Welche humanistisch und tiefenpsychologisch orientierte Persönlichkeitstheorien gibt es?
- Humanistische Persönlichkeitstheorie von Carl R. Rogers
- Analytische Persönlichkeitstheorie von Carl G. Jung
- R/S Konstrukt (Bruner & Postman 1947) - Persönlichkeitsmerkmal "Repression versus Sensitization"
Tags: analytische Persönlichkeitstheorie, humanistische Persönlichkeitstheorie, Jung, Repression, Rogers, Sensitization
Source: S136
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Was kennzeichnet Struktur und Prozess im humanistische Persönlichkeitstheorie?
(Rogers)
Struktur(Was für ein Mensch?)
Rogers unterscheidet zwei Komponenten
Prozess(Warum verhält er/sie sich so?)
3 Hauptmotive menschlichen Verhaltens
Struktur(Was für ein Mensch?)
Rogers unterscheidet zwei Komponenten
- (Real‐)Selbst: verstanden als bewusstes, kohärentes und integriertes Wahrnehmungsmuster, das jene Teile des individuellen Wahrnehmungsfeldes enthält, die mit „mein“, „ich“ oder „selbst“ bezeichnet werden. Beschränkung auf „bewusst“ deshalb, weil unbewusste Wahrnehmungsinhalte nach Rogers nicht objektiv gemessen werden können.
- Ideal‐Selbst: jenes Selbstkonzept, das ein Individuum am liebsten besitzen würde (= Inhalte, die vom betreffenden Individuum besonders hoch und bedeutend eingeschätzt werden). Inhalte vorwiegend kulturell geprägt und beinhalten Standards, denen die Person selten oder nie entsprechen kann.
Prozess(Warum verhält er/sie sich so?)
3 Hauptmotive menschlichen Verhaltens
- Selbstaktualisierung (Selbstverwirklichung) „Grundlegende Tendenz, den Erfahrungen machenden Organismus zu aktualisieren, zu erhalten und zu erhöhen“ (Rogers, 1951);beinhaltet die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit von einer- einfachen zu einer differenzierten, integrierten Struktur,- von Abhängigkeit in Richtung Unabhängigkeit und- von Starrheit in Richtung Veränderung.Diese „Lebenstendenz“ („force of life“) stellt etwas Fundamentales und Universelles dar; sie ist auch auf den nicht‐menschlichen, organischen Bereich übertragbar (Rogers nennt als Beispiel Ökosysteme z.B. Regenwälder).
- Konsistenz / Kongruenz Konsistenz = Konfliktfreiheit zwischen einzelnen SelbstwahrnehmungenKongruenz = Konfliktfreiheit zwischen Selbstwahrnehmung und der aktuell erfahrenen Realität.Im Konfliktfall (= Inkongruenz), es entsteht das spannungsgeladene Gefühl der Angst.Abwehrmöglichkeiten:- z.B. mit Verleugnung der Realität- oder (häufiger) mit Wahrnehmungsverzerrungen - Neurose = Teufelskreis immer größer werdender Inkongruenz und daraus resultierender zunehmender Angst;- Psychose = Zusammenbruch der Abwehrmöglichkeiten, das „Selbst“ zerfällt in nicht mehr zusammenhängende Teile“ (= Inkonsistenz) - unangepasste, unlogisch erscheinenden und nicht nachvollziehbare Verhaltensweisen.
- Notwendigkeit bedingungsloser positiver Anerkennung (unconditional positive regard) Das Erfülltwerden der Bedürfnisse nach Wärme, Respekt, Sympathie, Liebe usw. Steht im Gegensatz zu conditional positive regard, also zu jener Art der Anerkennung, die an bestimmte Bedingungen geknüpft ist; letztere mag zwar gesellschaftlichen Werten bzw. Bedürfnissen entsprechen, kann aber in Widerspruch zur Selbstaktualisierungstendenz stehen.
Tags: humanistische Persönlichkeitstheorie, Rogers
Source: S136
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Was kennzeichnet das Menschenbild in der humanistischen Persönlichkeitstheorie?
(Rogers)
Das Menschenbild der Humanistische Persönlichkeitstheorie ist gekennzeichnet:
Das Menschenbild der Humanistische Persönlichkeitstheorie ist gekennzeichnet:
- durch den Glauben an das Gute im Menschen,
- durch die Ansicht, dass jeder Mensch freiwillig in Richtung Selbstaktualisierung (self actualization), Reife und Sozialisation strebt (wenn keine hemmenden gesellschaftlichen und/oder kulturellen Umstände entgegenstehen),
- durch Toleranz anderen und anderem gegenüber.
Tags: humanistische Persönlichkeitstheorie, Rogers
Source: S136
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Wie kann die Messung der Konstrukte in der humanistischen Persönlichkeitstheorie erfolgen?
