Wer ist George A. Kelly? Wie und wo arbeitete er?
George A. Kelly (1905‐1966): Wuchs in Kansas auf, studierte an mehreren Universitäten und erwarb das Doktorat an der Universität von Iowa.
Er entwickelte eine mobile psychologische Beratungsstelle in Kansas, war im 2. Weltkrieg Psychologe bei der Luftwaffe und lehrte später als Professor für Psychologie an der Ohio State University und an der Brandeis University.
Beispiel für seine klinische Arbeitsweise: Wenn ein Lehrer sich über die Faulheit eines Schülers in der Beratungsstelle
beklagte, dann versuchte Kelly die Verhaltensweisen des Kindes und das „Konstruktsystem“ des Lehrers zu verstehen,
die zusammen zum Vorwurf der Faulheit führten (= Neuformulierung des Problems).
- Analyse des Lehrers und Schülers - Problemlösung.
Kelly vertritt die Ansicht, dass es keine objektive Realität oder absolute Wahrheit gibt.
Jeder Mensch ist quasi Wissenschaftler, indem er – ausgehend von Ereignissen im sozialen Umfeld – Abstraktionen bildet (Konstrukte: Interpretationen bzw. Hypothesen über konkrete Ereignisse und Situationen), die als Ordnungsinstrument und als Prädiktoren für zukünftiges Geschehen dienen.
Er entwickelte eine mobile psychologische Beratungsstelle in Kansas, war im 2. Weltkrieg Psychologe bei der Luftwaffe und lehrte später als Professor für Psychologie an der Ohio State University und an der Brandeis University.
Beispiel für seine klinische Arbeitsweise: Wenn ein Lehrer sich über die Faulheit eines Schülers in der Beratungsstelle
beklagte, dann versuchte Kelly die Verhaltensweisen des Kindes und das „Konstruktsystem“ des Lehrers zu verstehen,
die zusammen zum Vorwurf der Faulheit führten (= Neuformulierung des Problems).
- Analyse des Lehrers und Schülers - Problemlösung.
Kelly vertritt die Ansicht, dass es keine objektive Realität oder absolute Wahrheit gibt.
Jeder Mensch ist quasi Wissenschaftler, indem er – ausgehend von Ereignissen im sozialen Umfeld – Abstraktionen bildet (Konstrukte: Interpretationen bzw. Hypothesen über konkrete Ereignisse und Situationen), die als Ordnungsinstrument und als Prädiktoren für zukünftiges Geschehen dienen.
Tags: Kelly, kognitive Persönlichkeitskonstrukte
Quelle: S132
Quelle: S132
Was ist die kognitive Persönlichkeitskonstrukttheorie von Kelly? (Grundlagen, Messung, therapeutischer Ansatz)
Kellys Theorie handelt also von den Bildern, die verschiedene Individuen von der Welt – insbesondere von ihrer menschlichen Mitwelt – und von sich selbst entwerfen.
Messmethode:
„Role Construct Repertory‐Test“ (REP‐Test): Der REP‐Test gibt Antwort auf die Frage nach der Komplexität der individuellen Beurteilungssysteme. Die Testprozedur ist nach Vorbild von Begriffsbildungsexperimenten gestaltet.
Durchführung des REP‐Tests:
- Zunächst bekommt die Tp eine Liste mit ca. 20‐30 „Rollen“ vorgelegt, die für (fast) alleMenschen große Bedeutung haben (z.B. Mutter, Vater, beliebter/unbeliebter Lehrer, Chef, ethisch hochstehende Person, Freund/in usw.)
- Zu jeder Rolle wird nun von der Tp eine konkrete Person benannt, danach gibt der Testleiter Variante 1 od. 2 des REP‐Tests vor.
2 Varianten des Tests:
Wichtig: Tp soll an ganz konkrete Menschen denken.
Analyse der REP‐Testdaten (auf unterschiedliche Weise möglich):
Therapeutischer Ansatz:
- Bildung von Konstrukten: Zumindest drei Elemente notwendig, von denen zwei als ähnlich miteinander wahrgenommen werden müssen und das dritte als verschieden von den beiden anderen.
- Anhand dieser individualtypischen „Konstrukte“ werden sowohl die eingetretenen Ereignisse auf ihre Stimmigkeit als auch die Konstrukte selbst auf ihre Brauchbarkeit hin überprüft, nötigenfalls modifiziert.
- Jeder Mensch ist also einerseits frei (in der Entwicklung des Konstruktsystems), andererseits determiniert (gebunden an die Handlungsbeschränkungen seiner Konstrukte). Kelly: „Ohne die Welt individuell zu konstruieren, wäre das Leben chaotisch“.
- Es gibt Kernkonstrukte, die grundlegend für das Funktionieren eines Menschen sind und periphere Konstrukte, die ohne ernsthafte Modifizierung der Kernkonstrukte geändert werden können.
- Kognitive Komplexität: Eine Person ist kognitiv um so „komplexer“, je mehr persönliche Konstrukte sie zur Kategorisierung und Unterscheidung ihrer sozialen Umwelt benützt.
Messmethode:
„Role Construct Repertory‐Test“ (REP‐Test): Der REP‐Test gibt Antwort auf die Frage nach der Komplexität der individuellen Beurteilungssysteme. Die Testprozedur ist nach Vorbild von Begriffsbildungsexperimenten gestaltet.
Durchführung des REP‐Tests:
- Zunächst bekommt die Tp eine Liste mit ca. 20‐30 „Rollen“ vorgelegt, die für (fast) alleMenschen große Bedeutung haben (z.B. Mutter, Vater, beliebter/unbeliebter Lehrer, Chef, ethisch hochstehende Person, Freund/in usw.)
