“ (Messung von Reaktionszeiten auf Reizwörter - verzögerte Assoziationen bedeuten gefühlsmäßige Beteiligung).
- Bis auf den Ich‐Komplex, der das Bewusstsein darstellt, sind Komplexe (relativ) unbewusst, autonom, verarbeiten Signale und determinieren somit – neben Einstellungstyp und Funktionstyp – die Art, in der die Umwelt wahrgenommen wird. Mehrere Komplexe formen die psychische Struktur.
- Das Unbewusste gliedert sich in - das persönliche Unbewusste, welches Vergessenes bzw. Verdrängtes aus dem persönlichen Leben umfasst, und in das - kollektiv Unbewusste, das die Summe der Archetypen („Urbilder“, „Dominanten des kollektiven Unbewussten“) beinhaltet.Archetypen umfassen statische ebenso wie dynamische Inhalte, wie z.B. Motive mythologischer Art, Reaktionen besonders intensiver Art, transkulturelle Symbole.
Tags: analytische Persönlichkeitstheorie, Jung, Persönlichkeit, Struktur
Quelle: S141
Quelle: S141
Was kennzeichnet den Prozess in der analytischen Persönlichkeitstheorie von Jung?
- Den wichtigsten Prozess, der als Motivation jedem Menschen zu eigen ist, nennt Jung „Individuation“ (Selbstverwirklichung), welche auf psychische Entfaltung, „Selbstwerdung“ und Integration abzielt. Dieser Prozess, der auch ohne psychotherapeutische Intervention abläuft, weist je nach Lebensphase unterschiedliche Besonderheiten auf.
- In der 1. Lebenshälfte steht die (soziale) Anpassung an die äußere Realität im Vordergrund. Es geht also um den Konflikt zwischen dem Ich und der (auszubildenden) „Persona“ (= Manifestation jener Rollen bzw. der daran geknüpften kollektiven Erwartungen, die man im Laufe seines Lebens in der Außenwelt übernehmen muss).
- All jene Teile der Persönlichkeit (Einstellungstyp, Funktionstyp, speziell die „inferiore“ Funktion), die vom Ich oder im Rahmen der Persona nicht akzeptiert werden können, werden in das persönliche Unbewusste verdrängt und fristen dort – als „eigendynamischer Schatten“ – ein „archaisch‐primitives Dasein“; sie werden in der Außenwelt in Form von Träumen oder Projektionen auf Objekte „erlebt“.
Weitere vom Ich (zunächst) abgespaltete und undifferenzierte Persönlichkeitsanteile sind:
- Anima im Mann (das „Seelenbild“ des Weiblichen) und der
- Animus in der Frau („Seelenbild“ des Männlichen)
.... vgl. Begriff der Androgynie
Anima & Animus gehören den Archetypen an und umfassen gegengeschlechtliche Inhalte und Verhaltensweisen (Persönl. Erlebnisse wie Inhalte aus dem kollektiven Unbewussten).
Sie sind in ihren Erscheinungsweisen vielfältig.
Im Laufe des Lebens werden diese Inhalte zuerst in Träumen, Phantasien bzw. am Objekt erlebt, dann im Zuge der Individuation (Integration der Persönlichkeit ungefähr in der 2. Lebenshälfte) an sich selbst gefunden und erlebt.
Tags: analytische Persönlichkeitstheorie, Jung
Quelle: S141
Quelle: S141
Welche Würdigung und Kritik gibt es an der analytischen Persönlichkeitstheorie von Jung?
Würdigung
Kritik
- Umfangreiches, kreatives, intellektuell stimulierendes Gedankengebäude.
- Möglicher Erklärungsansatz für transkulturelle, persönlichkeitspsychologische Gemeinsamkeiten verschiedener Völker.
- Typenlehre war und ist forschungsanregend (Vorbild für präzisere Operationalisierungen von div. Konstrukten – etwa Extraversion / Introversion bei Eysenck).
- Grundstein für eine – in Österreich gesetzlich anerkannte – psychotherapeutische Richtung.
Kritik
- Mangelhafte Präzision der Begriffe und Konzepte geringe Operationalisierbarkeit.
- Empirische Prüfbarkeit schwierig bis kaum gegeben.
Tags: analytische Persönlichkeitstheorie, Jung, Kritik
Quelle: S142
Quelle: S142
Kartensatzinfo:
Autor: coster
Oberthema: Psychologie
Thema: Differentielle Psychologie
Schule / Uni: Universität Wien
Ort: Wien
Veröffentlicht: 08.05.2013
Tags: WS2012/13, Georg Gittler
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