Messung der Konstrukte mittels verschiedener Techniken:
- Q‐Sort (Question Sort; Methode stammt von Stephenson, 1953): Kärtchen mit Selbstbeschreibungen (Statements) werden vorgegebenen Zustimmungskategorien zugeordnet. ↔ Gegensatz zur klass. Fragebogen‐Technik, in der Ausprägungsgrade den Statements (durch Ankreuzen) zugeordnet werden.- Testleiter kann eine bestimmte Verteilung der Kärtchen über die einzelnen Kategorien vorgegeben (z.B. NV, Gleichverteilung), um etwa zu „provozieren“, daß auch die Randbereiche der Skala verwendet werden.- Die Tpn können ihre bereits getroffenen Zuordnungsentscheidungen jederzeit revidieren (entfall des „Juroren‐ Dilemmas“).
- Adjektivlisten: Hier sucht die Vpn jene Adjektive aus einer vorgegebenen Adjektivliste heraus, die auf sie besonders zutreffen.
- Semantisches Differential (Osgood, 1953): Einschätzung von Begriffen (z.B. „Mein Selbstbild“ oder „Mein Idealbild“) auf vorgegebenen Skalen adjektivischer Gegensatzpaare.Rogers wandte diese Technik an, um Diskrepanzen zwischen Real‐Selbst und Ideal‐Selbst quantifizieren zu können.
- Fragebogen zu Selbstaktualisierungstendenz (von Jones & Crandall, 1986): Beispielitems (aus Pervin, 1993, S. 205):- „Es ist immer notwendig, dass andere das bestätigen, was ich tue“ (‐)- „Ich befürchte immer, einer Situation nicht gewachsen zu sein“ (‐)- „Ich schäme mich wegen keines meiner Gefühle“ (+)- „Ich glaube, dass Menschen im Innersten gut sind und dass man ihnen vertrauen kann“(+)
Tags: humanistische Persönlichkeitstheorie, Methoden, Rogers
Source: S138
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Wie erfolgt eine Intervention nach der humanistischen Persönlichkeitstheorie? Was muss dabei beachtet werden?
(u.a. Rogers)
Non‐direktive, klienten‐zentrierte Gesprächspsychotherapie
Bereits in 1940er Jahren: Untersuchung jener Variablen des therapeutischen Prozesses, die eine Psychotherapie besonders erfolgreich machen. Analyse zahlreicher Tonbandprotokolle / Mitschnitte aus Beratungssitzungen.
3 wesentlichen Variablen:
Diese „Faktoren“ sollen sicherstellen, dass Klient seine „Maske fallen lassen“ kann und – unbeeinflusst von der Gesellschaft und ihren Anforderungen – wieder in Kontakt mit der eigenen Selbstaktualisierungstendenz kommt.
Non‐direktive, klienten‐zentrierte Gesprächspsychotherapie
Bereits in 1940er Jahren: Untersuchung jener Variablen des therapeutischen Prozesses, die eine Psychotherapie besonders erfolgreich machen. Analyse zahlreicher Tonbandprotokolle / Mitschnitte aus Beratungssitzungen.
3 wesentlichen Variablen:
- Empathie = Fähigkeit des Therapeuten, sich in die Gedankenwelt und das emotionale Empfinden seines Klienten einzufühlen;
- Echtheit (Kongruenz) = Fähigkeit, mit dem Klienten ehrlich „umzugehen“, und sich als Therapeut nicht hinter einer Fassade zu verstecken.
- Akzeptanz = Fähigkeit, den Klienten als das zu akzeptieren, was er ist, und ihm (bedingungslosen) Respekt und pos. Wertschätzung entgegenzubringen.
Diese „Faktoren“ sollen sicherstellen, dass Klient seine „Maske fallen lassen“ kann und – unbeeinflusst von der Gesellschaft und ihren Anforderungen – wieder in Kontakt mit der eigenen Selbstaktualisierungstendenz kommt.
Tags: humanistische Persönlichkeitstheorie, Intervention, Rogers
Source: S138
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Was sind die Stärken und Schwächen der humanistischen Persönlichkeitstheorie?
Stärken der Theorie:
Schwächen der Theorie:
- Versuch einer holistischen, integrierten Betrachtungsweise d. Persönlichkeit.
- Ernsthaftes Bemühen, naturwissenschaftlich‐empirische und tiefenpsychologisch orientierte Ansätze unter dem Mantel der humanistischen Psychologie zusammenzufassen.
- Große Bedeutung im Bereich der Klinischen Psychologie und Psychotherapie wegen der systematischen Untersuchung von Variablen erfolgreicher Therapien.
Schwächen der Theorie:
- Mangel an objektiven, psychometrisch abgesicherten Verfahren, die über Selbstbeschreibung hinausgehen.
- Fokussierung auf bestimmte Bereiche des menschlichen Seelenlebens (nur „Bewusstes“).
- Geringe Präzision der verwendeten Begriffe, kasuistische Orientierung, fehlender Bezug zu exakten Einzelbeobachtungen.
Tags: humanistische Persönlichkeitstheorie, Kritik, Rogers
Source: S138
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Author: coster
Main topic: Psychologie
Topic: Differentielle Psychologie
School / Univ.: Universität Wien
City: Wien
Published: 08.05.2013
Tags: WS2012/13, Georg Gittler
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