- Zu jeder Rolle wird nun von der Tp eine konkrete Person benannt, danach gibt der Testleiter Variante 1 od. 2 des REP‐Tests vor.
2 Varianten des Tests:
Wichtig: Tp soll an ganz konkrete Menschen denken.
- Variante 1 (List‐Form): Testleiter gibt Tripel der Personen vor, zu denen die Tp ein individuelles Konstrukt nach dem Prinzip von Ähnlichkeit und Kontrast bilden muss.
- Variante 2 (Grid‐Form): die Rollen und die benannten Personen werden in einem „Gitternetz“ dargestellt. Die Tp muss ein Konstrukt finden, das zwei Personen zukommt („Punkt“) und der dritten nicht („leerer Punkt“). Das Personentripel ist durch den Testleiter festgelegt. - Danach soll die Tp auch noch alle anderen Personen bzw. Rollen danach beurteilen („x“), ob sie dem Ähnlichkeitspol des gebildeten Konstrukts entsprechen.
Analyse der REP‐Testdaten (auf unterschiedliche Weise möglich):
- Inhalt und Zahl der produzierten Konstrukte erlauben Rückschlüsse auf die kognitive Struktur und die wichtigsten Kategorien der Wahrnehmungsorganisation;
- Anzahl unabhängiger Konstrukte (wer herrschsüchtig ist, ist zumeist auch tat kräftig jedoch nicht verträumt) - kognitive Komplexität;
- Vergleich von „Personen“ (z.B. Selbst‐Wunschbild) etc.
- Interpretation von Inhalten; Kelly war primär an Inhalten interessiert, da er psychische Störungen als Folge überdauernder Anwendung invalider Konstrukte interpretierte (Intervention).
Therapeutischer Ansatz:
- was z.B. das Konstrukt Faulheit für einen Menschen bedeutet wissen wir erst, wenn wir die Gegebenheiten kennen, die das Konstrukt mit einschließt und welche als gegensätzlich angesehen werden.
- Ein häufiges Problem z.B. zwischen Partner ist die (Über‐)Betonung des Konstrukts „schuldig‐unschuldig“.
Tags: Kelly, kognitive Persönlichkeitskonstrukte, Persönlichkeitskonstrukttheorie
Quelle: S133
Quelle: S133
Was sind Befunde zur Persönlichkeitskonstrukttheorie von Kelly?
Positive Befunde:
Negative Befunde
Schlussbemerkung: Theorie war enorm forschungsanregend, heute ist es still geworden.
- Delinquente Jugendliche weisen stärkere Ausprägung in sozial‐abweichenden Komponenten ihrer Konstruktsysteme auf als Vergleichsgruppe (Heather, 1979);
- „Komplexe“ Menschen können besser das Verhalten ihnen bekannter Personen vorhersagen; auch sind sie eher imstande, ihre eigene Persönlichkeit und deren Unterschiede zu anderen herauszuarbeiten (Bieri et al., 1966).
- Eltern von kognitiv‐komplexen Kindern gewähren mehr Autonomie und sind weniger autoritär (Cross, 1966).
Negative Befunde
- Eltern von kognitiv‐komplexen Kindern gewähren mehr Autonomie und sind weniger autoritär (Cross, 1966).
- Null‐Korrelationen mit Reflexivität/Impulsivität (Köstlin‐Gloger & Rottmair, 1979).
Schlussbemerkung: Theorie war enorm forschungsanregend, heute ist es still geworden.
Tags: Kelly, kognitive Persönlichkeitskonstrukte, Persönlichkeitskonstrukttheorie
Quelle: S135
Quelle: S135
Was sind Stärken und Schwächen der Persönlichkeitskonstrukttheorie von Kelly?
Stärken der Theorie
Schwächen der Theorie
- Betonung des kognitiven Prozesses als zentralen Aspekt der Persönlichkeit
- Versucht sowohl die Ganzheit des Individuums (individuelles Konstruktsystem) als auch die Gesetzmäßigkeiten, nach denen Persönlichkeit im Allgemeinen "funktioniert", innerhalb einer Theorie abzudecken.
- Beinhaltet eine flexible, theoriebezogene Technik zur Personeneinschätzung und -erforschung (REP-Test).
Schwächen der Theorie
- Lässt wichtige Aspekte (Entwicklung, Emotionen, Motivation) der Persönlichkeit unberücksichtigt oder gibt dazu nur einen minimalen Beitrag.
- Operationalisierung trotz REP-Tests problematisch, weil eigentlich keine standardisierte "Messung" der indivudellen Konstrukte vorliegt (Was sind die eigentlichen Testscores? Wie sind sie zu interpretieren?)
- Kognitive Komplexität ist bisher nicht mit einem allgemeinen Forschungs- und Theorieansatz innterhalb der Kognitiven Psychologie verbunden.
- Hat nicht zu Ergebnissen geführt, die die Theorie "verbreitern" (seit 1955 keine neuen theoretischen Entwicklungen in der Persönlichkeits-Konstrukttheorie)
Tags: Kelly, kognitive Persönlichkeitskonstrukte, Persönlichkeitskonstrukttheorie
Quelle: S135
Quelle: S135
Kartensatzinfo:
Autor: coster
Oberthema: Psychologie
Thema: Differentielle Psychologie
Schule / Uni: Universität Wien
Ort: Wien
Veröffentlicht: 08.05.2013
Tags: WS2012/13, Georg Gittler
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